Strandhafer – heimisches Gewächs von besonderem Nutzen
- Geschrieben von Portal Editor
Eigentlich hat uns die Wattwanderung zur Vogelschutzinsel Minsener Oog zu diesem Artikel motiviert, denn erst diese für uns neue Sicht auf das sonst eigentlich eher unbekanntere Gewächs wurde die wahre Bedeutung des Strandhafers für den Küstenschutz klar.
Gewöhnlich wird Hafer seit Jahrhunderten als Lebensmittel kultiviert und auch Strandhafer ist in seiner Geschichte schon als Getreide zur Brotherstellung verwendet worden, zwar wenig effektiv, aber zu Zeiten, wenn es keine wirkliche Alternative gibt!
Der gewöhnliche Strandhafer – bedeutsam im Küstenschutz
Die besondere Bedeutung des Gewöhnlichen Strandhafers liegt heute vor allem in seiner Eigenschaft bei der Festigung der seeseitigen Randdünen der Inseln und des Festlandes und damit dient der Strandhafer dem Schutz der Küste vor Sturmfluten.
Aufgrund dieser Schutzfunktion werden diese Dünen nach dem Niedersächsischen Deichgesetz auch als „Schutzdünen“ bezeichnet und sogar gezielt mit dem Strandhafer bepflanzt, der aus intakten und gesunden Beständen entnommen wird.
In Mitteleuropa, so auch in vielen Teilen Norddeutschlands wie auch auf den Ostfriesischen Inseln, wurden im Mittelalter durch Übernutzung als Weidefläche viele durch den Pflanzenbewuchs gefestigte Binnendünen pleistozänen Ursprungs wieder zu Wanderdünen.
Dieses führte schließlich zu einem Verlust von Ackerflächen und damit zum Verlust von Siedlungs- und Anbaufläche.
Im 17. Jahrhundert wurden deshalb die ersten Pflanzungen von Strandhafer im Binnenland durchgeführt. Die meisten Strandhafer-Bestände in Sandlebensräumen sind auf diesen Umstand zurückzuführen. Gleiches gilt auch für die Ostfriesischen Inseln wie Wangerooge, Langeoog und weitere.
Da gerade die Dünenlandschaft mit dem eingesetzten Strandhafer besonders dem Hochwasserschutz dienen, wird klar, dass diese Flächen von Urlaubern und Touristen nicht betreten werden sollen.
Das Betreten von Schutzdünen sollte unbedingt nur auf ausgewiesenen Pfaden erfolgen, denn durch die Trittwirkung werden nicht nur die empfindlichen Keimlinge beeinträchtigt, sondern auch die ausgewachsenen Pflanzen niedergetreten.
Der Wind kann so ungehindert den Sand verwehen, schmale Rinnen können zu metertiefen Schluchten ausblasen und schließlich ganze Dünen in Bewegung bringen, wodurch letztendlich die Schutzfunktion der Küste verloren geht.
Minsener Oog – eine mit Strandhafer künstlich befestigte Insel
Klar, dass der Strandhafer allein auch keine Wunder vollbringt, aber effektiv eingebracht kann er helfen, natürlichen Küstenschutz zu betreiben. Wir konnten uns auf dem Minsener Oog selbst überzeugen, denn gerade an den durch Flut und Hochwasser geschaffenen Abbruchkannten der künstlich aufgespülten Landfläche ist das tiefgehende Wurzelwerk des Strandhafers gut zu erkennen. Er bildet bis zu 5 m tiefe Wurzeln aus und wird deshalb als Sandfang angepflanzt. Sein dichtes Wurzelwerk hält Sand effektiv fest, so dass selbst die kontinuierlichen Küstenwinde kaum noch Sand abtragen können.
Strandhafer bildet eine sogenannte Pfahlwurzel aus, mit der er sich tief im Sand verankert und Grundwasser aufnimmt. Zusätzlich baut er aber noch ein Netz aus fein verzweigten Wurzeln und Ausläufern zur Seite aus. Das Wurzelwerk einer Pflanze kann eine Fläche von rd. 25 m² (5x5 m) abdecken! Klar, dass diese Erkenntnis vom Menschen genutzt wird und Strandhafer deshalb schon seit Jahrzehnten zum Dünen- und Küstenschutz angepflanzt wird. Früher wurde der Strandhafer in der Küstenregion auch „Helm“ genannt.
Allerdings gibt es auch Nachteile des Strandhafers
Einmal angepflanzt, breitet sich die Pflanze fast überall selbstständig aus und gilt deshalb als invasiver Neophyt, denn er wird vielerorts aufgrund seiner hohen Ausbreitungs- und Konkurrenzkraft zunehmend zum Problem, da er die heimische Flora verdrängt und die bestehenden Ökosysteme verändert. So wird der Gewöhnliche Strandhafer beispielsweise in der Humboldt Bay (Kalifornien) gezielt im Rahmen eines Managementplanes heute bekämpft.
Im Gespräch mit dem auf Minsener Oog anwesenden Vogelwärter wurde uns die tatsächliche Bedeutung des Strandhafers klar, denn Küstenschutz mit Strandhafer und dem damit verbundenen Sandverlust bedeutet auch, dass das Versanden der Fahrrinnen vermieden wird, womit letztendlich der Strandhafer auch zu einem Faktor der Wirtschaft im Transport wird.
In früheren Jahrhunderten wurden die festen Blätter des Strandhafers zur Herstellung von Schnüren und Tauen, sogenannten Reepen, sowie auch zur Herstellung von Matten verwendet.
Wir stellen immer wieder fest, dass moderne Technik zahlreiche Probleme lösen zu helfen weiß, allerdings bedeutet der Blick in die Natur mindestens genauso oft, dass es längst natürliche Lösungen unserer modernen Probleme gibt, die einfach nur nicht industriell billig produziert und dann teuer verkauft „unsere“ Wirtschaft noch lukrativer, besser gewinnorientierter macht. Natürliche Ressourcen kommen dabei in der Regel zu kurz, wie auch der Blick in die Zukunft. Es zählt halt doch immer nur der schnelle Profit.
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