Technische Entwicklung in den Großstädten der Römer

Fortentwicklung in den Großstädten der Römer

Die Versorgung der größeren Städte des römischen Reiches – Rom zählte bereits im ersten Jahrhundert nach Christus 800.000 Einwohner – war nur durch eine Strukturanpassung der umgebenden ländlichen Regionen sicherzustellen, in deren Verlauf stadtnahe oder an Handelswegen gelegene Landgüter die wachsende Nachfrage durch marktorientierte Produktionsformen zu befriedigen begannen.

Sehr häufig war dies mit einer Spezialisierung auf bestimmte Agrarerzeugnisse wie Wein oder Olivenöl verbunden (wobei letzteres auch zu Beleuchtungszwecken verwendet wurde). Hier gab es erste Ansätze zur Arbeitsteilung. Während Sklaven die Masse der Landarbeiter stellten, wurde der Spitzenbedarf an Arbeitskräften zu Erntezeiten zusätzlich durch freie Kleinbauern und Tagelöhner gedeckt. Zusätzlich waren umfangreiche Einfuhren aus anderen Teilen des Reiches erforderlich, um Roms Bedarf an Getreide, Öl und Wein zu decken.

Menschliche Muskelkraft, tierische Muskelkraft und Wasserkraft

roemerkran 01Im Römischen Reich waren fünf verschiedene Energiequellen verfügbar: Menschliche Muskelkraft, tierische Muskelkraft, Wasserkraft (seit dem Prinzipat des Augustus), Holz und Holzkohle als Brennstoffe sowie die Windenergie. Letztere wurde lediglich in der Schifffahrt genutzt, an Land spielte sie keine Rolle – vermutlich, weil man die rasch wechselnden Windrichtungen als Hindernis betrachtete. Auch die Dampfkraft wurde – wenngleich theoretisch bereits in der hellenistischen Welt bekannt – nicht für Produktionsprozesse eingesetzt.

Der geringe Mechanisierungsgrad der römischen Wirtschaft ließ den Ersatz von Handarbeit durch die Erschließung neuer Energiequellen und den damit verbundenen Einsatz von Maschinen nicht als denkbaren Schritt zur Produktivitätssteigerung erscheinen.

civitas die roemische buergerschaft aspendosViele Geräte wurden durch menschliche Muskelkraft angetrieben – die Drehscheibe der Töpfer ebenso wie Kräne der römischen Bauwirtschaft, die schwere Lasten oft mit Hilfe von Treträdern bewegten.

Handelsschiffe nutzten zwar mit Segeln den Wind zur Fortbewegung, Kriegsschiffe, die unabhängig vom Wind manövrieren mussten, wurden ebenso wie viele Lastschiffe und Boote von Ruderern angetrieben. Auch der Gütertransport innerhalb der römischen Städte erfolgte meist durch menschliche Träger.

Aufgrund der oft engen Gassen waren Sänften das bevorzugte Fortbewegungsmittel der Wohlhabenden.

Ochsen, Eseln und Maultieren – für Transportzwecke

roemische technik ost west bestimmung Wie im gesamten Mittelmeerraum wurde auch im Römischen Reich die Zug- und Tragkraft von Tieren – vor allem Ochsen, Eseln und Maultieren – für landwirtschaftliche und Transportzwecke genutzt. Der Einsatz von Pferden war zunächst auf den militärischen Bereich und das Zirkuswesen beschränkt, doch spielten sie zunehmend eine Rolle im Transportwesen.

Bereits vor dem Übergang zur produzierenden Wirtschaftsweise (Neolithikum) gehören Mahlsteine zur mesolithischen Kultur. Der ebenfalls bereits bekannte Mörser wird später von handgetriebenen Drehmühlen abgelöst. In römischer Zeit sind große Mühlen (Göpel) etwa aus Pompeji bekannt, die mit Maultieren betrieben wurden. Wasserkraft wurde seit der römischen Zeit genutzt. Der römische Ingenieur Vitruv plante die Mühlen, so zum Beispiel die Karlsmühle als Gesteinsmühle zum Schneiden von Marmorblöcken an der Ruwer bei Trier/Mosel.

roemischer straenbauDank verbesserter Getreidemühlen – die so genannte „Pompeianische Mühle“ nutzte erstmals das Prinzip der Rotationsbewegung – konnten für die mühselige und monotone Arbeit des Kornmahlens statt menschlicher Arbeitskräfte nun Esel und Pferde herangezogen werden. Oftmals setzte man alte und geschwächte Tiere zur Bewegung der Getreidemühlen ein.

Römische Quellen belegen die Nutzung der Wasserkraft für die Wasserförderung mit Schöpfrädern und für Wassermühlen. Vitruvius beschreibt von der Strömung eines Flusses angetriebene Schöpfräder. Hierbei handelte es sich um einen einfacheren Mechanismus, bei dem das Antriebsrad zugleich als Schöpfrad diente. Wassermühlen waren aufwändiger konstruiert – um die Drehbewegung auf den Mühlstein übertragen zu können, war ein entsprechender Mechanismus in Form von Zahnrädern erforderlich.

Palladius empfahl Gutsbesitzern den Bau von wasserbetriebenen Mühlen

split diokletian viaduktIn Rom wurde eine größere Anzahl Wassermühlen am Abhang des Ianiculum am Tiber errichtet und von einem Aquädukt gespeist. In spätrömischer Zeit entstand in der Nähe von Arles ein ähnlicher Komplex mit acht Mühlhäusern an einem steilen Abhang. Auch hier wurde der konstante Wasserzufluss durch einen Aquädukt sichergestellt. Palladius empfahl Gutsbesitzern den Bau von wasserbetriebenen Mühlen, um Getreide unabhängig von menschlicher oder tierischer Arbeitskraft mahlen zu können.

Nachdem die Mühlen am Ianiculum beim Einfall der Goten im Jahr 537 zerstört worden waren, wurden auf Befehl des Feldherrn Belisar Wassermühlen auf zwei fest vertäuten Schiffen installiert. Die starke Strömung des Tiber schuf ideale Bedingungen für den Einsatz solcher Schiffsmühlen, so dass ihre Zahl rasch vergrößert wurde, um die Versorgung der römischen Bevölkerung sicherzustellen.

Antiker Betrieb von wassergetriebenen Marmorsägen

villa rusticae 6Vom Mahlen des Getreides abgesehen, wurde Wasserkraft in der römischen Antike noch zum Sägen von Stein- und Marmorblöcken genutzt. Das mechanische Zersägen von Marmor war mit der üblichen Rotationsbewegung von Wassermühlen nicht möglich; erforderlich war vielmehr eine hin- und hergehende Bewegung. Solch ein Transmissionsmechanismus ist erstmals in der Sägemühle von Hierapolis (spätes 3. Jh. n. Chr.) nachweisbar. Ähnliche Kraftübertragungsmechanismen mit Kurbel und Pleuelstange, freilich ohne Zahnradgetriebe, sind von archäologischen Ausgrabungen zweier Steinsägemühlen des 6. Jh. n. Chr. in Gerasa (Jordanien) und Ephesus (Türkei) bekannt.

Ein schriftliches Zeugnis, aus dem der antike Betrieb von wassergetriebenen Marmorsägen in der Nähe von Trier hervorgeht, findet sich in Ausonius' Gedicht Mosella aus dem späten 4. Jh. n. Chr. Eine etwa zur gleichen Zeit verfasste Textstelle im Werk des Heiligen Gregor von Nyssa deutet auf die Existenz von Marmorsägemühlen auch im anatolischen Raum hin, so dass eine weite Verbreitung solcher industriellen Mühlen im Spätrömischen Reich anzunehmen ist.

villa rusticae 7Bei der Mühle wurden Reste der ältesten römischen Gesteinsmühle nördlich der Alpen gefunden. Mühlen wurden zur damaligen Zeit von dem römischen Ingenieur Vitruv errichtet. Im Jahre 371 n. Chr. schrieb der römische Schriftsteller Ausonius in seinem Gedicht Mosella: Die Ruwer dreht in schwindelnden Wirbeln die kornzermahlenden Steine und zieht die kreischenden Sägen durch glatte Marmorblöcke.

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