Comeniusprojekt: 2. Tag Freitag 3.Juni 2011

Comeniusprojekt: 2. Tag Freitag 3.Juni 2011

In der Nacht hörte ich die Frösche und gegen Morgen kamen die Gesänge von Seiden- und Cistensänger dazu.

Im ersten Morgenlicht erschallte der laute Ruf des Muezin von der benachbarten Moschee.

Um 7 Uhr stand ich auf und nach der Morgentoilette gab es in Hakans großzügigem Wohn- Essbereich ein leckeres Frühstück mit Rührei, Gemüse und anderen leckeren Sachen. Ralf fuhr uns um kurz vor acht zur Schule, wo uns schon viele unserer Schüler entgegen kamen und von ihren ersten positiven Begegnungen mit ihren Familien berichteten. Es erstaunte uns nicht sehr, dass Elisabeth es nicht geschafft hatte pünktlich zu sein. Ihre türkische Gastgeberin hatte sogar mit Hakan telefoniert, da sie unsicher war, ob sie Elisabeth, die noch tief schlief, wecken könnte. Später gaben wir ihr einige Tipps, was sie machen kann, damit Elisabeth demnächst pünktlich kommt. Für uns ungewöhnlich fand zuerst auf dem Schulhof ein Treffen aller Klassen statt, die von Mehmet begrüßt und über unsere Anwesenheit und das Programm der Woche informiert wurden. Anschließend gingen alle in ihre Klassen und wir Lehrer wurden von Mehmet im Lehrerzimmer vor dem Kollegium willkommen geheißen. 

An einige Gesichter erinnerten wir uns noch gut. Danach gingen wir weiter ins neue Büro von Mehmet und überreichten unsere Gastgeschenke. Zuerst bekamen wir etwas Rosenwasser für die Hände und danach gab es Tee und Wasser. Ich durfte den Rechner von Mehmet benutzen um Kontakt mit Herrn Detlef / alaturka Journalaufzunehmen, der heute Abend noch zur Schule kommen möchte. Weiterhin schrieb ich eine Mail an Volker, um über den gestrigen Vorfall am Flughafen zu berichten. Die Schüler durften nach der ersten Pause mit ihren Austauschschülern bis zur Mittagspause ein wenig die Stadt erkunden, während wir uns mit Hakan, Yesem und Mehmet über das Programm der Woche unterhielten und später in einem größeren Saal für den Kunstworkshop Vorbereitungen machten. Die Technik, die angewendet werden sollte, heißt Ebru und es werden Farbmuster in einer Schale mit einer dicklichen Flüssigkeit erzeugt, die man anschließend auf ein weißes Blatt übertragen kann. Doch zuerst musste die Flüssigkeit in den Schalen in einem langsamen Prozess hergestellt werden, indem ein helles Pulver portionsweise auf destilliertes Wasser gebracht und mit Rosshaarpinseln eingerührt wurde. Dabei musste ständig gerührt werden, damit keine Klümpchen entstehen. Später wird dann diese dickliche Flüssigkeit durch ein Tuch in eine Schale gegossen. Als wir mit drei Schalen fertig waren, gingen wir mit allen Schülern zum gemeinsamen Essen in ein benachbartes Restaurant, wo uns ein leckeres Moussaka mit Beilagen serviert wurde. 

Yannik mussten wir etwas von seinem Heimweh ablenken, doch alle anderen fühlten sich schon sehr wohl mit ihren türkischen Partnern. Bei einigen Mädchen aus der 8 kam sogar schon die Anfrage, ob sie nicht bei anderen auch mal übernachten könnten, aber dies erlaubten wir nicht, da sie ja auch Kontakte in den Familien pflegen sollen. Inzwischen hatten wir per Telefon mit Eltern Jöris gesprochen, der am Morgen in einen Flieger nach Düsseldorf durfte und von seinen Eltern dort abgeholt wurde. Vielleicht kann er sogar noch nachkommen, wenn er schnell Ersatzpapiere in Alsdorf bekommt. Im Garten des Restaurants tranken wir noch einen Tee, bevor es zur Schule zurück ging. An einem Nachbartisch fand eine Graduiertenfeier statt und wir bekamen sogar ein Stück von der Festtorte ab. In der Schule wurde unsere Gruppe aufgeteilt, die einen gingen zu einem Tanzstudio, die anderen nahmen am Kunstprojekt teil. Die Tänzer wurden von 2 Folklore-Tanzlehrern unterrichtet, wobei die Mädchen und die Jungen getrennt in zwei Reihen übten. Ralf filmte eine Sequenz mit der Filmkamera, während ich das Training mit Bildern festhielt. Dann gingen wir zur Schule zurück und schauten der Entstehung der Bilder mit der Ebru-Technik zu. Alle Schülerinnen und Schüler arbeiteten mit hoher Konzentration zusammen und es entstanden sehr schöne Kunstwerke. 
Gegen halb vier versammelten sich alle Schülerinnen und Schüler der Schule auf dem Schulhof. Wir durften in einem Raum bleiben mit Blick auf den Schulhof. Alle deutschen Schüler schauten erstaunt, als die ersten Takte der türkischen Nationalhymne erschallte und die türkischen Jugendlichen Haltung annahmen und teilweise auch mitsangen. Wir standen natürlich auch schnell auf und zeigten unseren Respekt. Es gab nur noch wenig zu besprechen und bald konnten wir alle in ihre Familien entlassen. Nur wenig später fuhren wir mit Hakan zu seinem Haus, erfrischten uns mit einer Dusche und legten eine Pause ein. Kurz nach sechs Uhr erhielt Hakan einen Anruf von Detlef und holte ihn an einem Treffpunkt ab. Wir nutzten die verbliebene Zeit bis zum Literaturvortrag in der Schule um uns mit Detlef  über das Leben in der Türkei auszutauschen. Die Meinung über Politiker scheint nicht sehr hoch zu sein. Kurz bevor wir losfuhren, aßen wir eine Kleinigkeit. In der Schule fand der Lyrikabend auf dem Schulhof statt. 

Der Eingang in Gebäude 2 war als Bühne hergerichtet. Zwei Schülerinnen begrüßten uns mit Rosenöl für die Hände und boten Bonbons an. Auf Ehrenplätzen in der 1. Reihe nahmen wir Platz, nachdem Mehmet uns einigen Lokalpolitikern vorgestellt hatte. Die ganze Veranstaltung wurde gefilmt, während ich die Vorträge der Gedichte in Bilderform fest hielt. Zuerst wurde in der Eingangshalle eine kleine Kunstausstellung eröffnet, bevor die Gedichtnacht anfing. Die vortragenden Schülerinnen wurden von 2 Gitarrenspielern begleitet, wobei die ausgewählte Musik zu den Gedichten passte. Mit großem Gefühl wurden die bekannten türkischen Gedichte vorgetragen und alle bekamen viel Beifall. Sogar die Lehrerin des Literaturkurses trug ein Gedicht vor. Unsere drei ausgewählten Schüler, Yannik, Tobias und Elisabeth, machten ihren Part ganz toll, als sie drei türkische Gedichte und 2 türkische Schülerinnen ein deutsches Gedicht vortrugen. Zum Abschluss wurden alle Akteure auf der Bühne geehrt, wobei ich der Literaturkollegin die Blumen überreichen durfte und die Schülerinnen eine Rose vom Stellvertreter bekamen. Anschließend gab es noch Ehrungen für die Leistungsbesten mit einer besonderen Anerkennung in Form eines Geschenkes. Jetzt löste sich langsam die Veranstaltung auf und wir dachten daran Essen zu gehen. 

Doch leider hatte es mit Betül und ihrer gastgebenden Schülerin Streit gegeben und beide wollten nicht mehr zusammen sein. Wir hatten den Eindruck, dass alles mit der Anfrage am Mittag zu tun hatte bei anderen übernachten und etwas erleben zu wollen, was wir untersagt hatten. Leider trat Betül in einer Art und Weise auf, die wir nicht akzeptieren konnten und es mussten ein paar deutliche Worte gefunden werden. Da Betül gleich andere in ihr Problem einbezogen hatte, vereinfachte die Sache nicht. Mehmet und Hakan auf der einen Seite und wir drei Kollegen auf der anderen Seite versuchten zu einer Lösung zu kommen, die beide Seiten mittragen konnten. Dies gelang dann auch nach längeren Gesprächen. Endlich konnten wir zusammen Essen gehen, wobei nicht mehr so viele Lokale auf hatten. In der Hauptstraße fanden wir etwas und bald saßen wir am Tisch und speisten. Im Hintergrund lief ein Spiel der türkischen Nationalmannschaft gegen Belgien, das unentschieden endete. Wir tauschten uns intensiv mit Detlef  aus und erfuhren viel über die enormen Gegensätze und Unterschiede im Land. Es war fast 1 Uhr, als wir nach einem langen Tag Hasans Haus erreichten und müde ins Bett fallen konnten.

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