Die Echte Walnuss – Baumriesen in Eigeltingen
- Geschrieben von Portal Editor
Einmal mehr im Bodenseekreis unterwegs, galt unser Ziel diesmal dem Spektakel „Abenteuer Southside“ beizuwohnen, der Messe und Ausstellung für Off-Road Fans und ihren teilweise sehr ungewöhnlichen Fahrzeugen.
Auch der dort aufgefundene Römische Gutshof von Eigeltingen, eine konservierte Villa rustica, also ein römisches Landgut aus dem 1. Jahrhundert, das mindestens bis in das 3. Jahrhundert existierte, war für uns von großem Interesse und wir werden später darüber berichten. Bereits einen Tag vor Beginn des Treffens vor Ort, hatten wir die Möglichkeit, uns Eigeltingen und Umgebung ein wenig genauer in Augenschein zu nehmen. Aufgefallen sind uns sofort die zahlreichen und imposanten Walnussbäume im Ort selbst und natürlich in der weiteren Umgebung.
Walnusswälder bedeckten großflächig den Planeten
Weltweit bekannt sind die riesigen Nussbaumwälder in Kirgisistan im Tianshan-Gebirge. Zwar ist Kirgisistan erstaunlicherweise mit nur 4 % Waldfläche eines der waldärmsten Länder Asiens, beherbergt aber die größten Nussbaumbestände der Welt. In einer Höhenzone von 1000 bis 2000 m werden die Bäume insbesondere an Nordhängen bis zu 30 m hoch und erreichen ein Alter von bis zu 150 Jahren.
Die Echte Walnuss ist bereits für das Erdzeitalter Tertiär belegt. Es wird vermutet, dass die Walnuss in Syrien sowie West- und Südanatolien die Eiszeiten überstand. Ihre natürliche Verbreitung im Quartär hat sie im östlichen Mittelmeergebiet, auf der Balkanhalbinsel sowie in Vorder- und Mittelasien. Sie ist in feuchten Schluchtwäldern der Gebirge zu finden und wächst im Himalaya bis in Höhen von 3300 m.
Es gibt einzelne, allerdings umstrittene Hinweise auf die Ausbreitung der Art nach Mitteleuropa bereits in der Vorgeschichte; mit Sicherheit wurde sie seit römischer Zeit in weiten Teilen Süd-, West- und Mitteleuropas kultiviert. So ist ihre jetzige Verbreitung stark durch den Anbau als Fruchtbaum geprägt. In Mitteleuropa kommt sie in der Regel in kultivierter Form auf Bauernhöfen, in Gärten oder als Einzelbaum in der Feldflur vor. Gelegentlich findet man sie verwildert, vor allem in Auwäldern des Rheins und der Donau. In Oberösterreich findet man in den Auwäldern der Flüsse Alm, Enns und Traun kleinfruchtige, ziemlich frostharte Wildformen. Diese werden Spitz-, Schnabel- oder Steinnuss genannt. Es ist nicht geklärt, ob es sich dabei um eine autochthone mitteleuropäische Sorte handelt.
Außerdem ist der Bestand der Walnuss laut dem Kuratorium „Baum des Jahres“ in den letzten Jahren durch übertriebene Nutzung und mangelnde Nachpflanzung in Deutschland stark zurückgegangen, weshalb sie zum „Baum des Jahres 2008“ gewählt wurde.
Übrigens: Der türkische Ort Adilcevaz ist bekannt für seine exzellenten Walnüsse.
Walnusskerne und Walnussöl in der Küche
Die Walnuss wird vom Kuchen bis zum Walnusseis in vielen Speisen genutzt. Neben ganzen Nüssen werden auch von der Schale befreite Walnusskerne und Walnussöl verkauft, sowie Krokant zur Dekoration von Süßspeisen. Auch für Waldorfsalat, Tortelloni, Skordalia, Kozunak, Lobio, Nunt oder als Tschurtschchela verwendet man Walnüsse.
Eine weitere Möglichkeit ist die Ernte halbreifer grüner Nüsse im Juni (Johanninüsse). Aus diesen kann ein Einmachobst mit hohem Gehalt an Vitamin C (kandiert auch Schwarze Nüsse genannt) oder ein Nusslikör (Nussgeist, Nussschnaps) hergestellt werden. In Italien macht man aus den noch grünen Nüssen, die traditionsgemäß am Johannistag geerntet werden, einen speziellen Likör, den Nocino. Auch in Serbien, Kroatien und Bosnien und Herzegowina wird aus den noch grünen Nüssen ein Likör hergestellt, der Orahovac.
Gesundheitlicher Nutzen der Walnuss – ein Alleskönner?
Je nachdem, ob frisch oder getrocknet, haben Walnusskerne einen Fettanteil von 42 bis 62,5 Prozent, 11 bis 16 Prozent Eiweiß, 15 bis 23 Prozent Kohlenhydrate. Walnüsse haben von allen Nussfrüchten mit 7.490 mg/100 g den höchsten Gehalt an Linolensäure (einer Omega-3-Fettsäure). Darüber hinaus sind sie reich an Tocopherolen, einer Gruppe von vier verschiedenen Vitamin-E-Formen. Dazu ist diese Frucht reich an Zink und Kalium, außerdem enthält sie Magnesium, Phosphor, Schwefel, Eisen, Calcium und die Vitamine A, B1, B2, B3, C und Pantothensäure.
In einer Untersuchung über Mittelmeerdiäten wurde festgestellt, dass die Nüsse eine vor Diabetes schützende Wirkung besitzen. Auch zeigen neuere Untersuchungen, dass schon neun Walnüsse täglich und ein Teelöffel Walnussöl den Körper vor zu hohem Blutdruck in Stresssituationen schützen können. In Kombination mit Leinöl sollen sich Walnüsse zudem auch positiv auf den Zustand der Blutgefäße auswirken. Darüber hinaus scheinen Walnüsse nicht nur Herz-Kreislauferkrankungen entgegenzuwirken, sondern auch Prostatakrebs zu bremsen.
Walnuss steht heute mehr im Fokus der Forschung
Jüngste Studien rückten besonders die Polyphenole in den Vordergrund. Diese Stoffe gelten als wirkungsvolle Radikalfänger. Sie schützen den Körper vor dem oxidativen Stress, der durch chemisch aggressive Substanzen entsteht. Die Walnuss enthält etwa 15 bis 25 Milligramm Polyphenole auf einem Gramm. Wegen der antioxidativen Eigenschaften glauben Forscher, dass Walnüsse den Verlauf von degenerativen Hirnerkrankungen wie Demenz und Parkinson bremsen können. Bislang wird diese Theorie allerdings nur durch Experimente an Mäusen gestützt.
Laut Gerhard Madaus erwähnt schon Dioskurides, die Nüsse würden Kopfschmerzen verursachen, aber gegen Pfeilgifte, Bandwurm und den „Biss des tollen Hundes“ helfen. Die Madaus GmbH war ein deutsches auf pflanzliche Arzneimittel spezialisiertes Pharmaunternehmen. Ermutigt durch die Mutter Magdalene Madaus (1857–1925), eine Heilpraktikerin und Autorin zu ihrem Komplexmittelsystem, gründete der Arzt Gerhard Madaus (1890–1942) 1919 zusammen mit seinen zwei Brüdern Friedemund (1894–1967) und Hans (1896–1959), einem Pharmazeuten in Bonn das Pharma-Unternehmen. Seit 2007 ist Madaus Teil der italienischen Pharmaunternehmensgruppe Rottapharm Madaus und mit dieser zusammen seit 2014 Teil der schwedischen MEDA.
Die in Wein und Öl verriebene Schale bewirke als Pomade bei Kindern schönes Haar. In der Homöopathie wird Juglans regia besonders bei Achselhöhlenabszessen verwendet.
Halbreife Nüsse und im Frühsommer geerntetes Laub enthalten bis zu 1 Prozent Vitamin C und gehören damit zu den Vitamin-C-reichsten Pflanzenteilen in Mitteleuropa. Schon seit der Antike fanden sie vielseitige medizinische Verwendung. Noch heute werden ihre Extrakte in der Naturheilkunde eingesetzt und sollen unter anderem bei Anämie, Diabetes mellitus, Durchfall, Darmparasiten, Frostbeulen, Hautgeschwüren und Wunden helfen. Ihnen wird eine antiseptische, wurmtreibende, tonische, blutreinigende und narbenbildende Wirkung nachgesagt.
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