Fort Saint-Jean – imposante Stadtbefestigung am Hafen

Fort Saint-Jean – imposante Stadtbefestigung am Hafen

Nach dem doch etwas enttäuschenden Versuch des Besuchs der Kathedrale von Marseille aufgrund der hohen Anzahl touristischer Besucher wandten wir uns dem Hafen, besser gesagt der imposanten Festung am Hafen zu.

Ein riesiges Bauwerk mit extrem hohen Mauern und Umgängen, die heute natürlich nicht mehr der Verteidigung dienen, deshalb mit prächtig blühender Flora geschmückt sind. Wir waren begeistert.

Festungsanlage Fort Saint-Jean am Hafen

festung saint jean 05Das Fort Saint-Jean ist eine Festungsanlage in Marseille, die 1660 unter Ludwig XIV. am Eingang zum Alten Hafen gebaut worden war. Seit 2013 ist das Fort durch zwei Fußgängerbrücken mit dem historischen Viertel Le Panier und dem Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers verbunden, auf das wir später noch eingehen werden. Aber eins nach dem anderen.

Von der Kathedrale kommend, waren wir entlang der Panoramastraße mit herrlichem Blick auf den Hafen und auf das gegenüber liegende Fort Saint-Nicolas bis zur Fußgängerbrücke zur Festung gegangen, die wir dann durch einen schmalen Gang im Gemäuer betraten. Hier fand, wie in einigen öffentlich zugänglichen Bereichen, eine Gepäckkontrolle statt, die aufgrund der zahlreichen islamistischen Anschläge wohl durchaus angebracht sind. Ausgesprochen freundlich aber bestimmt die Tascheninspektion, waren wir nach der Kontrolle in der massiven Festung angekommen.

Erklärung Ludwig XIV. gegenüber der Bürger Marseilles

festung saint jean 03Das Fort Saint-Jean wurde an einer Stelle erbaut, die vorher vom militärischen Zweig des Johanniterordens besetzt war, von dem das neue Gebäude seinen Namen erhielt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens wurde gleichzeitig das Fort Saint-Nicolas errichtet. Ludwig XIV. sagte zu seinem Bau: „Wir haben festgestellt, dass die Einwohner von Marseille sehr gern schöne Festungen besitzen. Wir wollten eine eigene am Eingang dieses großen Hafens haben.“ Tatsächlich wurden die beiden neuen Festungen eher als Reaktion auf einen lokalen Aufstand gegen den lokalen Gouverneur als zur Verteidigung der Stadt errichtet. Ihre Kanonen zeigten nach innen in Richtung Stadt, nicht nach außen in Richtung Meer. Zwei frühere Gebäude wurden in die Struktur des Forts einbezogen: die Kommende der Ritter des Johanniterordens von Jerusalem aus dem 12. Jahrhundert, die während der Kreuzzüge als klösterliches Hospital diente, und der Turm von René I., Graf der Provence, aus dem 15. Jahrhundert.

Zur weiteren Geschichte des Forts Saint-Jean

festung saint jean 04Während der Französischen Revolution, im April 1790, wurde Fort Saint-Jean von einem revolutionären Mob erobert, der den Chevalier de Beausse, den Kommandeur der königlichen Garnison, enthauptete, nachdem er sich geweigert hatte, die Festung zu übergeben. Anschließend wurde das Fort als Gefängnis genutzt, in dem Louis Philippe II., Herzog von Orléans, und zwei seiner Söhne untergebracht waren. Nach dem Sturz von Maximilien de Robespierre im Jahr 1794 wurden rund hundert jakobinische Gefangene in der Festung massakriert.

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert befand sich Fort Saint-Jean im Besitz der französischen Armee, die es als Kaserne und Lazarett für die in den afrikanischen Kolonien eingesetzten Truppen nutzte. Während der Jahre, in denen die französische Fremdenlegion hauptsächlich in Nordafrika stationiert war (1830 bis 1962), war die Festung eine letzte Station für Rekruten der für die Grundausbildung in Algerien bestimmten Legion.

festung saint jean 02Während des Zweiten Weltkriegs wurde Fort Saint-Jean im November 1942 von der Deutschen Wehrmacht besetzt. Während der Befreiung von Marseille im August 1944 zerstörte die Explosion eines Munitionsdepots im Fort einen Großteil seiner historischen Zinnen und Gebäude. Danach war das Fort Saint-Jean wieder im Besitz der französischen Armee, wurde aber vernachlässigt und stillgelegt.

1960 wurde es an das Kulturministerium übergeben und 1964 als historisches Denkmal eingestuft. Die beschädigten Teile wurden zwischen 1967 und 1971 rekonstruiert.

2013 wurde das Fort Saint-Jean Teil des Museums der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers (MuCEM).

Wie üblich bei unseren Erkundungen hatten wir ein kleines Vesper Packet dabei, dass wir bei herrlichem Ausblick auf den Hafen, das Museum MUCEM und wundervollem Sonnenschein auf einer Bank in der Festung Saint-Jean zu genießen wussten, natürlich mit echten Croissant und Gebäck. Das Leben kann so schön sein!

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