Comeniusprojekt 11 Tag, Sonntag, den 12.Juni 2011

Comeniusprojekt 11 Tag, Sonntag, den 12.Juni 2011

Diese kurze Nacht wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Um kurz nach sechs stand ich auf, duschte als erster und machte mich in Ruhe fertig.

Ralf brauchte noch etwas Zeit, bis er langsam wach wurde. Damit er nicht mehr fest einschlief, klingelte sein Handy alle 6 Minuten. Natürlich war die Stimmung nach dem gestrigen Austausch und den Konflikten unterkühlt, doch wir versuchten, höflich und freundlich mit allen umzugehen, da uns der Austausch wichtig ist.

Da wir außerhalb frühstückten, brauchten wir nur unsere Sachen zu packen. Ich schaute bei Tolga vorbei, der natürlich noch sehr müde war und Kreislaufprobleme hatte. Er wird noch Zeit und Ruhe brauchen, bis er wieder ganz fit ist. Vielleicht hat er sich doch einen Magendarminfekt geholt. Um acht Uhr wollten wir in Richtung Saklikent in die Berge aufbrechen. Alle Schülerinnen und Schüler wirkten reichlich müde und geschafft, waren aber da. Die in Fetiye untergebrachten Schüler wurden unterwegs mitgenommen und Deniz, der gestern Abend von seinen Eltern abgeholt worden war, wurde gebracht. Vor Saklikent hielten wir an einem kleinen Restaurant, wo wir Frühstück bekommen sollten. Mehmet begrüßte hier einen alten Schulfreund, der inzwischen Bürgermeister der Region ist. Wir nahmen an einem Tisch Platz, während die Schüler gemütlich auf Kissen liegend das Frühstück serviert bekamen. Viele schliefen auf den Kissen liegend ein, was nach der Nacht kein Wunder war. Mit dem Tee und dem leckeren Frühstück, bestehend aus Gemüse, Honig, Käse, Brot und Ei, kehrten meine Lebensgeister langsam zurück.

Mit dem Bürgermeister konnten wir uns nur mit Perihans oder Yesems Hilfe unterhalten. Wir erfuhren etwas zu den landwirtschaftlichen Produkten dieser Region. Hier wachsen Melonen, Orangen, Zitronen und Granatapfel. Es gab für uns auch einen Granatapfelsaft gemischt mit Orangensaft, der erfrischend schmeckte. Leider ging es Tolga wieder etwas schlechter und wir mussten uns um ihn kümmern. Mithilfe einer kalten Dusche und viel süßem Tee stabilisierten wir seinen Kreislauf. Man wollte einen Arzt aus dem Dorf holen, doch Tolga wollte lieber von uns versorgt werden. Mit viel Zuneigung kümmerten wir uns um ihn und bald fühlte er sich wieder besser.

Unsere Fahrt führte jetzt etwas in die Berge, trotz der Sonne war hier die Luft viel frischer. Olivenbäume, blühende Oleander und Malven säumten den Straßenrand. Unser Ziel war eine Schlucht, die von einem reißenden Gebirgsbach über viele Jahrtausende gebildet worden war. Kleine Restaurants und Geschäfte mit Souvenirs säumten das Ufer. Perihan blieb mit Tolga in einem Restaurant, da er sich ausruhen sollte, während wir auf einem Galeriegang ca. 200m in die Schlucht hinein liefen. Kleine Wasserfälle, aus dem Felsen sprudelndes Bergwasser und umschäumte Steine im Fluss begeisterten alle. Einige versuchten, ins eiskalte Wasser mit den Beinen zu gehen, doch die Kälte trieb sie bald zurück. Nach vielen gemeinsamen Fotos machten wir uns auf den Rückweg und die Stimmung untereinander verbesserte sich merklich. Unser nächstes Ziel war eine Teppichknüpferei mit einer Werkshalle und großen Ausstellungsräumen. Die Schüler konnten sich gar nicht vorstellen, wie viel mühsame Arbeit die Herstellung eines Teppichs ist und wie viele Knoten eine Arbeiterin für einen guten Teppich machen muss. Diesmal kam die ganze Gruppe in einem Raum zusammen und wir bekamen einen Vortrag zur Teppichknüpfkunst. Sümeyye übersetzte für die deutsche Gruppe. Die verschiedensten Teppiche wurden vorgeführt und ausgerollt. Besonders die kunstvollen Seidenteppiche, die unterschiedlich im Licht leuchteten, begeisterten uns. Sogar fliegende Teppiche wurden uns von den Angestellten gezeigt. Der Bürgermeister der Region machte diese Veranstaltung mit und zum Abschluss gab es wieder gemeinsame Fotos und Gastgeschenke.

Unser letztes Ziel lag in den Bergen in der Nähe einer historischen Stätte, die wir aber nur im Vorbeifahren bestaunen konnten. Ein Amphitheater und Tempelanlagen aus der lykischen Zeit waren hier ausgegraben worden. Das Restaurant lag im Bereich von schattigen Bäumen, umgeben von Forellenzuchtteichen, die von einem Gebirgsbach mit sauerstoffreichem Wasser gespeist wurden. Das Wasser lief in Gräben und kleinen Wasserfällen durch die gesamte Anlage, so dass eine angenehm kühle Luft in der Anlage herrschte. Es gab Gegrilltes oder gegrillten Fisch mit verschiedenen Salaten und Brot, es schmeckte köstlich. Nach diesem schönen Ausflugtag machten wir uns frühzeitig auf den Heimweg nach Dalaman, weil unsere türkischen Kollegen noch in ihre Wahlbüros wollten, um das neue Parlament zu wählen. Wir brachten zuerst Hakan nach Hause, fuhren dann zu einem Wahlbüro, in dem Yesem wählen konnte. Da Mehmet uns um halb acht zum Abschiedsessen eingeladen hatte, freuten wir uns auf eine kurze Erholungspause. Diese Zeit nutzten wir zum Durchsehen und Sortieren der ca. 1600 Bilder, von denen einen Teil Hakan überspielt haben wollte. Dies galt natürlich auch für die gedrehten Filme. Gerade rechtzeitig schafften wir es bis zum Abend. Zum persönlichen Einkauf kamen wir leider nicht mehr.

Natürlich schauten wir uns im Fernsehen die ersten Meldungen der Wahlergebnisse an. Die Partei vom Präsidenten Erdogan hatte im Osten des Landes wieder große Gewinne gemacht, während im Westen die Oppositionspartei Sitze im Parlament gewann. Mit fast 50 % kann aber die Regierungspartei in den nächsten Jahren weiter regieren. Eine kurdische Politikerin und auch ein christlicher Kandidat hatten einen Platz im Parlament erobert. Nun wurde es Zeit zu unserer Verabredung zu fahren. In Mehmets Wohnung trafen wir zusammen und in traditioneller Art wurde das Essen auf einer riesigen Platte auf einem Tischtuch auf dem Boden serviert. Yesem und Perihan hatten beim Vorbereiten des Salates geholfen, während Mehmet ein Reisgericht mit Fleisch gekocht hatte, was die Mitte der Salatplatte bildete. Vorher gab es eine Suppe. Alles schmeckte hervorragend, wobei noch eine Menge übrig blieb. Türkischer Mokka rundete das leckere Mahl ab. Nun kam es zur Überreichung der Gastgeschenke. Wir waren sprachlos, was uns alles und für wen überreicht wurde. Nicht nur wir erhielten die gestern ausgesuchten Kleidungssachen, sondern es gab noch eingepackte Geschenke für unsere Partner und für einige Kollegen. Hier überrollte uns etwas die Gastfreundschaft.

Da wir alle mit dem wenigen Schlaf der vergangenen Nacht und der Müdigkeit zu kämpfen hatten, machten wir uns bald auf den Heimweg. Jeder von uns musste ja noch seine Sachen packen und versuchen, alle Gastgeschenke unterzubringen. Erstaunlicherweise kamen wir ohne weitere Reisetasche aus. Gegen halb sieben wollten wir am Flughafen sein, so dass nur wenige Stunden Schlaf blieben.

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