Noricum - Handelsrouten bestimmten den Erfolg

Provinz Noricum - Handelsrouten bestimmten den Erfolg

Aus dem keltischen Königreich unter der Führung des Stammes der Noriker war eine Römische Provinz gleichen Namens entstanden, die dem Römischen Reich mit seiner Hauptstadt Virunum (heute Zollfeld bei Maria Saal) zugeordnet wurde.

Bis zur Erhebung in den Provinzialstatus wurden die Grenzen der Provinz jedoch laufend verändert. Während die Siedlungen Emona (Laibach), Poetovia (Ptuj, dt. Pettau), Colonia Claudia Savaria (Steinamanger) und Scarbantia (Ödenburg) entlang der Straße von Aquileia nach Carnuntum (die alte Bernsteinstraße) wahrscheinlich immer norisch waren, wurden sie um 8 n. Chr. mit der Errichtung der Provinz Pannonien dieser angegliedert. Carnuntum selbst gehörte 6 n. Chr. noch zu Noricum, wurde aber gemeinsam mit dem Wiener Becken ebenfalls der Provinz Pannonien zugeschlagen.

Noricum wurde von den Römern in den folgenden Jahrhunderten mit einem dichten Fernstraßennetz überzogen. Zahlreiche Meilensteine und andere archäologische Funde legen davon Zeugnis ab. Die besterforschte römische Straßenstation Noricums ist Immurium (Moosham, Bundesland Salzburg), am Südfuß des Radstädter Tauernpasses. Eine andere wichtige Verbindung führte von Rom über Aquileia, Emona, Celeia, Poetovio nach Carnuntum. Zahlreiche Seitenstraßen zweigten in das norische Alpenland ab. Bei Aquileia ging eine Straße nach Aguntum, eine andere führte über Virunum nach Ovilava (Wels). Auch der Loiblpass war durch einen Saumweg über Emona bereits existent. Von Celeia aus gelangte man in das Hüttenberger Erzgebiet sowie über Virunum nach Iuvavum. Das Murtal mit Flavia Solva (bei Leibnitz) war von Poetovio aus erschlossen. Die zweitwichtigste Verbindung führte entlang des Donaulimes vom pannonischen Vindobona (Wien) über Cetium (St. Pölten), Lauriacum (Lorch-Enns) nach Boiodurum (Passau). An ihr zweigten bei Lauriacum Seitenäste nach Ovilava ab, die nach Iuvavum (Salzburg) führten.

Die Bernsteinstraße (englisch Amber Road) ist ein alter Handelsweg zwischen Ostsee und Adria. Ausgangspunkt ist Aquileia bzw. Venedig, Endpunkt ist St. Petersburg. Bereits in der Urgeschichte beginnt der Handel mit Bernstein. Im Bereich seiner Fundstätten an der Ostsee wird schon in der Jungsteinzeit Bernstein künstlerisch bearbeitet, besonders berühmt ist der Schatz von Juodkrante, heute im Museum von Palanga in Litauen. Aus der Kupferzeit, vor ca. 5000 Jahren, stammen die ältesten Bernsteinfunde in Österreich, 3 Perlen gefunden bei Schletz im Weinviertel, heute im Museum für Urgeschichte in Asparn an der Zaya. In der Bronzezeit taucht baltischer Bernstein in Oberitalien auf. Auf mehreren Routen wurde Bernstein von Nord nach Süd gehandelt, unter anderem entlang der Flüsse Rhein und Rhone bis nach Marseille. Doch zur Blüte des Bernsteinhandels während des Imperium Romanum setzte sich endgültig die Trasse über Carnuntum, der mährischen Pforte und Wroclaw als wichtigste Bernsteinstraße durch.

In der römischen Antike war Bernstein ein begehrter Schmuckstein. Plinius berichtet von einer Expedition im Auftrag von Nero an die Bernsteinküste. Ein römischer Ritter führte eine Gruppe von Händlern von Carntunum aus bis ins Land der Aesten im heutigen Baltikum. Sie brachten große Mengen Bernstein zurück nach Rom, sogar die Netze der Arena wurden damit geschmückt. Eine große Zahl römischer Münzfunde entlang der gesamten Route bis hinauf nach Litauen lassen auf einen regen Handelsverkehr schließen.

Tiberius baute die alte Bernsteinstraße zu einer Militärstraße aus. Diese führte von Aquileia über Emona (dem heutigen Ljubljana) bis nach Carnuntum an der Donau. Die Straße war eine via publica, dh. eine Reichs- und Poststraße erster Ordnung. Die Trassen verliefen auf geschotterten Dämmen mit Straßengräben, Holz- und Steinbrücken, Pflasterung gab es jedoch nur in den Städten. Spuren der römischen Bernsteinstraße finden sich heute im Mittelburgenland.

Nördlich der Donau gab es keine festen Straßen. Anhand von Funden lässt sich aber eine Route von Carnuntum entlang der March durch das Weinviertel und Südmähren. Über Olmütz führte der Weg nach Breslau in Schlesien durch die Region Großpolen bis an die Ostseeküste bei Danzig bzw. nach Litauen.

Im 2. Jahrhundert litt Noricum unter den Verheerungen der Markomannenkriege. Unter Kaiser Marc Aurel wurde die 2. Italische Legion an der Ennsmündung stationiert. Ihr Kommandant war gleichzeitig auch Provinzstatthalter mit Sitz in Lauriacum oder Ovilava. Zunehmend wurde es auch von germanischen Wanderstämmen bedroht, Virunum wurde aufgegeben und die Hauptstadt von Binnennoricum nach Teurnia verlegt. 407 besetzte Alarichs Westgotenarmee die Provinz und forderte sie als Siedlungsland für seine Gefolgschaft ein, da „sie weitgehend verwüstet wäre und nur mehr geringen Steuerertrag einbrächte.“ Als dies abgelehnt wurde fiel Alarich in Italien ein, marschierte nach Rom und stürmte die Stadt.

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