Komturei Marseille – Öffnung einer Kirche der Templer?
- Geschrieben von Portal Editor
Auf dem Weg zum Hafen von Marseille über die Festungsanlage, sahen wir die Kirche St.-Laurent und direkt am Eingang zwei Herren, die wie Templer gekleidet (allerdings ohne Schwert wie die Ritter des Templerordens) die scheinbar wenigen Besucher empfingen.
Allein die beiden Templer weckten unser Interesse, zumal einer der Herren uns freundlich zuwinkte als wir näherkamen. Natürlich galt unser Interesse auch dem Kirchenbau an sich, denn die Kirche wurde bereits im Jahr 1150 aus dem rosa Stein aus La Couronne im schlichten romanischen Stil der Provence erbaut und dann dem Heiligen Laurentius von Rom geweiht.
Ursprünglich befand sich an der Stelle wohl ein griechischer Tempel aus der Gründungszeit der Stadt Massilia und später eine 870 von Bischof Babon errichtete Befestigungsanlage, wie bei Grabungen in der direkten Umgebung sichtbar wurde. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche umgestaltet, mit der Seitenkapelle Ste-Catherine ausgestattet und der achteckige Turm errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1943 bei der Sprengung des Altstadtviertels durch die deutschen Besatzer stark beschädigt und erst in neuerer Zeit restauriert.
Uns fiel insbesondere die geringe Ausschmückung und Schlichtheit der Kirche auf, ganz im Gegensatz zu den „prunkvoll mit Gold überladenden Kathedralen“ anderer Glaubensausrichtungen auf. Lediglich zwei Statuen aus bemaltem und teils vergoldetem Holz aus dem späten 18. Jahrhundert zeigen die Mutter Gottes und den Heiligen Laurent. Die Kirche enthält auch eine große Anzahl nummerierter Bodenplatten, die ursprünglich Grabsteine waren.
Gründung des Templerordens in Jerusalem
Der Orden der Tempelritter wurde im Jahr 1119 in Jerusalem gegründet, nachdem Kreuzritter die Heilige Stadt im Jahr 1099 erobert hatten. Damals besaß die Sicherung der Pilgerwege auf dem Weg und durch das Heilige Land oberste Priorität. Mit dieser Aufgabe wurde seiner Zeit der Templerorden betraut, deren Mönche das Beten ebenso verinnerlicht hatten wie den Kampf mit dem Schwert. Zur Mitte des 12. Jahrhunderts erhielten die Tempelritter vom König von Aragon aus Dankbarkeit für ihre Dienste weite Ländereien in der Provence und auf dem Larzac-Plateau geschenkt. Von ihren Ordenssitzen aus betrieben die Ordensbrüder allerdings auch einen schwunghaften Waffenhandel.
Zusätzlich betätigten sie sich als Geldverleiher, die zu hohen Zinsen Pilgerreisen nach Jerusalem finanzierten. Diese Tätigkeiten brachten dem Orden der Tempelritter ein enormes Vermögen ein. Mit dem Reichtum wuchs die Macht, von der sich König Philipp IV., genannt "Der Schöne", zu Beginn des 14. Jahrhunderts zunehmend bedroht sah. Im Jahr 1307 löschte er den Orden aus und beschlagnahmte das gesamte Vermögen.
Alten Legenden zufolge soll sich nur einen Fußmarsch vom provenzalischen Ruinendorf Châteauneuf entfernt ein Mitglied des Templerordens in einer Höhle versteckt haben.
Was aus dem Mönch geworden ist und ob sein Versteckspiel mit dem sagenumwobenen Schatz der Tempelritter oder dem Heiligen Gral zu tun hat, ist nicht überliefert.
Der Templerorden besaß bis ins Mittelalter zahlreiche Kommenden, in denen Ordensangehörige lebten.
Die Kommenden dienten nicht zuletzt zur Finanzierung des Kampfes der Ordensritter gegen die Muslime. Wie in anderen Orden auch waren die Niederlassungen in regionalen Provinzen zusammengefasst.
Bedeutung des Hafens von Marseille für die Templer
Marseille und sein Hafen waren von strategischer Bedeutung für die Ritterorden in der Provence, auch wenn die Stadt nicht der einzige Hafen war. Spätestens ab dem 13. Jahrhundert hatten die Templer in Marseille auch einen Commendator navis bzw. Magister Passagium stationiert. 1212 wurde den Templern die Befreiung von der Hafensteuer zugesagt, was (ebenso wie bei den Johannitern) zu erheblichen Querelen mit der Stadtautorität um den Verlust der Einkünfte führte.
Erst 1233 kam es zu einer Übereinkunft der Stadt mit Vertretern beider Orden, dass jeder jährlich zwei Schiffe in den Orient fahren lassen dürfe, unabhängig von Waren und Mannschaften für den eigenen Bedarf. Doch noch 1246 und 1247 musste Papst Innozenz IV. die Marseiller Kommune immerhin dreimal ermahnen, die Templer unbehelligt ihre Schiffe beladen zu lassen. Bedauerlicherweise erlaubt der Totalverlust der Ordensarchive in Marseille keine Aussage über den Ursprung der dortigen Ordenshäuser und lässt auch zahlreiche der kommerziellen und finanziellen Aktivitäten beider Orden im Dunkeln.
Schiffe unter dem Kommando des Templerordens waren in Marseille stationiert, um den Pilgerverkehr zu unterstützen. Namentlich bekannt sind die “Bonne-Aventure” um 1248 und die “Rose” um 1290. Hierbei ist jedoch nicht nachweisbar, ob die Orden tatsächlich Eigentümer der Schiffe waren, oder diese nur für ihre Zwecke gemietet hatten.
Marseiller Händler benutzten Schiffe der Johanniter oder der Templer zunächst vornehmlich für den Geldtransfer in den Orient. In der Vorbereitung diverser Pilgerfahrten und Kreuzzugsunternehmungen größeren und kleineren Ausmaßes fungierten Vertreter der Johanniter und Templer aus den Ordenshäusern von Marseille oft als finanzielle Unterhändler oder traten als Garanten für die ordnungsgemäße Ausrüstung in Auftrag gegebener Schiffsausrüstungen auf.
Die Templer besaßen auch eine Niederlassung und eine Kirche in der Ville Vicomtale direkt im Hafen, am Platz der heutigen, aus dem 15. Jahrhundert stammenden Kirche St-Ferreol, und, wie eine Aussage aus den Prozessakten gegen den Orden vom Anfang des 14. Jahrhunderts nahelegt, auch eine kleinere Besitzung mit Kapelle ‚in quadam insula prope Massiliam’.
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