Auf Römer Spurensuche in der Unterstadt von Thessaloniki
- Geschrieben von Portal Editor
Seit ihrer Gründung lag Thessaloniki an der Via Egnatia, dem Hauptverkehrs- und Handelsweg zwischen Rom und Byzanz, und an der nach Norden führenden Balkanstraße, die an Stobi vorbei weiter in Richtung Norden führte.
Für uns Grund genug sich in den kommenden Tagen mit den Spuren und Hinterlassenschaften der Römer in der Stadt auseinander zu setzen. Wie bereits im Blog erwähnt, waren wir deshalb mit der Fähre von Peraia kommend bis zum Weißen Turm in der Innenstadt gefahren. Das dortige Museum zur Stadtentwicklung und ein erster Rundgang sollten zunächst für einen ebensolchen Überblick sorgen.
Thessalonike, Halbschwester Alexanders des Großen
Aus Schautafeln, animierten Filmen und Projektionen im Weißen Turm erfuhren wir, dass die heutige Stadtmetropole Thessaloniki im Jahre 315 v. Chr. durch Zusammenlegung von 26 kleineren Orten am Fundort einer Therme am Thermaischen Golf auf Veranlassung des makedonischen Herrschers Kassándros gegründet wurde. Benannt nach dessen Ehefrau Thessalonike, einer Halbschwester Alexanders des Großen, durchlebte die anfänglich kleine Siedlung in der Folgezeit eine wechselvolle Geschichte. Der Name Thessalonike soll angeblich auch an die Eroberung Thessaliens durch Makedonien erinnern. 168 v. Chr. beendeten die Römer die Existenz des makedonische Königreich und 146 v. Chr. endgültig das eigenständige Makedonien.
Thessaloniki wurde Hauptstadt der römischen Provinz Macedonia.
Thessaloniki wurde Hauptstadt der römischen Provinz Macedonia. 58 v. Chr. ging Cicero vorübergehend hierher in die Verbannung. Nach ihrer Flucht aus Italien vor den Intrigen Caesar´s im Jahr 49 v. Chr. verlegten die römischen Konsuln ihr Quartier nach Thessaloniki.
Etwa 200 Senatoren folgten später ihrer Einladung nach Thessaloniki. Sie erklärten den Versammlungsplatz zu römischem Staatsboden, so dass Senatssitzungen abgehalten werden konnten. Etwa 49 oder 50 n. Chr. hielt sich der Apostel Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in Thessaloniki auf und gründete hier, nach Philippi, die zweite namentlich genannte Christengemeinde Europas.
In der Mitte des 3. Jahrhunderts wurden Angriffe der Goten von der Stadt abgewehrt.
Galeriusbogen, Rotunda und Forum, die Agora mit einem Odeion
Um 300 wurde Thessaloniki vom Kaiser Galerius zu einer der Kaiserresidenzen des Römischen Reichs und mit bedeutenden Bauwerken ausgestattet, u. a. mit dem Kaiserpalast, der Pferderennbahn (das Hippodrom) parallel zum Palast, dem Galeriusbogen, der Rotunda und dem Forum, die Agora mit einem Odeion.
322 ließ Kaiser Konstantin I. (der Große) an der südwestlichen Ecke Thessalonikis ein künstliches Hafenbecken anlegen.
325 wurde Licinius (Mitkaiser von 308 bis 324) in Thessaloniki hingerichtet.
Dadurch wurde Konstantin endgültig Alleinherrscher (totius orbis imperator); am 11. Mai 330 wurde schließlich Byzantion christliche Reichshauptstadt (zweites Rom) und wenig später in Constantinopolis umbenannt. 390 erlebte Thessaloniki einen Aufstand gegen Kaiser Theodosius I., den dieser beim so genannten Massaker von Thessaloniki blutig niederschlagen ließ. Nach der Reichsteilung von 395 gehörte Thessaloniki zum Oströmischen Reich des Kaisers Arcadius.
Soweit zur geschichtlichen Entwicklung der Stadt unter den Römern, anschaulich dokumentiert auf verschiedenen Etagen im Weißen Turm. Allerdings lohnt sich auch der
Blick vom Weißen Turm auf die Unter- und Oberstadt sowie, bei guter Sicht, auf den 80 Kilometer entfernten und mit 2.918 Metern höchsten Berg Griechenlands, den Olymp, allemal. Wir entdeckten so auch die beeindruckende Reiterstatue Alexanders des Großen, die sich ganz in der Nähe vor dem Staatstheater befindet. Vom Weißen Turm aus wollten wir zunächst zum Archäologischen Museum, das nur wenige hundert Meter Richtung Messegelände entfernt liegt.
Der Weg führt dabei durch Parkähnliche Grüngürtel mit hohen, Schatten spendendem Baumbestand, dazwischen Grünflächen, die von vielen Besuchern auch für kurze Ruhepausen genutzt wurden. Das Museum zur Archäologie der Stadt und der Umgebung zeigt imposante Funde von Statuen bedeutender Persönlichkeiten, daneben Bodenmosaike, Artefakte von Gebäuden, Fundstücke aus Haushalten sowie auch römischer Münzen, kurz: ein Muss für alle, die sich mit der Vergangenheit und der Geschichte auseinander setzen wollen. Besonders beeindruckend waren für uns die feinen Steinmetz Ausführungen des Marmors der in militärischer Rüstung gekleideten Personen, welche Liebe zum Detail, welche Kunst in der Ausführung.
Dieser Eindruck zementierte sich auch an den weiteren, bereits erwähnten antiken Denkmälern im Bereich der Unterstadt, die wir nach einer Viertelstunde zu Fuß auf der Filippou-Straße erreichten. Wir gelangten an die Ruinen des ehemaligen Kaiserpalastes mit einem Oktogon, inmitten von Plattenbauten der 70er Jahre, die einmal mehr deutlich machen, das man Ruinen im Laufe der Jahrhunderte einfach überbaute. Etwa 2 - 5 Meter unter heutigem Straßenniveau lag zu Zeiten der Römer die Geländeoberfläche.
Wir setzen den Weg fort und gelangen zur Rotunda, dem dreistöckigen roten Ziegelbauwerk aus dem 4. Jahrhundert mit dem letzten verbliebenen Minarett der Stadt, das wohl ursprünglich als Mausoleum für Kaiser Galerius erbaut worden war, später jedoch als orthodoxe Kirche und ab dem späten 16. Jahrhundert als Moschee genutzt wurde. Die Rotunda hat einen Kuppelinnendurchmesser von 24,15 m und war bei ihrer Erbauung die weltgrößte Ziegelkuppel. Heute ebenfalls ein Museum.
Ein weiterer Grüngürtel verbindet die Rotunda mit dem Triumphbogen Kaiser Galerius (305-311) aus dem Jahre 306, dem Galeriusbogen (Kamara) mit Reliefdarstellungen von Szenen aus den Kämpfen des Galerius gegen die Perser 296 / 297, der einst die Via Egnatia überspannte und den Eingang zum Gelände der kaiserlichen Residenz markierte. Nicht weit entfernt stoßen wir auf die Reste eines Forums (145 × 90 m) mit unterirdischer Stoa unter der Südstoa und einem Odeion (Theater), dessen Pfeiler mit prachtvollen Relieffiguren von einer zweigeschossigen Halle sich heute im Louvre von Paris befinden.
Weiter der modernen Egnatia folgend, stoßen wir auf das freigelegte Stück der alten Via Egnatia aus römischer Zeit, ca. 5 Meter unterhalb des heutigen Straßenniveaus.
Die ersten Eindrücke während des Rundgangs waren bereits so imposant und vielfältig, das wir während des Rückwegs zur Fähre bereits beschlossen hatten, weitere Touren durch Thessaloniki vorzunehmen. Neben der römischen Geschichte sahen wir viele interessante Verbindungen der Stadt zur byzantinischen und vor allem auch zur osmanischen Zeit, die wir gern weiter ergründen wollen.
Für Wanderer interessant ist auch die Anbindung an die Wanderroute zwischen Durres und Istanbul - Via Egnatia!
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