Die Unstrut entdecken und dabei Weinwissen erlangen
- Geschrieben von Portal Editor
Der Fluss Unstrut schlängelt sich auf insgesamt 192 Kilometern Länge durch das Thüringer Becken, vorbei an Mühlhausen und Bad Langensalza, durch die Weinberge bei Freyburg und mündet schließlich bei Naumburg in die Saale.
Schon mehrfach hatten wir über einzelne Zielorte dieser so prägnanten Landschaft berichtet, die per Fahrrad erradelt oder zu Fuß erwandert werden kann. Wer dazu noch etwas über Weine erlernen möchte, sollte dem Weinlehrpfad folgen, denn die Saale-Unstrut-Region ist die Weinbauregion in Mitteldeutschland, die sich überwiegend im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis und dort wiederum überwiegend entlang der Flüsse Saale und Unstrut erstreckt. Und an eben diesen Flüssen entlang liegen auch die Rad- und Wanderwege. In der Region befindet sich das nördlichste der 13 durch das deutsche Weingesetz von 1994 bestimmten Qualitätsweinanbaugebiete Deutschlands.
Geschichte des Weinbaus in der Region
Der Weinbau in der Saale-Unstrut-Region hat eine 1000-jährige Tradition. Bereits im Jahr 998 wird in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto III. der Weinbau erwähnt. Die Mönche des 1137 gegründeten Zisterzienser-Klosters Sancta Maria Schulpforta, entwickelten den Weinbau weiter. Es wird vermutet, dass in der Region Saale-Unstrut im 16. Jahrhundert auf einer Fläche von ca. 10.000 ha Wein angebaut wurde. Sie schrumpfte jedoch zunehmend im Zuge von verschiedenen Kriegen, Missernten und nicht zuletzt durch den Anbau von Kartoffeln. Eine Rolle spielte auch, dass der massenhaft angepflanzte Wein von relativ geringer Qualität war. Er wurde durch „neumodische“ Getränke wie Tee und Kaffee als Alltagstrunk abgelöst.
Die Reblaus brachte im Jahr 1887 den Weinbau fast zum Erliegen und die Saale-Unstrut-Region wurde zum ersten Reblaus Seuchengebiet Deutschlands erklärt. Als 1919 in Naumburg die Biologische Reichsanstalt gegründet wurde, betrug die Anbaufläche nur noch 100 ha. Im Rahmen der Suche nach einem Mittel gegen die Reblaus zeigte Carl Börner, dass Amerikanerreben Reblaus Resistenzen aufweisen, und forcierte die Unterlagenzüchtung. Ab dem Jahre 1923 wurde der in der Region entwickelte Pfropfrebenanbau in ganz Deutschland zugelassen und der Kampf gegen die Reblaus wurde gewonnen.
DDR - Weinanbau durch Freizeitwinzer
Nach 1945 konnte in der SBZ und der DDR der Weinbau in der Saale-Unstrut-Region nur durch Freizeitwinzer überleben. Die 1934 gegründete Winzergemeinschaft Freyburg, ein Zusammenschluss von Haupt- und Nebenerwerbswinzern, wurde 1951 gezwungen, ihre Selbstständigkeit aufzugeben. Sie musste sich in die „Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB)“ eingliedern, eine sozialistische Massenorganisation. Aber auch private Winzer außerhalb der Genossenschaft traf die Verstaatlichungspolitik. Sie mussten ihre traditionsreichen Weinberge an Agrargenossenschaften der Region abgeben, die den Weinanbau übernahmen. Auch große Privatwinzer traf es. So entstand 1952 nach der Verstaatlichung des Weinguts Kloster Pforta das VEG Weinbau, das sich in den folgenden Jahrzehnten zum zweiten großen Weinproduzenten der Region entwickelte.
Erst ab 1963 dehnten sich die Rebflächen aufgrund staatlicher Förderung wieder aus. Da es die Winzer an Saale und Unstrut ablehnten, ihre Weine zu verschneiden und ihnen Restsüße zuzugeben, wurden ihre Weine 1981 in einer Sendung der DDR-Nachrichtensendung Aktuelle Kamera als „sauer“ abgewertet, weil damals in Ost- und Westdeutschland Kunden „liebliche“ Weine bevorzugten. In den 1980er Jahren war der Verkauf von Weinen der Region Saale-Unstrut durch die Genossenschaften an Privatleute strafbar.
Vor dem „Eiswinter 1986/87“ konnten Winzer im Weinanbaugebiet Saale-Unstrut 480 Hektar bearbeiten. Nach diesem Winter war nur noch gut die Hälfte davon nutzbar. 40 Prozent der Pflanzen sind damals erfroren. Schon vor dem extremen Winter waren die Weinberge sehr gemischt bepflanzt, weil es in der DDR kaum Reben zu kaufen gab. Die Winzer brachten von Reisen das mit, was sie an Sorten fanden. Nach dem Extremfrost pflanzten sie alles, was sie bekommen konnten. Deshalb stehen noch heute „exotische“ Sorten in den Weinbergen an Saale und Unstrut.
Die Wende bringt den Aufschwung im Weinanbau
Nach der Wende trat ein bis heute anhaltender Aufschwung ein. Die seit dem 19. Jahrhundert in Freyburg ansässige Rotkäppchen Sektkellerei gehört zu den wenigen ehemaligen Volkseigenen Betrieben der DDR, die nicht nur die Aktivitäten der Treuhandanstalt in der Wendezeit und den frühen 1990er Jahren als Unternehmen überlebten, sondern auch wirtschaftlich stark genug waren, um Konkurrenzunternehmen im Westen Deutschlands aufzukaufen. Nach dem Erwerb der rechtlich weiterhin selbstständigen Unternehmen Godefroy H. von Mumm & Co. Sektkellereien in Hochheim, Matheus Müller Sektkellereien und Chantré & Cie in Eltville wurde 2002 das in Freyburg ansässige Unternehmen Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien gegründet.
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