Römische Artefakte im Schulmuseum bei Kalishta

Römische Artefakte im Schulmuseum bei Kalishta

Während unserer Recherche nach Fundstücken entlang des Verlaufs der Via Egnatia im Bereich des Ohridsees erhielten wir auch den Hinweis auf eine kleine Sammlung von Fundstücken, die ein kulturhistorisch engagierter Lehrer im Laufe seiner Aktivitäten aus der Region zusammengetragen hatte.

Wir vereinbarten einen Termin mit der Tochter des Lehrers, da sie über den Schlüssel zum Sammlungsraum verfügen solle und vereinbarten einen Termin zur Besichtigung der Funde.

Im Rahmen unseres Besuchs von Herakleia Lynkestis, heute Bitola, waren uns bereits merkwürdig geänderte Details an den handgeformten Tonrohren zur Versorgung der Stadt mit Frischwasser aufgefallen die wir bisher in den anderen antiken Ruinenstädten so nicht wahr genommen hatten: viel länger und konisch zulaufender waren die Hälse der Rohre, die in das entsprechende Rohr Ende des nächsten Abschnitts eingefügt werden mussten. Zunächst noch unklar, warum diese Art der Form, die sicherlich weitaus schwieriger in der Herstellung zu Händeln waren, wurde dann schnell der Sinn und Zweck klar. Je länger und konischer der Verbindungshals war, desto besser ließen sich Geländeanpassungen oder Bögen verlegen. Sehr eindrucksvoll konnten wir dies bei der Besichtigung der Frischwasserleitungen von Herakleia Lynkestis feststellen.

In einigen der nachfolgenden Bilder lassen sich einige der Detailpunkte sehr gut erkennen, selbst leichtes Gefälle oder leichte Steigungen konnten mit Hilfe dieser etwas längeren Hälse und dem konischen Hals leicht überwunden werden. Da der konische Hals auch eine sichere Dichtung ermöglichte, war mit diesem Rohrtyp auch ein gewissen Druckaufbau in den Leitungen möglich. Der durchschnittliche Frischwasserverbrauch eines Römers lag bei täglich etwa 460 Litern, der etwa 4-fachen Wassermenge eines modernen Europäers. So wurden römische Städte in ihrer Standortwahl zunächst auch nach dem Kriterium der vorhandenen Frischwassermenge bestimmt, auch die geplante Einwohnerzahl war somit schon bei der Stadtgründung klar.

Wir waren also nicht schlecht erstaunt, auch in der Sammlung der Artefakte vor Ort in Kalishta vergleichbare Tonrohre vorzufinden, die wohl aus derselben Töpferwerkstatt stammen mussten. Baustoffhandel entlang der Via Egnatia? Immerhin auch ein Beleg dafür, dass der Transport von Baumaterialien auch über das Land von Stadt zu Stadt funktionierte.

In der großen Sammlung gab es tönerne Krüge in bemerkenswert gutem Zustand, Steinsegmente mit hellenistischen Schriftzeichen in ihrer teilweise so verwirrenden Symbolik, das mehrere Zeichen / Buchstaben zu einem Symbol zusammengefügt wurden, hier im Bild recht deutlich das A und das M. Ein Fundstück stammte wohl aus byzantinischer Zeit aus einer der Basiliken im Übergangsbereich der Bergezüge zum Schwemmland, typisch die christliche Symbolik. Kurz, es gab eine sehr interessante Sammlung, die hier über die Jahre zusammen getragen worden war. Natürlich gab es eine Vielzahl weiterer Artefakte aus neuerer Zeit, die auch die Spanne des jugoslawischen Kommunismus beinhaltete. Schade also, das man diese Sammlung nicht der Allgemeinheit öffentlich macht. Vielleicht später.

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