Gezi-Partisi unter Vorsitz Cem Köksal in Istanbul gegründet!
Ob es nun allein die Antwort einer Vielzahl von tatsächlich Betroffenen auf die wochenlangen Straßenschlachten in einigen türkischen Großstädte waren, bei denen 6 Menschen getötet und mehrere tausend verletzt worden waren, oder ob es nicht grundsätzlich an der Zeit für eine neue Partei in der Türkei war, jetzt scheint sich eine Alternative abzuzeichnen: die Gezi-Partisi.
Jetzt, vier Monate nach den schweren regierungskritischen Unruhen in der Türkeihaben die Gegner von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die "Gezi-Partei" gegründet, um das Wählerpotenzial der Protestbewegung zu bündeln. Langfristiges Ziel sei auch der Einzug ins türkische Parlament, wie die Gründer der Partei am Donnerstag auf ihrer Facebook-Seite verkündeten. Zum Vorsitzender wurde Cem Köksal bestimmt, ein 37-jähriger, bekannter türkischer Rockmusiker. Die Wahl des Namens basiert auf dem Istanbuler Gezi-Park, der mittlerweile als Synonym des friedlichen Protests gegen die Vorherrschaft der AKP gilt. Auch das Logo der Partei nimmt starken Bezug zum Gezi-Park, zeigt es doch in seiner Symbolik fest verwurzelte Bäume, die in einen menschlichen Körper übergehen, dessen Hände eine grünen Kreis tragen. Eine erster Entwicklungsschritt vergleichbar der deutschen Partei "Der Grünen" ist unverkennbar. Auch weitere Parallelen in der Entwicklung der Türkei mit den beginnenden 70er Jahren in Deutschland sind durchaus angebracht.
Neben dem Einzug ins Parlament seien auch Ziele bedeutend, die in Änderungen der türkischen Verfassung im Sinne von wirklicher Demokratie und verstärkter Ausrichtung auf die Menschenrechte lägen, so die Parteigründer. Entsprechend ist die Partei zur Registrierung bereits Anfang Oktober angemeldet worden. Ob die Zeit bis zur nächsten Kommunalwahl ausreicht, um bereits als Partei anzutreten, bleibt noch unklar. Allein am vergangenen Donnerstag zählte die Partei mehr als 24.000 Mitglieder. Noch ist allerdings ungewiss, wie groß der Rückhalt der Partei in der Bevölkerung sein wird, da es allein in Istanbul etwa 60 lokale Gruppierungen gäbe, die sich bislang nicht der Gezi-Partisi angeschlossen haben.
Die Mitteilung der Gründung der Gezi-Partisi hatten in den Gruppen, die den verschiedensten politischen Ausrichtungen zuzuschreiben sind, zunächst für ein Schmunzeln und müdes Lächeln gesorgt, da es an einheitlichen Strukturen noch fehlt. Mitglieder der Istanbuler Protestbewegung hatten sich bis Donnerstag während einer Versammlung noch nicht entschließen können, sich der neuen Partei anzuschließen. Auch die längst überfällige Abschaffung der 10% Hürde bei Wahlen trägt nicht unmittelbar zur Motivation neuer Parteien bei. So sind auch Beobachter bislang skeptisch. So sagte Bekir Agirdir, der Direktor des Umfrageinstituts Konda, in einem Interview mit der FAZ: „Es ist noch zu früh von einem politischen Projekt zu sprechen, das eine echte Alternative zu den herkömmlichen Parteien darstellt".
Wer ist der Parteivorsitzende Cem Köksal?
Cem Köksal wurde am 3. Juli 1976 in Istanbul geboren. In der Grundschule spielte er Mandoline. Seine Kindheit war mit der Musik der 60er Jahre, auch aufgrund des Einflusses seiner Eltern gefüllt. Im Jahr 1987 wechselte er von der Mandoline zur Gitarre. Theoretische Musik-Kurse von Derya Yener in den Jahren 1991 und 1992 waren signifikant in seiner musikalischen Entwicklung. In jenen Tagen setzte er mit seinen Freunden seine musikalische Erstlingswerke in einem Keller in Kadiköy / Istanbul um und nahm auch an musikalischen Veranstaltungen an seiner Hochschule teil.
Obwohl er an den populären Rockgruppen interessiert war, begann er mit der Umsetzung eigener Ideen. Seine musikalische Perspektive bewegt sich durch den Einfluss von Johann Sebastian Bachs "Air" in eine neue Richtung. Von diesem Moment an war klassische Musik sehr wichtig für Cem Köksal. Er wählte immer tonale Modi für seine Musik und Johann Sebastian Bach wurde so zu einem seiner größten Helden. Das Schreiben von Musikstücken, in denen die Vermischung klassischer Musik mit Elementen moderner Musik in einer harmonischen Weise erfolgte, war die Herausforderung.
Cem Köksal, der sich bis zur Perfektion an der Gitarre entwickelte, begann seine Fähigkeiten an der Gitarre nicht nur in den Standard-Techniken, sondern auch in alternativen Techniken zu perfektionieren. Bald zeigte er Interesse auch an der Anatomie der Gitarren. Nach monatelangen Studien schuf er eine neue Gitarrebauweise (Shark), die völlig auf seinem eigenes Design basierte.
Als er spürte, dass er seine musikalische Reife erreicht hatte, begann Köksal sein erste Album zu erstellen. Er wollte nicht nur die Kompositionen und Arrangements und die Songs schreiben, sondern auch die Studioarbeit selbstständig arrangieren. Obwohl dies eine enorme Belastung bedeutete, die kaum von einer einzelnen Person bewältigt werden kann, dachte Cem Köksal das dies der einzige Weg sei, um die Ergebnisse zu erreichen, die er selbst wollte. Er begann mit dem Bücherstudium und trainiert selbst über zwei Jahre mit den Ressourcen, die er auffand. Er studierte Studio Pläne und Programme und gründete sein im Jahr 2002 sein eigenes Studio, namentlich Studio 29. Das Album, welches im Jahr 2003 in diesem Studio abgeschlossen wurde, erhielt den Namen "Set Me Free".
In kurzer Zeit Cem Köksal der Musik-Ära bekannt und Angebote für Konzerte trafen ein. Köksal nahm an vielen großen Festivals wie Rockistanbul mit Queensryche, Rock the Nations mit Manowar und auch die Coca-Cola Soundwave Tour 2005 war ein voller Erfolg. Die Band hatte ihre Bühnenshow in 11 verschiedenen Städten der Türkei vor 150.000 Studenten aufgeführt. Es folgten Einladungen auch zur Coca-Cola Soundwave Tour 2006.
Dieses Mal spielt die Band mit Joe Lynn Turner, dem ehemaligen Sänger von Deep Purple. Die Tour war für 10 verschiedene Städte vorgesehen und zog 200.000 Studenten an. Köksal produzierte eine DVD des Bursa Konzerts. 35.000 Studenten allein hier waren der Höhepunkt dieser großen Show. Im März 2007 wurde die DVD "Cem Köksal feat. Joe Lynn Turner live" veröffentlicht. Am 17. Mai 2007 veröffentlichte er sein zweites Soloalbum Siyah Beyaz masallar (Black and White Fairy Tales). Die Vokals in der Türkischen Version werden durch Jazzsängerin Senay Lambaoglu gesungen.
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