Das sind Italiens schönste (Ex-) Klöster

Das sind Italiens schönste (Ex-) Klöster

Man muss kein Christ sein. Man muss nicht einmal ein irgendwie gearteter religiöser oder spiritueller Mensch sein, um Klöster ästhetisch zu finden. Es ist eine reine Sache von architektonischem Schönheitsempfinden.

Wertschätzung für Anlagen, die teils schon seit über einem Jahrtausend stehen. Gebäude, welche zwar aus religiöser Verehrung gebaut wurden, aber in jedem Stein auch eine tiefe Verneigung vor der Kunst des Bauens sind – neben der tatsächlichen Kunst, die in Form von Malerei, Bildhauerei, Glasarbeiten usw. dazugehört. Und gerade Italien, als ein zutiefst katholisches Land, hat von dieser großen Kunst der sakralen Architektur ein wahres Füllhorn zu bieten – sowohl nach wie vor dem Ursprungszweck entsprechend genutzt wie in säkularisierter Form. Die Schönsten davon präsentieren wir nun.

Im Bild: Gerade Klöster sind ein oft jahrhunderte-, teils jahrtausendealter Hort von Architektur und Kunst. Und Italien ist der Mittelpunkt.

Montecassino

b_450_450_16777215_00_images_link-kunden_Bild2.jpgDie Benediktinerabtei Montecassino ist nicht nur ein schönes Kloster. Die Anlage, die in der Provinz Frosinone steht, ist der Prototyp eines Klosters schlechthin. Denn gegründet wurde die Anlage bereits 529 von Benedikt von Nursia. Der Einsiedler, der heute als Heiliger verehrt wird, begründete an diesem Ort das Kloster, einen der wichtigsten Orden überhaupt, die Benediktiner und schrieb hier die Regula Benedicti – eine bis heute gültiges Dokument, in dem sich Verhaltensregeln für das mönchische Leben finden.

Im Bild: Obwohl im Krieg vollständig vernichtet, zeigt sich die Abtei Montecassino heute wieder in alter Pracht.

Die Abtei, so wie sie sich heute präsentiert, ist eigentlich ein Nachbau. Denn obschon sie während ihrer gesamten Geschichte mehrmals durch Gewalt oder Naturkatastrophen teils völlig zerstört wurde, entstammen die schlimmsten Verheerungen erst aus dem Jahr 1944. Montecassino hat eine strategisch wichtige Lage. So wurde sie zum deutschen Stützpunkt gegen die aus Süditalien vorrückenden Alliierten und durch Bombardements vollkommen zerstört.

Seit 1955 steht die Anlage dank der noch vorhandenen Baupläne jedoch wieder so, wie sie sich vor diesen Verheerungen präsentierte: Ein fünf Quadratkilometer großes Areal. Die Gebäude eine attraktive Mischung aus Stilelementen der Renaissance und des Barock. Ein weltberühmter Kreuzgang und eine Aussicht über die Landschaft, die nur noch staunen lässt.

Badia a Coltibuono

b_450_450_16777215_00_images_link-kunden_Bild3.jpgDie Badia a Coltibuono, die „Abtei der guten Ernte“ ist der Beweis dafür, dass auch ein säkularisiertes Kloster nichts von seiner Ausstrahlung verloren haben muss. Auch dieses Benediktinerkloster, in Chianti in der Toskana gelegen, kann bald schon seinen tausendsten Geburtstag feiern, denn Baubeginn war im Jahr 1051.

Und über die gesamte Geschichte des Klosters hinweg war der Name Programm: Das Land um das Kloster herum ist äußerst fruchtbar und sorgte dafür, dass kolossal gute Wein- und Olivenernten eingefahren wurden. Das ist auch heute noch der Fall, von hier entstammt ein begehrter Wein und auch die Privatgeschichte des Gutes ist ein Abenteuer für sich.

Im Bild: Obwohl seit über 150 Jahren säkularisiert, merkt man der Badia a Coltibuono nicht an, dass es kein Kloster mehr ist, sondern ein Weingut.

Doch wie kam es zu der Privatisierung? Wie so oft in europäischen Klöstern war es der Zwangs-Säkularisierung durch Napoleon geschuldet. 1810 wurden die Benediktinermönche vertrieben, das Areal wurde versteigert und gelangte schließlich 1846 in die Hände der Familie Stucchi, in denen es sich auch heute noch befindet.

Und obschon Coltibuono heute ein önologischer Hochleistungsbetrieb ist, haben sich die Besitzer niemals negativ an der Architektur zu Schaffen gemacht. Der gesamte imposante, im romanischen Stil gehaltene Bau gibt sich heute wie ehedem als Kloster. Mehr noch: Die Stucchis sorgten durch die Pflege der Gärten dafür, dass es auch heute noch ein touristisches Schmuckstück geblieben ist, bei dem man außen von der Weinproduktion praktisch gar nichts sieht und bei dem auch innen noch viel klösterliche Kunst erhalten blieb.

Sacra di San Michele

b_450_450_16777215_00_images_link-kunden_Bild4.jpgAlleine was die Imposanz angeht, dürfte Sacra die San Michele, das im Piemont liegt, der Spitzenreiter dieses Artikels sein. Denn die 983 gegründete Benediktinerabtei ähnelt einer schroffen mittelalterlichen Burg. Noch verstärkt wird der Look dadurch, dass das Kloster sich auf dem Gipfel des Monte Porchiriano befindet. Ringsherum befindet sich das Susatal, welches seinerseits wiederum durch noch höhere Bergkämme dominiert wird. Ein echter Augenschmaus…

Im Bild: Beten und Arbeiten in Abgeschiedenheit von der Welt. Bei Sacra di San Michele wird dieses Prinzip durch die Lage überdeutlich.

…der sich auch im Inneren der Anlage nahtlos fortsetzt. Zwar leben heute dort keine Benediktiner mehr, das Kloster gehört zur Gemeinschaft der Rosminianer, dennoch ist es nach wie vor ein klösterliches Gebäude. Und das zeigt sich in der unveränderten Architektur. Diese besteht, den Erbauungszeitpunkt reflektierend, aus einem unglaublich imposanten Mix aus spätromanischen und frühgotischen Teilen.

Da verwundert es nicht, dass das Kloster auch den Außen-Hintergrund für die Verfilmung des weltberühmten Romans, Der Name der Rose, war (die Innenaufnahmen wurden im deutschen Kloster Eberbach gedreht). Kein Wunder, denn innen ist Sacra di San Michele ein selbst für monastische Verhältnisse einfach gehaltenes Kloster. Ein schwerer Schlag war indes ein Brand, der im Januar 2018 entstand, erheblichen Sachschaden anrichtete und dessen Behebung bis heute andauert – erschreckend, wenn man bedenkt, dass auch Der Name der Rose damit endet, dass die Abtei lichterloh brennt.

Certosa San Lorenzo di Galluzzo

b_450_450_16777215_00_images_link-kunden_Bild5.jpgNicht immer wird ein Kloster gegründet und verbleibt dann über seine gesamte Existenzdauer in den Händen eines Ordens (wie im Fall Montecassino) oder wird säkularisiert (wie Coltibuono). Beim Kloster Certosa San Lorenzo di Galluzzo, gelegen in Galluzzo, einem Vorort von Florenz, ist das sogar besonders der Fall, denn es zeigt, wie ein Besitzerwechsel vonstattengehen kann.

Im Bild: Besitzerwechsel funktioniert auch bei Klöstern. Im Fall von Certosa San Lorenzo di Galluzzo zum Wohle aller Besucher. 

Das 1342 gegründete und bis 1985 durch den Orden der Kartäuser betriebene Kloster ist auch heute noch ein Kloster – aber keines der Kartäuser. Wie das geht? Nun, 1958 ging die Abtei in den Besitz des Ordens der Zisterzienser über. Es wurde schlicht und ergreifend verkauft. Doch was für den heutigen Leser nur wie ein unwichtiges Detail anmutet, ist sogar der Grund dafür, dass das Kloster überhaupt in diese Liste aufgenommen wurde. Denn erst die Zisterzienser waren es, die dafür sorgten, dass die Kunstschätze sowie die Anlage an und für sich öffentlich zugänglich wurde und es bis heute ist.

Und dafür kann man dankbar sein. Denn die Architektur von Certosa San Lorenzo di Galluzzo gehört zur Richtung des Manierismus – eine spezielle italienische Form der Spätrenaissance, welche sich beispielsweise in den dramatisch Deckengemälden an den Gewölben der Kapelle zeigt, aber auch in den unglaublich kunstvollen Relief-Figuren des Kreuzgangs. Auch hier ist das Prädikat „Augenschmaus“ mehr als verdient.

San Giorgio Maggiore

b_450_450_16777215_00_images_link-kunden_Bild6.jpgFür das letzte Kloster dieses Artikels begeben wir uns ganz den italienischen Stiefel hinauf in die Region Venetien, genauer gesagt mitten in die Lagune von Venedig. Denn dort findet sich eben nicht nur die weltberühmte Stadt auf dem Wasser, sondern auch das Kloster San Giorgio Maggiore.

Und das ist alleine schon deshalb sehenswert, weil es eine ausschließliche Klosterinsel ist. Die gesamte Abtei der Benediktiner mit allen zugehörigen Gebäuden bedeckt die kleine gleichnamige Insel vollständig. Und das bereits seit dem Jahr 982, wobei angemerkt werden muss, dass die Basilika „erst“ im Jahre 1610 errichtet wurde.

Im Bild: Durch seine Lage in Venedigs Lagune ist San Giorgio Maggiore sicherlich kein Geheimtipp, aber ein Must-See jedes Besuchs.

Nun könnte man die imposante Architektur der Anlage anführen, welche wirklich ein Paradebeispiel für die Renaissance ist. Man könnte ein Loblied auf die strikt weißgrau gehaltene Innenarchitektur singen, welches die Erhabenheit nochmals unterstreicht. Doch bei San Giorgio Maggiore ist es vor allem die Anzahl an Kunstschätzen, die das Kloster so einzigartig macht. Hier finden sich die kunstvoll verzierten Gräber zweier Dogen – die Herrscher der einstmals selbstständigen und enorm mächtigen Republik Venetien sowie Monumente für diese. Dazu kunstvolle Statuen, welche die biblischen Evangelisten portraitieren und noch dutzende weitere Gemälde und Bildhauerarbeiten, welche das Kloster zu einer „Kunstwerksammlung im Kunstwerk machen“.  

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