Nevfel Cumart - Verdienstkreuz von Joachim Gauck
- Geschrieben von Portal Editor
Als am vergangenen Donnerstag noch recht früh am Morgen das Telefon klingelte und Nevfel Cumart sich aus dem ICE Richtung Frankfurt meldete, war die Überraschung groß.
Nicht, das es sonst keinen Kontakt per Telefon oder Mail geben würde, schließlich schreibt Nevfel Cumart hin und wieder eine Buchrezension für unser Kulturportal alaturka und auch sonst verbinden uns eher freundschaftliche Bande, aber diesmal lag etwas in seiner Stimme, das Freude und Bedürfnis gleichzeitig vermittelte. Spontan und kurz entschlossen haben wir uns für den frühen Nachmittag in Würzburg am Hauptbahnhof verabredet, wo er seine Rückreise von einer seiner Schulveranstaltungen als Vermittler zwischen den Kulturen kurz unterbrechen wollte.
Seit 1984 führt Nevfel Cumart individuelle Veranstaltungen und literarische Lesungen an Schulen aller Art und im gesamten Bundesgebiet durch, die sich verschiedenen Themen wie zum Beispiel der Lebenssituation und der Probleme der Ausländer in Deutschland (»Zu Hause in der Fremde«), die Religion und Kultur im Islam (»Zwischen McDonalds und Minarett«) oder dem gesellschaftlichen Leben in der Türkei (»Vom Bosporus bis zum Ararat«) widmen. Hier legt er großen Wert auf das Gespräch und die Diskussion mit und zwischen den einzelnen Schülern. Ihm geht es vor allem darum, Jugendlichen andere Kulturen näher zubringen und Verständnis gegenüber dem kulturell Fremden zu vermitteln.
Auch uns kam der wirklich spontane Termin gerade recht, galt es doch hinsichtlich des für Mitte Oktober geplanten Deutsch-Türkischen Literatur- und Freundschaftsfestes in Regensburg, an dem Nevfel Cumart als Vortragender auch beteiligt ist, vorzubereiten und zu besprechen. Wir waren also in doppelter Hinsicht gespannt auf das, was kommen würde. Auf, auf zum Hauptbahnhof nach Würzburg, hieß es also.
Wie immer war die Freude des Zusammentreffens groß, keine Frage. Ein bescheidener und liebenswürdiger Mensch ist er sowieso. Und wie gut ist uns noch sein Ausspruch im Schloss Johannisburg in Aschaffenburg in den Ohren, als er nach seiner Lesung im Gespräch mit uns sagt, dass man in Deutschland mit Gedichten keinen Blumentopf gewinnen könne. Vielleicht hat er Recht, einfach ist es sicherlich nicht im Bereich der Kultur. Sein Einsatz und Schaffenswille sind gerade deshalb besonders bewundernswert.
Schon unser letztes, ebenfalls spontanes Treffen in Würzburg, hatte uns in ein kleines Cafe in der Nähe des Hauptbahnhofs geführt und so war schnell der Entschluss gefasst, es wieder dort zu versuchen. Einmal am Tisch sitzend war das Thema umgehend bei Berichten zu den letzten Ereignissen unseres Tourprojekts, so berichteten wir vom Gezi-Konzert mit Fazil Say in Wien wie auch vom Zusammentreffen mit dem Archäologen Team in Stobi in Mazedonien. Wenig später waren wir thematisch auch beim Fortschritt des geplanten Fests in Regensburg und konnten auch mit Nevfel Cumart schnell eine Einigung hinsichtlich der Terminplanung erreichen.
Die große Überraschung folgte nun in der für Nevfel Cumart so typischen bescheiden, freundlichen Art und Weise, das man zunächst noch einmal nachfragen muss. Etwa im folgenden Wortlaut: "ja gut, so machen wir das, übrigens werde ich in der kommenden Woche auch das Bundesverdienstkreuz am Band von Präsident Gauck erhalten". Wie, was, Bundesverdienstkreuz? Jetzt waren wir mit Fragen an der Reihe und konnten letztendlich doch nur noch gratulieren. Wir haben uns riesig für ihn gefreut, denn er hat es mehr als verdient.
Unseren allerherzlichsten Glückwunsch, Nevfel Cumart!
... Wenn Sie mehr über Leben und Werk von Nevfel Cumart erfahren wollen...
Hier die offizielle Pressemeldung und Begründung aus Berlin:
Nevfel Cumart - Verdienstkreuz-Verleihung am 10. Juli 2014
Der in Deutschland geborene Lyriker türkischer Herkunft hat sich die Verständigung zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen zur Lebensaufgabe gemacht. Schon in seiner Jugendzeit wurde er mit einer in Stade (Niedersachsen) gegründeten Initiative zum Brückenbauer zwischen Deutschen und Türken.
Mittlerweile engagiert er sich vielfältig, so auch auf dem Feld des Literaturbetriebs u. a. in der Neuen Gesellschaft für Literatur (NGL) in Erlangen und im Verband der Schriftsteller (VS) in Oberfranken.
In seinem literarischen Werk, das bislang 16 Lyrikbände umfasst, veröffentlichte er zahlreiche Gedichte, die sich mit der Vermittlung zwischen den Welten auseinandersetzen und europaweit Eingang in Schulbücher gefunden haben.
Schon seit vielen Jahren übersetzt Nevfel Cumart zudem zahlreiche belletristische Werke namhafter türkischer Schriftsteller sowie Bücher zu islamkundlichen Themen.
Die Schwierigkeiten bei der Identitätsbildung sind ihm vertraut, so dass er gezielt Lesungen und Schreibwerkstätten an Schulen durchführt, die nur wenig Kontakt zur Literatur und anderen kulturellen Werken vermitteln. Neben den Veranstaltungen an Schulen leistet er Vermittlungsarbeit mit Vorträgen und Seminaren über verschiedene Aspekte der türkischen Gesellschaft und Kultur, die Lebenssituation der Migranten in Deutschland sowie über die Religion des Islams.
Zudem engagiert er sich im Wissenschaftlichen Beirat der Georges-Anawati-Stiftung, die sich für die Förderung des Dialogs zwischen Christen und Muslimen einsetzt.
Nevfel Cumart hat sich somit durch seine Arbeit und sein ehrenamtliches Engagement in unterschiedlichen Projekten in herausragender Weise um die Integration von Zugewanderten und ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft verdient gemacht.