Architektur Bauhaus-Museum mit Himmelsleiter
- Geschrieben von Portal Editor
In unserem Artikel über das neue Bauhaus-Museum in Weimar hatten wir ja auch kurz die Gebäudearchitektur mit seiner sehr geschlossenen Fassade bereits angesprochen, einem Entwurf der Architektin Heike Hanada in Zusammenarbeit mit Benedict Tonon.
Dieser Entwurf zeigt einen minimalistischen Kubus als geometrisch einfachen Gebäudekörper am Rande des Weimarhallenparks.
Die Fassade des Baukörpers besteht aus gegossenem Beton, die nur von horizontalen Glasbändern gegliedert wird, die durch schwarze Streifen unterbrochen werden.
Diese sehr geschlossene Fassade ermöglichte auch die Gestaltung einer sogenannten Himmelsleiter, die wir beim Verlassen des Gebäudes selbst erleben durften.
Als Himmelsleiter wird in der Architektur eine bestimmte Bauform von Treppen bezeichnet, wie sie insbesondere in mittelalterlichen Bauten vor allem in München verwendet wurde.
Hier in Weimar als „Abstieg“ aus dem obersten Geschoss des Museums schon beeindruckend, allein was die Höhe angeht.
Eine Himmelsleiter ist im Grunde also „nur“ eine geradläufige Treppe, die mehrere Stockwerke miteinander verbindet. Meist, wie auch im Bauhaus-Museum, ist sie auf beiden Seiten direkt von der Wand des Treppenhauses begrenzt, sodass das Treppenhaus keine größere Grundfläche als die der Treppe einnimmt. An den Zugängen zu den einzelnen Stockwerken befindet sich der jeweilige Treppenabsatz. Vom Fuß der Treppe kann man so bis zum obersten Stockwerk sehen bzw. umgekehrt, was im Bauhaus-Museum schon allein aufgrund der Gebäudehöhe und damit der Treppenlänge beeindruckt. So entsteht ähnlich wie bei den im Freien angelegten Himmelstreppen der Eindruck, die Treppe würde bis in den Himmel reichen.
Gebräuchlich wurde diese Bauart in München ab dem späten Mittelalter. So gibt es beispielsweise im Ignaz-Günther-Haus eine drei Stockwerke verbindende Himmelsleiter aus dem 15. Jahrhundert, im Haus Sterneckerstraße 2 eine vier Stockwerke verbindende Himmelsleiter aus dem 16. Jahrhundert. Begünstigt wurde diese Bauweise durch die Form der Grundstücke in der Münchner Altstadt, die oft tief und schmal waren.
Himmelsleiter oder auch Jakobsleiter im religiösen Glauben
Nicht allein in der Architektur ist der Begriff der Himmelsleiter bekannt, da er ursprünglich aus der Bibel stammt, denn die Jakobsleiter oder Himmelsleiter ist entsprechend ein Auf- und Abstieg zwischen Erde und Himmel, den Jakob laut der biblischen Erzählung in Gen 28,11 EU während seiner Flucht vor Esau von Be’er Scheva nach Harran in einer Traumvision erblickt.
Diese Himmelsleiter stand auf der Erde und ihre Spitze reichte in den Himmel. Auf ihr sieht er Engel Gottes, die auf- und niedersteigen, oben aber steht der Herr selbst, der sich ihm als Gott Abrahams und Isaaks vorstellt und die Land- und Nachkommensverheißung erneuert. Nach dem Erwachen nennt Jakob den Platz Haus Gottes bzw. Pforte des Himmels.
Immer wieder angepasst und durch Übersetzungen verändert, wurde der Begriff „Leiter“ in der abendländischen Bildtradition vorherrschend.
Das hebräische Wort sullām kann nämlich auch als „Treppe“, „Stiege“ oder „Rampe“ übersetzt werden und kann als akkadische Entsprechung zu simmiltu ( Treppenhaus, Stufenrampe) verstanden werden. Dies entspricht der altorientalischen Vorstellung von je einem Weg zum Himmel und zur Unterwelt. In assyrischen und mesopotamischen Texten werden Himmelstreppen von Göttern und Götterboten, aber auch von Wesen der Unterwelt genutzt.
Das Bild vom altorientalischen Zikkurat als Vorlage hält die evangelische Bibelwissenschaft für eher unwahrscheinlich. Zwar soll Zikkurat als „Weltberg“ oder „Urhügel“ zuerst bei der Schöpfung aus dem Chaosmeer aufgetaucht sein, einen Namensbeleg gibt es aber nur für das Zikkurat in Sippar (Fundstätte bei Bagdad), in Kanaan bzw. Palästina fehlen derartige Bauten ganz. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass es sich zumindest beim Motiv „Berg des Herrn“ nach Ps 24,1-3 EU um ein Zikkurat handelt, ohne dass damit zwingend eine Verbindung zur Jakobsleiter bestünde.
Historisch ist der Ortsname Bet-El vermutlich vorisraelitisch, also älter als die Jakobserzählung, die ihn erklärt und zugleich für die Geschichte Israels beansprucht.
Der Begriff Himmelsleiter tief verwurzelt – auch in der Kunst
Die seit September 2022 am Turm der Lamberti-Kirche in Münster strahlende Installation „Himmelsleiter“ der Wiener Lichtkünstlerin Billi Thanner zeigt dies mehr als deutlich. Die 48 Meter hohe und sowohl am Außenturm (36 Meter) wie auch im Innenraum (12 Meter) der Kirche fest installierte „Himmelsleiter“ – ist aus dem Stadtbild heute kaum mehr wegzudenken und erfreut sich größter Beliebtheit. Anfang September wurde das Kunstwerk zum Schauraum erstmals eingeschaltet, seitdem ist es weithin zu sehen, und vielen Menschen von der Dämmerung bis zum Morgengrauen ein Fixpunkt in dunkler Nacht und ein Symbol der Hoffnung. Für Billi Thanner ist sie allerdings noch etwas mehr: Die Sprossen stünden für Tugenden wie Liebe, Achtsamkeit oder Dankbarkeit – und dafür, „niemals den Glauben an das Gute zu verlieren“. Dass ihr Werk eine solch enorme Wirkung auf die Stadtbevölkerung hat, rührt sie sehr: „Ich bin sehr glücklich, dass uns eine Verlängerung der Kunstinstallation gelungen ist. Danke den Münsteranerinnen und Münsteranern für die Liebe zur Kunst!“
Im Jahr 2023 jährte sich der Westfälische Frieden zum 375. Mal – die Stadt Münster bereitet sich seit einiger Zeit mit vielen Akteuren und Partnern aus der Stadtgesellschaft auf dieses besondere Jubiläumsjahr vor. Dieses richtet den Blick nicht nur auf die Geschichte, sondern nimmt vor allem Gegenwart und Zukunft mit ihren Herausforderungen und Chancen in den Fokus. So erklärt sich dann auch die Intention von Künstlerin, Stadt und Kirchengemeinde, die Himmelsleiter mit ihrer enormen Symbol- und Strahlkraft an Ort und Stelle zu erhalten. Die Kunst-Installation bleibt damit länger als zunächst erwartet in Münster. Nach ursprünglicher Planung hätte sie im März 2023 demontiert und nach Wien gebracht werden sollen.
Auf Wiedersehen in Wien?
Anderthalb Jahre war die Himmelsleiter der österreichischen Künstlerin Billi Thanner Teil des Stadtpanoramas in Münster. Professionelle Kletterer haben die Lichtinstallation nun in einer zweitägigen Aktion abgebaut.
Bitte lesen Sie auch: