Salafisten – Koranverteilung in Deutschland & Islamkonferenz
- Geschrieben von Portal Editor
Vor 15 Jahren: Ob nun purer Zufall oder gar bewusste zeitgleiche Terminierung, die Salafisten haben zumindest ein Teilziel, nämlich medienwirksame Öffentlichkeit und Gesprächsthema, rechtzeitig zur beginnenden Islamkonferenz in Deutschland mit der kostenlosen Verteilung von Koranexemplaren erreicht.
Und auch wenn die Aktivitäten nicht als Tagesordnungspunkt auf der Islamkonferenz vorgesehen waren, Gesprächsthema Nummer eins wurden sie allemal.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hatte zu Beginn der diesjährigen Islamkonferenz die Aktionen radikaler Salafisten in Deutschland verurteilt. "Religionsfreiheit ist ein hohes Gut." Es gehe ihnen aber nicht um die Verteilung des Koran. "Die Salafisten wollen nicht für eine Religion werben, sondern für eine Ideologie."
Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde Deutschlands, Kenan Kolat, sagte vor Beginn der Beratungen: "Die Salafisten haben auf schwierige Fragen einfache Antworten, wie die Rassisten." Sie müssten gesellschaftlich bekämpft werden, das sei aber nicht Aufgabe der Islamkonferenz. Zu Sicherheitsfragen habe die Konferenz bereits 2009 eine Erklärung abgegeben.
«Koran-Verteilung ist das falsche Stichwort», sagte Verfassungsschutz-Sprecher Bodo W. Becker dem «Kölner Stadt-Anzeiger». «Es geht hier um salafistische Propaganda und die Rekrutierung von Anhängern. Der Koran ist nur ein Vehikel.»
Was sind Salafisten? Welche Ziele verfolgen Sie? In Wikipedia ist dazu folgende Erläuterung auffindbar:
Der Ausdruck Salafismus bezeichnet die Rückbesinnung auf die „Altvorderen“ (arab. Salaf : ‚Vorfahren‘) und im aktuellen Sprachgebrauch eine ultrakonservative Strömung innerhalb des Islam. Der Ausdruck wird auch verwendet, um bestimmte Strömungen des sunnitischen Islam zu bezeichnen, die sich ihrem Selbstverständnis nach an der Zeit der „Altvorderen“ orientieren. Unter den zeitgenössischen Strömungen zählt dazu einerseits die Schülerschaft Muhammad Abduhs, die eine Vereinbarkeit von Islam und Moderne vertritt, andererseits konservative Richtungen, welche sich auf Ibn Taimiya beziehen und nicht nur die Moderne, sondern auch Entwicklungen der islamischen Theologie und der religiösen Praxis ablehnen, wie etwa Traditionen bestimmter Rechtsschulen oder den Sufismus.
Unterschieden wird zwischen dem puristischen, sich auf die Regelung privater Lebensbereiche beschränkenden Salafismus sowie dem politischen Salafismus. Letztere Minderheit der Salafisten folgt einer gewaltbereiten dschihadistischen Ideologie, die laut deutschem Verfassungsschutz mit einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar ist. (Wikipedia)
Während der Innenministerkonferenz im Juni 2011 gab es bereits Warnungen des deutschen Innenministers vor den Gefahren des neofundamentalistischen Salafismus, der leider allzu oft den Nährboden für islamistischen Terrorismus bildet. Alle islamistischen Terroristen des 11. September 2001, des schwersten Terroranschlages derGeschichte, gehörten der salafistischen Strömung an, auch die drei Selbstmordattentäter der Hamburger Zelle.
Der Islamwissenschaftler Benno Köpfer hat eigenen Untersuchungen zu Folge eine Anhängerschaft von drei- bis fünftausend Salafisten in Deutschland gezählt. Gerade hier kommen den islamischen Organisationen und Verbänden wie dem „Koordinationsrat der Muslime in Deutschland“ und der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion“ (DITIB) besondere Aufgaben in der Eindämmung des Salafismus durch Prävention zu. Besonders die muslimischen Organisationen sollten schon im Eigeninteresse ihrer Glaubwürdigkeit mit dazu beitragen, das die zersetzenden Aktivitäten neofundamentalistischer Salafisten wahrgenommen und in den eigenen Reihen auch als solche erläutert werden. Einer der Vorprediger, der deutsche Konvertit Pierre Vogel, der zum Verein „Einladung zum Paradies“ gehört, ist durch seine Video-Predigten im Internet besonders auffällig. Wie er und weitere seiner Vereinsmitglieder, die alle zu den Salafisten zu zählen sind, diskriminierend gegenüber Frauen oder Homosexuelle proklamieren, ist kaum noch zu tolerieren. Nicht ohne Grund wird er deshalb vom Verfassungsschutz beobachtet.
Die starke Zunahme in den Missionsaktivitäten extremistischer Salafismusprediger sollte alle Bürger wachrütteln und zu Gegenprotesten führen. Es ist nicht die Verteilung eines kostenlosen Koranexemplars was in der Absicht der Salafisten steckt. Es sind allein intensivierte Anstrengungen der Extremisten um „Wege zur Konversion / Wechsel zum Islam salafistischer Prägung herbeizuführen um damit weiterer Ausbreitung Vorschub zu leisten“.
Dies gilt insbesondere auch für extremistische Salafismusprediger wie Ibrahim Abou-Nagie, der als Leiter dieser seit Monaten laufenden Kampagne der kostenlosen Verteilung von Koranexemplaren tätig ist. Und das trotz Verteilungsverbot in zahlreichen Städten, die von seinen Helfern einfach unterlaufen werden. Auch in der Schweiz sind ähnliche Aktivitäten geplant.
Verfassungsschutz kritisiert Koran-Verteilung (Frankfurter Rundschau)
Der Verfassungsschutz kritisiert die Verteilung von Millionen Koran-Exemplaren durch radikal-islamische Salafisten. Inzwischen prüft auch die Druckerei eine Stornierung des Auftrags, die Druckmaschinen stehen still.
Seit Donnerstag stehen die Maschinen der Ulmer Druckerei Ebner & Spiegel still. Der Betrieb hat im vergangenen halben Jahr mehr als 300.000 Korane gedruckt − im Auftrag einer radikal-islamischen Organisation aus Köln, die die Gottesbücher kostenlos in ganz Deutschland verteilen will.
Insgesamt 25 Millionen Korane sollen auf diesem Wege unters Volk gebracht werden. Mehrere hunderttausend sollen bereits in Fußgängerzonen verteilt worden sein.
Nun haben allerdings führende Unionspolitiker scharfe Kritik an der Aktion der Organisation „Die wahre Religion“ des Kölner Geschäftsmannes Ibrahim Abou Nagie geübt. „Der Koran wird hier für extremistische Umtriebe gebraucht“, sagte Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) in Berlin.
Zu Recht hätten sich muslimische Verbände in Deutschland von dieser Aktion distanziert. Sein Unionskollege Hans-Peter Uhl (CSU) ging einen Schritt weiter und verlangte, den Umtrieben der wachsenden salafistischen Bewegung in Deutschland dringend Einhalt zu gebieten.
Besorgt äußerten sich auch Politiker von SPD, FDP und Grünen. Zwar sei nichts daran auszusetzen, dass Korane kostenlos verteilt würden. Es bestehe aber die Gefahr, dass insbesondere Jugendliche so in Berührung mit der salafistischen Gruppierung kämen. Grünen-Chef Cem Özdemir, selbst Muslim, kritisierte in der Zeitung Die Welt: „Es ist offensichtlich, dass mit dieser Aktion die Strategie verfolgt wird, sich als Sprachrohr der Muslime darzustellen und den vermeintlich einzig wahren Islam zu propagieren. Das darf man den Salafisten nicht durchgehen lassen.“
Mutmaßliche Salafisten haben in einem Youtube-Video einen Journalisten der Frankfurter Rundschau beschimpft und gedroht, man werde seine Telefonnummer und Adresse veröffentlichen, wenn er weiter kritisch über die Aktivitäten der Salafisten in Deutschland berichte. Der rund vierminütige Film ist bei Youtube nicht mehr zu sehen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes gibt es nichts einzuwenden gegen die verbreitete Koran-Übersetzung. Sie sei zwar nicht die modernste, aber eine moderate Übersetzung des Glaubensbuchs der Muslime. Die Verfassungsschützer sehen dennoch die Aktion als Beleg dafür, dass die Salafisten deutlich aggressiver öffentlich in Erscheinung treten wollen.
Seit etwa zwei Jahren propagieren die Salafisten, die eine besonders strikte Auslegung des Islam vertreten, mit unterschiedlichen regionalen Gruppen ihre Ansichten zumeist über das Internet. Sie verzeichnen wachsenden Zulauf insbesondere von jungen Männern, die sich auf Sinnsuche befinden.
Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, warnte bereits im Sommer: „Nicht jeder Salafist ist ein Terrorist, aber alle Terroristen waren Salafisten.“
Die Koran-Verteilung in Deutschland läuft seit Oktober. Finanziert wird sie von Abou Nagie, der sich selbst als harmloser Geschäftsmann stilisiert, nach Einschätzung deutscher Sicherheitsbehörden aber ein religiöser Scharfmacher ist und den Salafismus propagiert.
Die Ulmer Druckerei will bis Montag prüfen, ob sie den Druckauftrag noch erfüllt und welche Folgen eine Stornierung des Auftrags hätten. „Für uns ist die politische Dimension neu. Wir wollen uns da nicht einmischen“, sagte ein Sprecher.
(Frankfurter Rundschau mit dpa)
Ibrahim Abou-Nagie ist der Kopf einer Initiative, die derzeit bundesweit für Aufregung sorgt. In Großstädten verteilt er den Koran in deutscher Übersetzung, 250.000 Bücher sind bereits verschenkt, beziehungsweise verkauft worden.
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