Religionsbehörde Türkei fordert Selbstkritik im Islam

Selbstkritik in der islamischen Welt

In ungewöhnlich offener, fast schon scharfer Form, hat der Vizechef der staatlichen Religionsbehörde Diyanet İşleri Başkanlığı die demokratischen Defizite in großen Teilen der islamischen Welt beklagt, gerade auch in der Türkei.

Notwendig seien wirkliche Selbstkritik und einhergehende Modernisierungen, sagte der stellvertretende Behördenleiter Mehmet Emin Özafsar nach einer Meldung der Zeitung „Hürriyet“.

Der Mangel an Demokratie, an Freiheitsrechten und einem modernen Verständnis von Religionsfreiheit und religiöser Bildung bildeten für die islamische Welt „eine sehr schwierige Sackgasse“. Fehlende Erneuerungen seien zugleich ein Grund für Konflikte in der eigenen, islamischen Welt, betonte Özafsar weiter. Andere Faktoren von außen spielten zwar ebenfalls eine Rolle, doch dürften vor allem die Mängel innerhalb der islamischen Welt selbst nicht außer Acht gelassen werden.

Die türkische Religionsbehörde ist in der muslimischen Türkei für eine staatskonforme Auslegung des Islam zuständig. Das Amt verwaltet alle 80.000 Moscheen im Land, bezahlt die Imame und schreibt die Freitagspredigten. In den vergangenen Jahren hatte die Behörde mehrmals mit Initiativen zur Bekämpfung von Zwangsehen und anderen Missständen auf sich aufmerksam gemacht.

Das Diyanet İşleri Başkanlığı (Präsidium für Religionsangelegenheiten), abgekürzt mit Diyanet, ist eine staatliche Einrichtung zur Verwaltung religiöser Angelegenheiten in der Türkei. Gleichzeitig ist es die höchste islamische Autorität des Landes. Es wurde am 3. März 1924 entsprechend Gesetz Nr. 429 gegründet und ist dem Ministerpräsidentenamt angegliedert.

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