Bauboom gefährdet Waldbestand in der Türkei

Bauboom gefährdet Waldbestand in der Türkei

In einer gerade veröffentlichten Statistik und Stellungnahme zur Entwicklung der Waldbestände in der Türkei kommt das Institut Global Forest Watch auf besorgniserregende Zahlen - seit 2000 sind rund 164.000 Hektar Wald verschwunden.

Sieht man sich die Statistiken noch etwas genauer an, sind die Zahlen noch zu relativieren. So stellt Global Forest Watch (GFW) fest, das im Ergebnis sogar 342.000 Hektar Waldfläche in den letzten 12 Jahren verloren gegangen sind, wovon durch Wiederaufforstungsmaßnahmen allerdings im gleichen Zeitraum etwa 178.000 Hektar neu bepflanzt wurden. Der Verlust an natürlichen Waldflächen hat sehr starken Einfluss auf das Weltklima, deshalb sollte grundsätzlich jede Waldfläche durch Neuanpflanzung ersetzt werden. Das Prinzip nachhaltige Forstwirtschaft, das in vielen Ländern bereits praktiziert wird, sollte auch in der Türkei umgesetzt werden.

Als Hauptursache für den immensen Schwund der Waldflächen sieht das GFW vor allem das ungeplante Wachstum der Städte mit den damit einhergehenden Bauten für die INfrastruktur an. Mehrfach hatten wir bereits über die Mammutprojekte in der Boom Region Istanbul berichtet, wo große Waldgebiete den Großbauprojekten weichen müssen, erwähnt sei hier nur die dritte Bosporus Brücke, der dritte Großflughafen oder das Projekt Istanbul Kanal. So erklärt Dr. Cağan Şekercioğlu, Biologieprofessor der Universität Utah in den USA. „Leider wurde ein wichtiger Teilbereich der Istanbuler Wasserreserven im Wald gefunden, der durch Konstruktionen der dritten Stadtbrücke, dem dritten Flughafen und dem Projekt des Istanbul-Kanal zerstört wurde.”

Das GFW, das einst vom World Resources Institute (WRI) gegründet wurde, sieht aber auch die fortschreitende Entwicklung der Tourismus-Infrastruktur in der Verantwortung für den Verlust der Waldflächen. Als Online-Mapping-Plattform ist das GFW in der Lage, eine Echtzeit-Überwachung der Wälder auf der ganzen Welt zu erstellen. So sagen die Statistiken klar, das die größten Flächenverluste in der Provinz Istanbul und in der Provinz Antalya stattgefunden haben. Um sich die Fläche an Waldverlust besser vorstellen zu können, wird als Vergleich die Größe der zentralen anatolischen Provinz Kayseri herangezogen.

Erst vor wenigen Tagen war anhand einer Untersuchung deutlich geworden, das es auch in der Türkei durch den Waldverlust zu starken Bodenerosionen kommt, die letztendlich auch die gigantischen Talsperrenprojekte zur Strom- und Flächenbewässerung in Ostanatolien zunichte machen. Starker Bodenabtrag entlang der Talsperren lassen den Boden in den Sperrwerken extrem ansteigen, was zur Verminderung der Wasserkapazitäten der Talsperren erheblich beiträgt. Durch Aufforstungen entlang der Ufer versucht man jetzt, diese Bodenerosionen zu reduzieren.

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