Mit dem E-Bike zur 12-Apostel-Brücke bei Bad Bibra
- Geschrieben von Portal Editor
Herbstlicher Sonnenschein und das Verlangen nach Bewegung, einmal mehr die gewichtigsten Gründe, sich auf unsere HNF-Räder zu setzen und die noch immer neue Umgebung näher zu erkunden. Unsere Devise, die immer wieder bestätigt wird: es gibt noch so vieles zu Entdecken, man muss es nur wollen.
Und immer wieder wird es dann zu Überraschungen kommen, die weder zu erwarten noch zu planen sind, so auch am vergangenen Wochenende.
Über die herrlich gelegene Sportanlage bei Billroda an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt sollte es auf Nebenstrecken nach Bad Bibra gehen, einem kleinen Ort, der für seine Bäder- und Kneippkultur bekannt ist.Ohne große Vorbereitung, ok, ein paar Brote für einen Zwischenstopp wurden geschmiert und etwas Tee in der Thermoskanne mitgenommen und schon ging es los. Besagter Sportplatz führte dann zu einigen Fotos, dann weiter über die Ortschaft Tauhardt in Richtung Wallroda, wo wir dann in Richtung der Landstrasse 178 abbogen. Hier die Begegnung mit der neuen Eisenbahnbrücke Saubachtalbrücke der ICE Linie Erfurt - Leipzig, die wenig später in den Finne-Tunnel führt. Und es sollte nicht die letzte „Brücke“ sein.
Fast parallel zum Saubach und zur Landstrasse 176 führt ein „grüner“ Wander-Radweg bis nach Bad Bibra hinein.
Viadukt „Apostelbrücke“ bei Bad Bibra
Unsere Überraschung war groß, als wir auf ein Seitental stießen, dass von einem Eisenbahnviadukt überspannt war. Schnell war das Interesse an diesem monströsen Bauwerk geweckt, erste Recherche via Internet „organisiert“ und Fotos gemacht.
Am 11. März 1908 war im Ratskeller zu Laucha der Bau einer Bahnstrecke von Laucha nach Kölleda beschlossen worden und noch im selben Jahr hatten die Projektierungsarbeiten begonnen. Baubeginn war am 8. Mai 1912. Bereits am 1. Mai 1914 wurde die Strecke zwischen Kölleda und Lossa, am 1. Juli zwischen Lossa und Billroda und am 1. Oktober des gleichen Jahres zwischen Billroda und Laucha eröffnet.
Heute leider stillgelegt, war die Bahnstrecke Laucha–Kölleda, besser bekannt unter dem Namen Finnebahn, eine eingleisige Nebenbahn im heutigen Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie zweigt in Laucha von der Unstrutbahn ab und trifft in Kölleda auf die Bahnstrecke Straußfurt–Großheringen. Hervorzuheben sind zwei unter Denkmalschutz stehende Viadukte im Saubachtal, die 29 Meter hohe und 100 Meter lange Schnecktalbrücke sowie die 20 Meter hohe 12-Apostel-Brücke, die wir jetzt vor uns sahen. Im Jahr 1944 verkehrten werktags fünf und sonntags drei Zugpaare.
Demontage als Reparationsleistung – das Ende der Finnebahn?
Im November 1947 wurde die Strecke zwischen Kölleda und Lossa als Reparationsleistung an die Sowjetunion demontiert. Nach der Einstellung des Personenverkehrs am 30. November 1967 bis Lossa blieb die Strecke für sowjetische Armeeverladungen erhalten. Der Personenverkehr Bad Bibra–Lossa wurde am 25. Mai 1968 und Laucha–Bad Bibra am 30. September 1973 eingestellt. Güterverkehr gab es bis Lossa noch bis 31. Dezember 1993, bis Bad Bibra noch bis zum 31. Dezember 1994. Das Reststück galt noch lange Zeit als Rangiergleis des Bahnhofes Laucha, ist bis heute (2009) als Bahnstrecke gewidmet und mit Ausnahme der Bahnhofsanlagen in Lossa noch vorhanden. Das Gleis der Finnebahn besitzt jedoch in Laucha keine funktionsfähige Verbindung zur Unstrutbahn mehr.
Zwischen Bad Bibra und Saubach überquert der schon erwähnte Neubau der Strecke Erfurt–Leipzig/Halle die Finnebahn. Hierfür wurde 2002 unmittelbar hinter der Saubachtalbrücke eine Überführung über die Finnebahn gebaut, obwohl der Zugverkehr hier längst eingestellt und das Gleis demontiert ist.
Auf einem Teil der stillgelegten Strecke verläuft heute der Finne-Wanderweg. Gut so, aber …...
Demontage des Schienennetzes geht unaufhörlich weiter
Welcher Anteil des LKW Schwerlastverkehrs durch eine andere Verkehrspolitik wohl weg von den Bundesautobahnen und Landstraßen auf die größtenteils noch vorhandenen Schienen geschafft werden könnte, wird wohl weiterhin ein Geheimnis der Politik bleiben. Just in time Lieferanforderungen aus der Industrie, die Verlagerung von Lagerkapazitäten auf die LKW und damit auf die Straßen, sind das Ergebnis von Jahrzehnten falscher Wirtschafts- und Verkehrspolitik aus einer politischen Ausrichtung, die zu Chaos und Toten und viel Stillstand auf den Straßen geführt haben. Ist tatsächlich mal ehrlich und objektiv berechnet worden, von Nachhaltigkeit sprechen wir besser nicht, was die Volkswirtschaft allein durch die täglichen Staus auf den Straßen verliert? Von den zahllosen Dauerbaustellen einmal ganz zu schweigen.
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