Römer Technik – Bestimmung der Ost-West-Richtung

Ost-West-Richtung in der Landschaft

Für uns moderne Menschen sind viele technische Einrichtungen heute so selbstverständlich geworden, das wir sie ohne zu überlegen einsetzen und gar nicht auf den Gedanken kommen, uns zu fragen, wie früher diese Dinge erledigt wurden.

Wenn wir heute von Punkt A nach Punkt B fahren wollen, setzen wir uns ins Auto, schalten das Navigationsgerät ein, geben die Adressdaten ein und schon können wir uns Dank GPS auf den Weg machen. Wer von uns nutzt heute noch einen Kompass, wenn er in den Westen oder Osten will. Wer orientiert sich an den Himmelsgestirnen, wenn er Richtung Sonnenaufgang reisen will.

Erstaunlicherweise haben die römischen Architekten und Baumeister auch ohne GPS und ohne Kompass genau gewusst, wie die Ausrichtung einer Straße, eines Heerlagers oder gar einer Stadt zu erfolgen hat. Wie war das möglich? Noch dazu wo sich trotz hervorragender Bautechnik niemand so recht um mathematisch, geometrische, statische Grundprobleme Gedanken gemacht hat, denn ein Volk der Rechengenies waren die Römer nie.

Die Römer nutzten die Position der Sonne

b_450_450_16777215_00_images_roemer_strassen_meilenstein-3.jpgTrotzdem bauten Sie ein Straßensystem von mehr als 85.000 Kilometern, das teilweise so befestigt und konstruiert waren, das sie mit ihren Brücken und Passüberquerungen noch heute genutzt werden. Wie konnten sie ihre Heerlager exakt in Ost-West-Richtung ausrichten und auch sogar neu zu errichtende Städte so planen und bauen, das exakte Rastersysteme entstanden?

Die Antwort auf diese Fragestellung ist relativ einfach: Sie verbanden natürliche Ereignisse oder Erkenntnisse mit praktischen kleinen Hilfswerkzeugen und setzten diese Geräte für ihre Zwecke ein. Wenn für den Verlauf einer Straße die Festlegung von Ost nach West erfolgen soll, kann man sich am Stand der Sonne orientieren. Also entwickelten die Römer aus dieser Erkenntnis ein so verblüffend einfaches Instrument, das exakt den Ost-West-Verlauf anzeigt, ganz ohne Kompass und GPS.

Sciothermum - Ein Gerät zur Ost-West Bestimmung

b_450_450_16777215_00_images_roemer_strassen_projekt_roemischen_strassen_map.jpgAuf eine rechteckige, ebene Fläche aus Holz oder Metall wird ein Schattennehmer in Form eines Stifts eingefügt, der damit gleichzeitig Mittelpunkt eines Teilkreises ist. Weder die Größe der Platte noch die Länge des Stifts spielt dabei eine so wesentliche Rolle denn man muss lediglich darauf achten, das während des tiefsten Sonnenstands der Schatten des Stifts auf der Platte verbleibt. Aufgrund der Veränderung des Sonnenstands über den Tag wird der Schatten des Stifts am Morgen und Abend am längsten, Mittags dagegen am kürzesten sein. Irgendwann im Verlauf des Tages wird die die Spitze des Schattens genau auf unserem aufgezeichneten Teilkreis liegen. Da dies zweimal am Tag, einmal am Morgen und einmal am Nachmittag passieren  wird, erhalten wir zwei Punkte auf unserem Teilkreis. Wir brauchen also nur etwa Zeit um den Verlauf des Schattens zu beobachten und die beiden genannten Punkte zu markieren. Beide Punkte mit Hilfe einer Linie verbindend, ergibt sich die exakte Ost-West-Richtung, die nun über Fixpunkte mit Hilfe von Stangen in das Gelände übertragen werden kann.

Die Römer nannten diese Grundplatte mit dem Schattennehmer „sciotherum“, die so ermittelte Ost-West-Linie „decumanus“. Die „Vermessungsingenieure“ der Römer, die für diese Art der Vermessung zuständig waren, gehörte meist zur Gruppe der Auguren, römische Beamte, die offiziell zu ergründen hatten, ob ein geplantes Unternehmen den Göttern genehm sei. Der Augur verkündete dann offiziell den Götterwillen, den er aus dem Flug und dem Geschrei der Vögel und anderer Tierarten erkannt hatte.

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