Der Stöckl - historischer Marktplatz in Cheb-Eger

Der Stöckl - historischer Marktplatz in Cheb-Eger

Im ersten Teil der Fußgängerzone von Cheb, früher Eger, hatte sich das typische Bild einer Einkaufsstraße gezeigt, Schaufenster an Schaufenster, allerdings noch in den Maßen, die vor vielen Jahren aktuell waren.

Eindrucksvoll jedoch die im Straßenbelag eingelassenen zeitgeschichtlichen Informationen zur Stadtgeschichte, die uns immer wieder veranlasste, den Blick auf den Boden zu richten. Mit unserer Ankunft am Zeit-Tor änderte sich das Bild dann allerdings schlagartig, denn zum Marktplatz weitete sich die Straße zur Fläche, die gesäumt war von mittelalterlichen Häusern, größtenteils wundervoll renoviert. Wir waren am so genannten Stöckl angekommen.

Am Marktplatz steht neben dem barocken, aus Geldmangel unvollendeten Rathaus des italienischen Architekten Giovanni Battista Alliprandi und vielen weiteren geschichtsträchtigen Gebäuden auch eine Gruppe von Häusern, die im Kern in die spätgotische Zeit zurückgehen, das so genannte Egerer Stöckl (Špalíček). Dieses Wahrzeichen des Marktplatzes ist ein Komplex von elf bizarr teilweise in Fachwerk ausgeführten Häusern, in denen jüdische Kaufleute wohnten.

Diese interessanten, teilweise wie Fachwerkhäuser gebauten kleinen Gebäude entstanden bereits im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit den neuen Bedürfnissen der hiesigen Kaufmänner, und zwar exakt an den Stellen der ehemaligen Krämerbuden und Fleischbänke. Der gesamte Komplex wurde erst im 15. Jahrhundert fertig gestellt. Nach der ältesten vorhandenen Abbildung aus dem Jahr 1472 wurde der Grundriss des heute ganz einzigartigen Komplexes der elf Kaufmännischen Häuser erhalten.

Früher war dem Stöckl an der westlichen Seite noch ein dritter Block von Häusern angeschlossen, der wahrscheinlich dann irgendwann im 19. Jahrhundert niedergerissen worden ist. Wegen dem Mangel an Platz und den kleinen Grundstücken wurden die kantigen Objekte in die Höhe gebaut. Der Stöckl wird durch die ganz enge Krämergasse in zwei Blöcke geteilt, die nur wenig über 1,60 Meter breit ist.

Der Marktplatz von Georg von Podiebrad selbst verweist auf den Besuch des tschechischen Königs, der hier in den Jahren 1459 - 1467 weilte, um die damaligen Konflikte unter den Böhmen und den Reichsfürsten zu schlichten. Für die steinernen, ursprünglich gotischen Häuser auf dem Marktplatz sind ihre engen Stirnseiten und vor allem mehrstöckige, hohe Dächer charakteristisch, die früher zur Schau gestellt worden sind, damit sie den Reichtum der mittelalterlichen Stadt Eger betonen. Die Kauf- und Geschäftsmänner - die ursprünglichen Besitzer dieser prächtigen Häuser - nutzten nämlich zu der Zeit die Dachbodenräume als Lager für ihre Ware. So wurden diese gleich und unmittelbar zur Schau gestellt, das umso höher das Dach war, desto erfolgreicher und reicher der Kaufmann war.

Auf dem Platz stehen auch zwei Marktbrunnen, der eine mit einer Herkules-, der andere mit einer Roland-Statue. Das Grüner-Haus am Marktplatz gehörte dem Geschlecht der Werndls, deren Familienwappen über dem Portal angebracht ist. In diesem Haus weilte Johann Wolfgang von Goethe des Öfteren.

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