Die Robinie kommt – langsam aber kontinuierlich
- Geschrieben von Portal Editor
Ich kann mich gut daran erinnern, als ich im Rahmen eines Tischlereiprojekts vorschlug, doch ein Modellfenster aus Robinie zu fertigen. Groß war seiner Zeit der Widerspruch und die Einwende kamen von allen Seiten: absolut drehwüchsig, hart und kaum zu bearbeiten, hoher Verschleiß der Werkzeuge, usw.
Die Vorteile dieses Holzes wollte man damals einfach nicht erkennen. Dabei liegen sie auf der Hand, denn das Holz der Robinie ist äußerst widerstandsfähig, besonders gegen Fäulnis. Ich war sogar so weit gegangen, es zu einem Fenster IV 68 zu verarbeiten und es dann ohne Oberflächenbehandlung zu verbauen. Jetzt nach 40 Jahren zeigt sich die Oberfläche vergraut, das Fenster ist in seiner Funktion als Dreh-Kipp-Fenster aber voll funktionstüchtig und ohne jeden Ansatz von Fäulnis.
Robinie – Widerstandsfähig in der Nutzung heute
Im modernen Fensterbau heute werden fast ausschließlich verleimte Kanteln verwendet, wobei Robinie aber immer noch kaum aufzufinden ist. Und das trotz der umfangreichen Verbreitung, welche die Robinie mittlerweile gefunden hat. Das gegen Holzfäule so extrem widerstandsfähige Holz ist gleichzeitig biegsam, fest und äußerst hart (Brinellhärte 46 N/mm²). Es wird tatsächlich im Schiff- und Möbelbau, im Innenausbau für Fußböden, als Grubenholz, als Schwellenholz, im traditionellen Bogenbau wie auch in der Landwirtschaft (z. B. Weinbau: Stickel) verwendet. Es gilt als widerstandsfähiger und dauerhafter als Eichenholz. Da es auch ohne chemische Konservierungsbehandlung bei einer Nutzung im Außenbereich lange stabil bleibt, ist es beispielsweise für den Bau von Geräten auf Kinderspielplätzen und Gartenmöbeln gut geeignet, wie wir erst neulich bei unserer Wanderung auf dem Rabenswald Wanderweg erkennen konnten. Im Fensterbau findet man es allerdings immer noch nicht.
Da das Robinienholz aufgrund seiner Eigenschaften einen guten Ersatz für Tropenhölzer darstellt, wird es derzeit häufig angepflanzt.
Ursprung der Robinie und Verbreitung in Europa
Die anspruchslose Robinie wurde durch den Menschen in zahlreichen Gebieten verbreitet, die nicht zu ihrem ursprünglichen Verbreitungsraum gehören. Sie ist damit eine sogenannte hemerochore Pflanze und zählt aufgrund ihrer Einführung nach Europa zu den Neophyten.
Nach Europa wurde die Robinie, so die meisten Quellen, im Jahr 1601 von Jean Robin, dem Pharmazeuten und Botaniker der Könige von Frankreich, aus Virginia nach Paris eingeführt, wo im Jardin des Plantes und auf der Place René Viviani vor der Nordfassade der Kirche St. Julien-le-Pauvre unweit Notre-Dame zwei von Robin gepflanzte Exemplare als älteste Bäume der Stadt angesehen werden. Die Robinie auf der Place Viviani mit einem Stammumfang von 3,90 m ist vermutlich der ältere. Sie wurde im Ersten Weltkrieg durch Bombardements beschädigt und dann von drei Betonpfeilern gestützt, blüht aber immer noch.
Aufgrund ihrer attraktiven Blütenstände und ihrer gefiederten Blätter wurde die gewöhnliche Robinie zuerst als exotisches Ziergehölz in Parks angepflanzt. 1640 gelangte sie nach England, und erste Nachweise für einen Anbau in Deutschland liegen für das Jahr 1670 vor, wo man sie im Berliner Lustgarten anpflanzte.
Nur ganz nebenbei: Die Robinie liefert reichhaltigen Nektar und ist deshalb als Bienentrachtpflanze für die Imkerei von Bedeutung
Im Laufe des 18. Jahrhunderts begann man, in dieser Holzart eine für die sich entwickelnde geregelte Forstwirtschaft vielversprechende Art auf an Nährstoffen armen Standorten zu sehen. Es bestand regional Hoffnung, der zuvor durch jahrhundertelange ungeregelte – in Waldvernichtung resultierender – Übernutzung entstandenen Holznot durch den Anbau der Robinie kurzfristig begegnen zu können. Zwei Eigenschaften begünstigten ihre rasche Verbreitung: Die Robinie stellt nur geringe Anforderungen an den Boden, denn sie vermag dank der Luftstickstoff bindenden Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln, den Boden „aufzudüngen“. Sie ist damit eine geeignete Baumart für die Wiederaufforstung von durch Übernutzung zerstörten Wäldern, und sie ist eine Pflanze, die eine weitere Bodenerosion verhindert. Sie wird deshalb für Aufpflanzungen in Sandgebieten bis heute genutzt.
Nutzung der Robinie im Bergbau
Zur Eignung als Grubenholz wurden auch in Deutschland zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Bereits im Jahre 1900 berichtete die Bergwerksdirektion Saarbrücken über Erfahrungen mit Robinienholz, bei denen dieses noch nach zwei Jahren vollkommen gesund war, während Eichenholz in seinen äußeren Teilen bereits faulte.
Berichte aus Ungarn, dass eingebautes Robinienholz dermaßen unangenehm roch, dass die Arbeit in dessen Nähe nicht möglich war, beruhten vermutlich auf dem aus Glykosiden (siehe Giftigkeit) unter anderem freigesetzten Cumarin. Besonders frisches Wurzelholz der Robinie hat einen unangenehmen Geruch, den es lange Zeit beibehält.
Robinienholz kann eine gewisse „Warnfähigkeit“ aufweisen. Hierunter wird die Eigenschaft des Holzes verstanden, vor dem Bruch zu splittern und dabei vernehmbare Warngeräusche an die Umgebung abzugeben, welche eine rechtzeitige Reaktion der Bergleute ermöglicht. Diese Eigenschaft ist allerdings bei den langfaserig brechenden Nadelhölzern besser ausgeprägt. Dafür biegen sich Robinienbalken vor dem Bruch stark durch, wodurch ein zusätzliches visuelles Warnvermögen gegeben ist.
Als Nachteile für das Robinienholz wird dessen schwere Verarbeitung gesehen. Stempel aus Robinie sind schwerer als solche aus anderen Holzarten. Außerdem sind sie schwerer zu bearbeiten und zu nageln.
Bienenweide – Anziehungspunkt Robinie
Die Gewöhnliche Robinie zählt als bedeutende Frühsommertrachtpflanze zu den sogenannten Bienenweidepflanzen. Robinienblüten liefern viel Nektar mit einem hohen Zuckeranteil zwischen 34 und 59 Prozent. Eine einzelne Robinienblüte produziert in 24 Stunden Nektar mit einem Zuckergehalt von 0,2 bis 2,3 Milligramm. Durchschnittlich lassen sich je Baum und Blühsaison Honigerträge zwischen 0,66 und 1,44 Kilogramm erzielen. Wegen ihres hohen Zuckerwerts werden Robinien gelegentlich von Imkern gezielt als Trachtpflanze angepflanzt. – Der Honig, welcher unter der Bezeichnung „Akazienhonig“ verkauft wird, hat eine helle, schwach gelbliche Farbe, ist sehr flüssig und kristallisiert nur sehr langsam im Lauf mehrerer Jahre in Form eines Bodensatzes aus. Die langsame Kristallisierung ist durch den hohen Anteil an Fructose bedingt, da Fructose im Honig im Gegensatz zur bei vielen anderen Honigsorten überwiegenden Glukose nur wenig zur Kristallisation neigt.
Zu den Ländern, in denen sie neben der forstwirtschaftlichen Nutzung sehr intensiv als Imkerpflanze genutzt wird, zählen Frankreich und Ungarn. Auch in Brandenburg stellt die Robinie in guten Jahren bis zu 60 Prozent der Honigernte.
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