Purpur – die Farbe der Könige und Herrscher
Sehr einfach kann der farbbewusste Mensch seine Textilien modischen Trends oder dem persönlichen Geschmack entsprechend ein- oder umfärben. Heute gibt es zahllose Farbtöne, die meist chemisch hergestellt, manchmal mit mehr oder weniger natürlichen Inhaltsstoffen, das Leben vereinfachen.
So einfach, das Färbemittel günstig im Handel angeboten werden. Das gilt sogar für das Umfärben der eigenen Haare. Das war nicht immer so.
Neben der wahrhaften Historie verschiedener Färbemittel (wir berichteten über das Färben von Teppichen) gibt es auch in diesem Bereich eine Reihe von Mythen, die meist doch einen gewissen Gehalt an Wahrheit und echten Geschehnissen beinhalten. Kommen wir nun also zur Farbe der Könige und Herrscher, dem Purpur.
Die Legende erzählt von Herakles, der einer wunderschönen Nymphe mit Namen Tyros verfallen war. Diese war zwar nicht abgeneigt, doch wie so oft in der Geschichte, hatte Tyros eine Bedingung, die zunächst erfüllt werden sollte. Als die beiden auf einer Klippe am Meer sitzend den Hund von Herakles beobachteten, sahen sie, das der Hund in eine Schnecke gebissen hatte, worauf sich sein Maul und seine Lefzen mit einem schönen Purpur Farbton verfärbten. Als die Nymphe diesen Farbton sah, verlangte sie von Herakles ein Kleid in dieser Farbe, wenn er sie je wieder treffen wollte. Entsprechend dieser Geschichte ging man bei der Frage nach der Entdeckung der Färbewirkung des Purpur häufig von der namensgleichen Phönizischen Stadt Tyros aus.
Plinius der Älterebeschreibt den Herstellungprozess von Purpur
Heute weiß man, das bereits im minoischen Kreta um 1600 vor Christus Purpur zur Einfärbung hergestellt werden konnte. Eine weitere Legende, allerdings auch wieder eine, in der ein Hund eine Rolle spielte, ist die Folgende: Achilleus Tatios berichtet vom Hund eines Fischers, der in eine weggeworfene Purpurschnecke gebissen hatte. Der Fischer dachte an eine Verletzung des Hundes und wollte die Verletzung säubern. Jetzt erst bemerkte er die Färbung, die keine Verletzung war, dafür aber sehr beständig als Farbstoff, kaum zu entfernen war.
In seinen Berichten „Naturalis historiae“ beschreibt der Autor Plinius der Ältere (23 – 79 nach Christus) den wirklich komplizierten Vorgang, der zur Herstellung von Purpur notwendig und schon mit dem aufwendigen Fang der Meeresschnecken in Reusen beginnt. Nur zwischen Herbst und Frühjahr und nur im lebendigen Zustand gefangene Meeresschnecken werden geöffnet um an die kleinen Drüsenkörper der Atemhöhle zu gelangen. Die heute mit Hypobranchialdrüse bezeichneten farbhaltigen Körperteile wurden dann zerquetscht, für drei Tage in Salz eingelegt und danach etwa 10 Tage in Urin auf etwa ein Sechszehntel der Ursprungsmenge eingekocht. In diese komplett farblose Restlösung werden dann die zu färbenden Kleidungsstücke eingeweicht um danach an der Luft zum Trocknen aufgehängt zu werden. Erst im Zusammenspiel von Sonnenlicht und Luft setzt die Enzymreaktion ein, die dann den gewünschten Purpur Farbton erzeugt. Angeblich gab es weitere Zusatzstoffe, wie z.B. Honig zur Fixierung des Farbtons, was aber nicht mehr nachzuweisen ist. So die Berichte von Plinius, die aus heutiger Sicht im Sinne des Tierschutzes einfach nur mit grausam zu bezeichnen sind.
Allein die Herstellung, bedingt durch den Aufwand, sorgte zwangsläufig auch für einen immens hohen Preis bei der Verwendung dieses Farbstoffs, denn zirka 10.000 Purpurschnecken wurden benötigt, um etwa 1,2 Gramm Farbstoff zu gewinnen. Frühe Recherchen besagten, das etwa 200 Gramm Farbstoff benötigt werden, um ein Kilo Wolle zu färben. Überwiegend israelische Forscher haben dies jedoch widerlegen können und nachgewiesen, das zum Einfärben der Tunika eines Herrschers etwa 10.000 Schnecken ausreichen würden. Aber selbst jetzt bleibt ein so erheblicher Kostenfaktor, den sich Otto Normalverbraucher sicherlich nicht leisten konnte, vom Tierschutz einmal abgesehen.
Schnecken produzieren den purpurblauen Farbstoff
So blieb das Purpur im alten Rom also schon aus Kostengründen den Königen und Herrschern vorbehalten. Man schaffte sogar Regeln, das dieser Farbton allein den Herrschern vorbehalten bleiben sollte, was allerdings von einigen reichen Bewohnern missachtet wurde. Senatoren durften sich mit einem purpurnen Streifen an der Toga erkennbar zeigen. In der Spätantike war es das Vorrecht der byzantinischen Kaiser, Purpur zu tragen. Dieses Privileg ging dann auf den Papst über. Ab dem Jahr 1468 wurde Purpur die offizielle Farbe der katholischen Kardinäle, wobei jetzt allerdings schon Kermes als Ersatz für die Purpurschnecke zum Einsatz kam.
Erstmals im Jahr 1909 gelang es Paul Friedländer, die komplette Struktur des Purpur zu entschlüsseln, so das man den Farbstoff, chemisch mit Dibromindigo bezeichnet, künstlich herstellen konnte. Damit wurde der Einsatz des Originalprodukts fast komplett eingestellt. Ein bekannter Anbieter offeriert allerdings noch heute das Originalpurpur zum Preis von 2.450,- € pro Gramm.
Es war der Meeresbiologe Felix Joseph Henri de Lacaze-Duthiers, der im Jahr 1858 die beiden Schneckenarten des Mittelmeeres erforschte, die den purpurblauen Farbstoff produzieren. Eine weitere Art kommt im Atlantik vor. Die Purpurschnecken werden von Biologen mit Herkuleskeule oder Brandhorn (Haustellum brandaris) und der eigentlichen Purpurschnecke (Hexaplex trunculus) bezeichnet, die früher in der Gattung Murex zusammen gefasst wurden. Beide Arten sondern einen gelblichen Schleim ab, der aus einer Drüse der Atemhöhle neben dem Mastdarm liegt, stammt und der für den Farbstoff verantwortlich ist. Interessanter Weise verfärbt sich der Schleim auch unter Luftabschluss zunächst in Grün, dann Blau und erst dann zu Purpur, allerdings nur bei Tageslicht, nicht im Dunkeln.
An der Farbe der Bekleidung der Könige konnten somit schon folgende Erkenntnisse gedeutet werden: Der junge König trug einen mit grünem Purpur gefärbten Mantel, der mit pallium bezeichnet wurde. Unter der Einwirkung des Lichts veränderte sich der Farbton sehr langsam womit man auch das Heranreifen des Königs gleichsetzte. Erst wenn der Farbton Purpur erreicht war, hatte auch der Herrscher seine Reife erreicht. In wieweit hier die Mythologieeine Rolle spielt, soll Ihnen, liebe Leser, vorbehalten bleiben.
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