Straßenmusik – Zwischenstopp am Hafen von Marseille
- Geschrieben von Portal Editor
Wie in vielen Städten hat sich auch in Marseille die Straßenmusik in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts als Form der Kleinkunst für die breite Öffentlichkeit neu etabliert.
So waren wir während unseres ersten Erkundungsgangs am Hafen Vieux Port auch nicht besonders verwundert, hier auf verschiedene Straßenmusiker in Form von Solisten und / oder Gruppen zu treffen, die ihre Kunst bei herrlichem Wetter feilboten. Besonders anziehend empfanden wir hier eine Bläsergruppe namens Fanf`Phoceennes, allesamt in farbenprächtigen Latzhosen mit weißen Hemden gekleidet, die hier ein Einführungsständchen für das anstehende Tonfestival der Fanfaren am 3. und 4. Mai 2024 zum Besten gaben. Mit viel Schwung in Rhythmus und Bewegung versammelten sich schnell zahlreiche Zuhörer und es begann das Publikum sogar zum Tanz zu animieren.
Straßenmusik – Hilfe zur Finanzierung des Lebens
Straßenmusiker oder Barden gibt es allerdings schon mindestens seit der frühen Antike, wie von den Wandersängern der vorhomerischen Zeit und besonders aus dem alten Iran bekannt ist. Die früheste Erwähnung keltischer Barden findet sich bei Diodorus Siculus und Strabo, die sie gemeinsam mit den Druiden erwähnen. Poseidonios sieht in den Barden Höflinge der keltischen Fürsten und vergleicht sie mit den griechischen Rhapsoden.
Die Barden erscheinen hauptsächlich als Dichter, Sänger, Musiker (auf der „Krotta“ oder Leier) und Lobpreiser, ihre genaue Beziehung zu Druiden und Vaten bleibt im Dunkeln. Jedoch sind sich die Autoren dahingehend einig, dass den Barden nicht das Recht zustand, den Göttern zu opfern, weshalb sie nicht zur Priesterklasse zu zählen sind. Der griechische Philologe Hesychios von Alexandria schreibt „Die Barden sind die Sänger der Galater“, also der Kelten und der römische Grammatiker Sextus Pompeius Festus sagt von ihnen: „Die Gallier bezeichnen als Barden den Sänger, der das Lob tapferer Männer singt.“
Bekannt wurden aus der Literatur der Barde Ossian aus James Macphersons gleichnamiger Dichtung und der Barde Troubadix als Comicfigur in der Asterix-Serie von René Goscinny und Albert Uderzo. In anderen Kulturen, wie wir bereits beim Festival der Leierkastenspieler in Nauenburg erleben durften, sind seit langem Berufsstände bekannt, die der Funktion früherer Straßenmusiker entsprechen, wenn auch ihr Liedgut oftmals eher dem Volksliedgut entsprechen.
Meistens wird Straßenmusik von Instrumentalisten oder Sängern, gelegentlich auch von Alleinunterhaltern vorgetragen, die Bandbreite ist hierbei extrem weit. Wenn die Musiker alleine anstatt als kleine Gruppe auftreten, nutzen sie mitunter Tonträger für die Begleitmusik, so wir den Saxophonisten in Marseille erleben durften, der wenige hundert Meter weiter sein Können zum Besten gab. Der Saxophonist hatte sich auf Platz am Hafenbecken aufgebaut und präsentierte sein Solo, wofür er indirekt von Passanten Geld erbat, dass meist von den Zuhörern in einen Huts oder in den Instrumentenkasten gelegt wird.
Häufig sind diese Straßenmusiker Musikstudenten oder auch junge Menschen auf Reisen, die sich so einen Teil ihrer Reisekosten finanzieren. Vereinzelt entwickeln sich aus den Musikern später gefragte Künstler, wie einige Rapper oder beispielsweise die brasilianischen Emboladas.
Straßenmusiker mit Artistik und Clownerie
Straßenmusik wird oft gemeinsam mit anderen Kunstformen wie Jonglage, Artistik, Clownerie und ähnlichem dargeboten. Oft werden Straßenmusiker auch tätig, um größere Fertigkeit an ihrem Instrument zu erlangen, wenn sie noch kaum auf Engagements in der Szene hoffen können – wie junge Jazzmusiker oder Studenten einer Musikakademie.
Neben der Möglichkeit eines Einkommens geht es vielen Straßenmusikern um die Übung ihrer Fertigkeiten, aber auch um Erfahrungen mit neutralem Publikum. Auch ein gewisses Kennenlernen der Musikszene und Erlangung eines Bekanntschaftsgrades ist ein mögliches Ziel.
Einige Musiker leben hiermit aber auch ihren Traum oder ihren Beitrag zu sozialen Bewegungen und basisdemokratischer Auseinandersetzung mit Unterdrückung.
Politische Motive haben in den 1970er und 1980er Jahre viele Liedermacher bewogen, ihre Lieder den Passanten vorzutragen, eine Gegenöffentlichkeit für gesellschaftskritische Inhalte zu schaffen und gegebenenfalls auch bei Demonstrationen und Streiks mitzuwirken.
Straßenmusik erfreut sich vor allem bei alternativen Reisenden großer Beliebtheit, die mit der Straßenmusik die Kosten ihrer Reise und der Verpflegung decken.
Musikstudenten aus Ländern Osteuropas nutzen die Straßenmusik regelmäßig zur Finanzierung ihres Studiums, indem sie in wohlhabenderen Ländern Straßenmusik machen und somit gleichzeitig das Land und die Gesellschaft kennenlernen.
Viele Jugendliche schlüpfen auch in die Rolle des Straßenmusikers, um sich einen Teil ihrer Reisekosten einzuspielen.
Öffentliche Plätze mit viel Publikumsverkehr
Von Straßenmusikanten spricht man gelegentlich, wenn das künstlerische Niveau weniger hoch ist. Wir haben oftmals das absolute Gegenteil vernommen, egal ob in Thessaloniki, Berlin oder jetzt in Marseille.
Ein typischer Straßenmusikant früherer Jahrzehnte war der Drehorgel-Spieler, wie bereits erwähnt, der manchmal am Vortragsplatz auch Hobbysänger zum Mittun anregte.
Inzwischen wurde diese Musikform an U-Bahn-Stationen etc. durch Gitarristen oder Akkordeonspieler abgelöst, doch auch durch diverse Holz- und Blechbläser und Künstler an der Maultrommel.
Straßenmusiker bevorzugen verständlicherweise stark frequentierte Orte, zum Beispiel öffentliche Plätze wie am Hafen Vieux Port, aber auch Einkaufsstraßen, Fußgängerzonen, touristische Sehenswürdigkeiten oder sogar öffentliche Verkehrsmittel.
Auch Stationen der U-Bahn, periodische Straßenmärkte oder im Sommerhalbjahr beliebte Parkanlagen werden gerne bespielt. Darüber hinaus gibt es spontane oder organisierte Festivals für Straßenkünstler. Die meisten Straßenmusiker sind Instrumentalisten, die oft auch mehrere Musikinstrumente beherrschen.
Uns haben besonders die Darbietungen der Fanfarengruppe, aber auch der Solist am Saxophon gut gefallen. Und letztendlich tut es gut, einfach ein paar Minuten innezuhalten, wenn ansonsten selbst der Erkundungsgang kaum Unterbrechungen erlaubt.
Bitte lesen Sie auch:
Erster Erkundungsgang in Marseille – Richtung Vieux Port
Legenden und Gründungsmythos um die Stadt Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
- Strassenmusiker performen in Marseille Strassenmusiker performen in Marseille
https://www.alaturka.info/de/kultur/musik/6616-strassenmusik-zwischenstopp-am-hafen-von-marseille#sigProIdef984559fc