Ausflugsziel: Lechtal zur Zeit der Blüte des Frauenschuhs
- Geschrieben von Portal Editor
Bald schon ist es wieder soweit, denn dann zieht es Liebhaber der Natur und insbesondere der Freunde des Frauenschuhs in das Tiroler Lechtal, denn in den schönsten Türkisnuancen fließt die Lech durch das Tal.
Manchmal stürmisch, manchmal sanft, denn die Lech lässt sich nicht gerne eindämmen und schon gar nicht in seinem Flussbett einschränken. Der Lech ist wild und frei und er prägt die Menschen, die in seinem Tal, an seinen Ufern leben oder durch das Tal wandern, da es noch etwas ganz Besonderes gibt. Wir nehmen Sie als Leser des alaturka-Portals mit auf eine faszinierende Reise durch die ursprüngliche Natur und einen unvergleichlich schönen Lebensraum, den es zu erhalten gilt: Heißt - nicht berühren oder gar ausgraben. Und wenn Fotos bitte das Teleobjektiv nutzen!
Hunderte Besucher kommen zur Blüte des Frauenschuhs
Jedes Jahr im Spätfrühling zwischen ca. Mitte Mai und Mitte Juni zieht es die Bewunderer in ihren Bann: die Frauenschuh-Blüte im Lechtal. Zwar gibt es weitere Regionen, die zur Orchideenblüte besonders anziehend wirken, doch das Lechtal hat schon etwas Eigenes, denn als eine der prächtigsten wildwachsende Orchideenarten Europas noch dazu im wildromantischen Lechtal erobert der überwiegend gelbe Frauenschuh die Herzen seiner Besucher im Sturm.
Als Pflanze mit besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum ist der Frauenschuh europaweit geschützt. In der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union wird er in der Liste der sogenannten prioritären Arten aufgeführt, für die besondere Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen. Während in der Vergangenheit das Ausgraben der Pflanzen durch Sammler und Händler ein wesentlicher Gefährdungsfaktor war, leidet der Frauenschuh heute vor allem an Verschattung durch immer dichter werdende Wälder und die Aufgabe traditioneller Waldnutzungsformen.
Der Gelbe Frauenschuh wächst vor allem in lichten Wäldern und bevorzugt kalkhaltige Böden. Auch Deutschland liegt im Hauptverbreitungsareal der Art, das sich über weite Teile Europas und Asiens erstreckt. Weltweit gibt es rund 50 weitere Frauenschuharten. In der bundesweiten Roten Liste ist der bundesweit als „gefährdet“ (Kategorie 3) eingestuft, regional ist die Gefährdung oft deutlich größer. Die größten Vorkommen gibt es noch in den alpinen und Mittelgebirgsregionen von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und Niedersachsen.
Frauenschuhe werden bis zu 60 Zentimeter hoch und blühen im Mai und Juni. Der namengebende, so genannte Schuh ist der pantoffelförmige Blüten-Vorderteil, der als eine Art Falle für Insekten dient. Ein dünner Ölfilm an den Rändern sorgt dafür, dass angelockte Insekten kaum Halt finden und ins Schuh-Innere abgleiten. Der einzig sichere Weg nach draußen führt an der Blütennarbe vorbei, so dass im Vorbeigehen automatisch die Pflanze bestäuben.
Der beste Schutz für den Gelben Frauenschuh
Wir können der schönen Orchidee helfen, daneben hängt es nicht selten hängt von Landwirten und Förstern ab, ob und wie sich die Bestände des Gelben Frauenschuhs entwickeln können. Hier einige grundlegende Tipps, wie Schäden vermieden oder die Lebensräume der Orchidee sogar verbessert werden können:
- Lichte Waldformen fördern, beispielsweise Mischwälder mit Bäumen verschiedener Altersklassen und auch einigen Nadelbäumen
- Alte Waldnutzungsformen (z.B. Niederwaldwirtschaft) erhalten und fördern
- Gegebenenfalls das Lichtangebot für Frauenschuhbestände verbessern, beispielsweise durch Entnahme einzelner Bäume
- Breite Waldsäume von 30 bis 40 Metern Breite fördern und erhalten
- Wälder mit Frauenschuhvorkommen nur schonend und ohne schwere Maschinen nutzen
- Bei unumgänglichen Fällungen an einem Wuchsort, Orchideen auf keinen Fall ganz freistellen; Äste und Schnittgut komplett entfernen
- Windwurfflächen, die nicht wieder aufgeforstet werden, können sich zu neuen Frauenschuh-Lebensräumen entwickeln
- Bedingungen für Bestäuber (v.a. Sandbienen) in der Nähe von Frauenschuhbeständen verbessern. Als Nistplätze für Sandbienen eignen sich beispielsweise Magerrasen, Säume oder offene, nach Süden ausgerichtete sandige Bereiche
- Wegränder im Sommer nicht mähen, damit im Wald lebende Wildbienen genug Nahrung finden
- Keine Fungizide im Wald verwenden (Mykorrhizapilze!)
- Offene Lebensräume vor Verbuschung schützen, beispielsweise durch extensive Beweidung
Lebensbedingungen wie für viele Arten verschlechtern sich
Leider haben sich die Lebensbedingungen für den Gelben Frauenschuh vielerorts stark verschlechtert. Naturnahe Wälder sind selten geworden, althergebrachte Waldnutzungsformen werden aufgegeben und die Forst- und Landwirtschaft intensiviert, denn eine gewisse Menge an Licht ist für den Frauenschuh lebensnotwendig.
An Standorten, an denen beispielsweise durch eine Intensivierung der Waldwirtschaft helle Wälder in dunkle Fichtenforste umgewandelt wurden oder Kalkmagerrasen verbuschen, hat die Pflanze schlechte Karten. Kommt nicht mehr genügend Licht bei ihr an, bildet die Halbschatten liebende Orchidee keine Blüten mehr aus.
Neben den genannten ökologischen Problemen leiden die Bestände unter dem sogenannten Orchideentourismus. Denn alleine ist man nicht, wenn man zur Blütezeit einen der Standorte des Gelben Frauenschuhs besucht. Bekannte Vorkommen werden in der Hochsaison Jahr für Jahr von Menschenmengen besucht. „Blumenfreunde“ graben Pflanzen aus oder sind mit dem Fotoapparat auf der „Jagd“ nach dem bestmöglichen Foto.
Dabei zertreten sie benachbarte Pflanzen oder – was noch schlimmer ist – verdichten den Boden rund um die Orchideen. So ist es kein Wunder, dass wichtige Vorkommen mancherorts zur Blütezeit von Naturschützern bewacht oder Standorte vor der Allgemeinheit geheim gehalten werden.
Insbesondere das Pflücken oder Ausgraben bedroht die begehrte Orchidee an vielen Standorten. Dabei ist diese Sammelwut mancher Pflanzenliebhaber nicht nur egoistisch und illegal, sondern auch völlig sinnlos. Denn der Gelbe Frauenschuh ist auf einen ganz bestimmten Wurzelpilz angewiesen, einen Mykorrhizapilz der Gattung Rhizoctonia. Dieser kommt nur in Wäldern vor, in denen auch Nadelbäume wachsen. In Gärten können sie deshalb nicht keimen. Schon im nächsten Frühjahr ist es also vorbei mit der Pracht. Pech für den Hobbygärtner –vor allem aber für die Orchidee.
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