Chamäleon am Oymapinar / Manavgat
Einige abseits gelegene antike Ruinen entlang der Strasse von Manavgat zum Oymapinar Damm wollten wir aufsuchen, als vor unserem Auto ein Chamäleon versuchte die Strasse zu überqueren.
Bedingt durch die doch etwas außergewöhnliche Gangart ein Unterfangen, das wohl eine halbe Ewigkeit gedauert hätte, wenn es denn überhaupt geklappt hätte. Ganz ohne Autos ist ja auch diese Region nicht. Kurz entschlossen hielten wir an und halfen dem Zeitgenossen etwas auf die Sprünge. Zunächst fauchte es uns etwas an, um dann die Aussicht in unseren Händen wohl doch zu genießen. Ein urtümliches Tier, das man nur bewundern kann.
Ursprünglich stammen die Chamäleons aus Ostafrika. Ihre Vielfalt entstand allerdings in Westafrika und Madagaskar. Heutzutage findet man sie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, besonders auf Madagaskar und im Mittelmeergebiet, der Türkei samt der Arabischen Halbinsel. Dennoch konzentriert sich der Hauptverbreitungsraum auf Afrika und Madagaskar.
Derzeit sind ungefähr 160 verschiedene Arten beschrieben, die sich in zwei Unterfamilien aufteilen: Die Echten Chamäleons (Chamaeleoninae) und die Stummelschwanzchamäleons (Brookesiinae). Nahezu alle Chamäleons sind in ihrem natürlichen Lebensraum gefährdet, weshalb sie unter das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen fallen und ihre Haltung somit meldepflichtig ist.
Der Lebensraum ist bei den beiden Unterfamilien unterschiedlich. Die Echten Chamäleons sind Busch- und Baumbewohner. Der Körperbau hat sich dem Leben in der Höhe gut angepasst (Greifschwanz, Greiffüße). Dennoch gibt es auch ein paar Arten die den Boden bewohnen. Bei den Erd- bzw. Stummelschwanzchamäleons wird, wie schon der Name erahnen lässt, die Laub- und Krautschicht als Lebensraum bevorzugt. Außerdem haben die Tiere viele Ökozonen erschlossen. In der sich im Norden befindenden Sahara leben in den Oasen der Wüste einige Arten, ganz im Gegensatz zu Chamäleons, die in extremer Kälte leben, wie zum Beispiel Chamaeleo schubotzi das an der Schneefallgrenze des 4500 m hohen Mount Kenia lebt. Ein weiteres Beispiel ist Bradypodion occidentale, welches die Muschelkiesdünen von Süd-Westafrika bewohnt. Dort ist es nicht nur besonders heiß, sondern auch wegen des hellen Bodens und der Sonnenreflektion gleißend hell.
Dennoch ist es schwierig, einer bestimmten Art einen eindeutigen Lebensraum zuzuordnen, da sich inner artliche Unterschiede des Lebensraumes über Jahrtausende herausgebildet haben. Hierbei liegen hohe Differenzen in Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur vor.
Die Schleuderzunge
Auch typisch für Chamäleons ist ihre unverwechselbare Schleuderzunge. Sie ist in der Natur einzigartig. Sie kann eine Zugkraft von etwa 0,4 Newton aufbringen (Dischnerscher Versuch mit Chamaeleo montinum 1958).
Die Zunge ist im Kehlsack auf dem Zungenbein, einem Sesambein, zusammengezogen. Dabei wird sie nicht aufgerollt, sondern ist mit einem kurzen Stück Gummiband vergleichbar.
Das Zungenbein ist mit zwei Gelenken ausgestattet, die den gesamten Knochen nach vorne schieben können. Im Falle eines Zungenschusses wird das Zungenbein nach vorne geschoben und die Muskulatur der Zunge angespannt, wodurch die Zunge aus dem Maul herausschnellt. Dieser Vorgang geschieht in einer Zehntelsekunde. Dadurch hat das Beutetier keine Chance zu fliehen.
Damit das Beutetier mit der Zunge zurück in das Maul schnellt, ist sie mit einem Sekret benetzt. Dieses Sekret ist nicht klebrig, sondern hilft durch eine große Oberflächenspannung nur, die Beute an die Zunge zu haften. Außerdem ist das Ende der Zunge verdickt und teilt sich in zwei Lappen. Hiermit wird dann das Opfer umschlossen.
Die fünf Phasen des Zungenschusses
1. Das Beutetier wird fixiert und auf Größe, Form und Art geprüft, Ermittlung des Abstandes zwischen Jäger und Gejagtem
2. Das Maul öffnet sich langsam, die Zunge wird vorbereitet und ein Stück nach vorne geschoben
3. Die Zunge wird abgeschossen
4. Das Beutetier wird ergriffen
5. Die Beute wird ins Maul gezogen, im Maul festgehalten, während sich die Zunge in den Kehlsack zurückzieht. Dann wird die Beute als Ganzes hinuntergeschluckt
Der Farbwechsel dient bei Chamäleons nicht in erster Linie der Tarnung, sondern vor allem zur Kommunikation mit Artgenossen. Die Bereitschaft zur Balz wird zum Beispiel oft von auffälligeren Farben und Mustern begleitet. Die Färbung hängt zudem von äußeren Faktoren wie Licht, Tageszeit, Luftfeuchtigkeit oder Temperatur ab. Mit zu nehmenden Alter und bei Krankheit werden die Farben blasser. Das prinzipiell mögliche Spektrum an Farben und Mustern ist artspezifisch. Der Farbwechsel läuft art- und situationsabhängig unterschiedlich schnell ab. Am schnellsten wechseln die Farben in Gefahren- oder Kampfsituationen.
Um die Farbe zu wechseln, verwenden die Tiere kleinste Muskeln, die darunter liegende Farbpigmente freilegen bzw. überdecken können. Für den Farbwechsel sind drei spezialisierte optische Hautzellentypen (Chromatophoren) verantwortlich, welche unter der Oberhaut in einigen Schichten übereinander liegen. Melanophoren, Xanthophoren (bzw. Erythrophoren) und Guanophoren enthalten Zytoplasma, in dem sich Farbstoffe befinden. Jede dieser Schichten ist für unterschiedliche Farben bzw. Farbzustände verantwortlich. Die oberste Schicht ermöglicht gelbe und rötliche Farbtöne. Darunter befindet sich eine Zellschicht mit schwarzen Pigmenten. Die unterste Zellschicht ist in der Lage, das einfallende Licht zu brechen und erzeugt damit die blaue Farbe.