Citroen 2 CV - Judith´s Wohnmobil macht Eindruck
- Geschrieben von Portal Editor
Und da war es wieder einmal soweit - ein neuer Gast bzw. ein neues Fahrzeug auf dem Campingplatz, der sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Natürlich auch unsere, was wir sehr gern zugeben.
Wann kann man schon einen Citroen 2 CV fourgonette (Ente als Kombi) zum Wohnmobil umgebaut sehen. Kein Wunder also, das sofort allgemein großes Interesse auf dem Platz vorhanden war, so bekannt ist allein das "kraftvolle" Motorengeräusch des 2 CV. War man doch mit seinen Gedanken sofort zurück in der eigenen Studentenzeit, als ein solches Fahrzeug zum absoluten Traum werden konnte.
Liebevoll öffnete sie auch die Motorhaube der Ente
Nach einigen Manövern zum Auffinden der richtigen Parkposition stieg dann Judith aus Marseille aus ihrem Fahrzeug aus, kaum kann es etwas "typischeres" geben. Natürlich war sie sofort umringt von neugierigen Campern, schnell waren erste Fotos gemacht und Fragen nach dem woher und wohin gestellt. Judith beantwortete geduldig jede Frage, wobei sie gleichzeitig ihr Wohnmobil "aufbaute". So gab es einen metallischen Auszug auf dem Dach, der sich zum Sonnenschutz erweitern lies, eine Gartenspritze, die zur morgendlichen Dusche genutzt werden konnte. Liebevoll öffnete sie auch die Motorhaube der Ente, denn dem Motor war es während der Passpassage von Albanien kommend, doch recht warm geworden.
Mit der neuen Campingnachbarin waren wir bei einem ersten Kaffee schnell in tiefere Gespräche versunken, denn Judith ist keine Urlauberin im eigentlichen Sinne, was sie für uns natürlich besonders interessant machte: Judith ist Schauspielerin und Musikerin, die Termine zum Zwecke des Studiums von Gesang und Musik von Frauen der unterschiedlichsten Regionen in verschiedenen Ländern vereinbart hatte, um deren Gesangsnuancen und Songtexte kennen zu lernen. Was zunächst etwas kompliziert klang, sollte sich später zu einem interessanten Konzeptansatz entwickeln, den wir nur unterstützen können.
Judith erklärte ihre Ideen etwa folgendermaßen: In vielen südeuropäischen Ländern singen Frauen bei der Arbeit. In ihren Liedern geht es um das tägliche Einerlei, um Familie und Kinder, halt um die vielen "kleinen", unmittelbar umgebenden Dinge des Lebens. Die Lieder der Männer sind dagegen oftmals politisch, gespickt von kraftvollen Aussagen, manchmal recht aggressiv. Sie sind gesellschaftlich akzeptiert und mit langer Geschichte verknüpft, die oft auch zu hohem Bekanntheitsgrad und damit zu Ansehen und zu Positionen im sozialen Leben führen. Bei den Frauen ist das ganz anders. Gesellschaftlich zwar akzeptiert, aber doch nicht so anerkannt, wie es bei den Männern halt so üblich ist. Dabei geht es Judith in diesem Zusammenhang aber gar nicht um Emanzipation sondern vielmehr um das Erlernen der so unterschiedlichen Gesangstechniken und der Liederlyrik, die unterschiedlicher kaum sein kann. Diese Lyriken und Techniken selbst zu erlernen, zu vergleichen und zu publizieren ist das Anliegen von Judith.
Entsprechend hat sie sich ein halbes Jahr Auszeit genommen, um in ihrem Camper auserwählte und vorher bereits kontaktierte Sängerinnen zu besuchen, persönliche Portraits von ihnen zu erstellen, ihres Gesangstechnik zu erlernen und aufzuzeichnen, mit anderen Techniken zu vergleichen und später einmal ihre Erkenntnisse zu veröffentlichen. Ihr Fernziel ist die Einbindung der verschiedenen Gesangstechniken und Lyriken in ein Schauspiel, fast einem griechischen Drama vergleichbar, dass dann an verschiedenen Plätzen aufgeführt werden soll. So hat Judith einige Termine bereits lange im Vorfeld abgeklärt, sucht aber noch nach weiteren Sängerinnen.
Mit anderen Worten, alles andere denn eine gewöhnliche Ente
Uns fiel in dem Zusammenhang natürlich gleich die Sängerin Merve Akyildiz ein, die wir aus Anlass des Literatur- und Kulturfestes im letzten Jahr nach Regensburg eingeladen hatten. Als Türkin mit mazedonischen Wurzeln, dem Studium der Musik in Antalya, noch dazu tief verwurzelt mit volkstümlicher, mazedonischer Musik eine sicherlich interessante Kombination. So werden wir versuchen, den entsprechenden Kontakt zwischen den Beiden zu vermitteln.
Wenig später führte uns Judith auch einige der Spezialeinrichtungen vor, die sie gemeinsam mit ihrem Vater in den 2CV nach aufwendiger Teilrestauration eingebaut hatte. So war von den beiden der Motor generalüberholt worden, teilweise wurden neue Kabelstränge und Sicherungen verlegt, eine zusätzliche Batterie für den Camperbetrieb und ein Frischwassertank eingebaut. Im Kastenaufbau befindet sich eine kleine Einbauküche mit Spülbecken, Sitzfläche, die zum Bett umgebaut werden kann, ein ausklappbarer Tisch an der Hecktür sowie ein Schienensystem, das aus Gründen des Sonnenschutzes ausgefahren werden kann. Mit anderen Worten, alles andere denn eine gewöhnliche Ente.
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