Motorradtour in den Orient 2010 Teil 1 - Warum?
Hm, wie soll ich es ausdrücken. Mit der Fahrt in die Türkei wurde das „Fernreisefieber mit dem Motorrad“ geweckt.
Hinzu kamen Gespräche mit anderen Motorradfahrern auf der Fähre von Cesme nach Ancona. Den Hauptanteil hatte dabei Hartmut aus Hamburg, der alleine mit seiner GS in Syrien unterwegs war. Außerdem auch ein Reisebericht von Detlev und Rendel die sich häufig in dem tollen Land Türkei „rumtreiben“ und 2009 auch Syrien besuchten.
Die Idee schwirrte dann zunehmend auch Petra im Kopf herum. Erst war nur die Überlegung Türkei und ein bisschen Syrien, na ja Aleppo reicht doch. Zumindest wären wir mal da gewesen.
Vorbereitungen
Nachdem die Gedanken aus unseren Köpfen nicht mehr rauszubekommen waren, besorgten wir uns im Herbst 2009 Reisebücher von Syrien und Jordanien. Mit dem Lesen der Literatur über die Mystik des Orients in den Ländern Syrien und Jordanien, wuchs der Wunsch immer mehr, da müssen wir hin. Nicht nur in den Norden Syriens, sondern jetzt wollten wir auch nach Jordanien. Petra – die Felsenstadt - musste da natürlich auf jeden Fall dabei sein. Als Reisezeit hatten wir uns 4-5 Wochen gesetzt. In den Monaten Mai / Juni.
Weiterhin besorgten wir uns alle notwendigen Bücher von Syrien und Jordanien sowie Landkarten von Syrien und dem Libanon einschließlich dem neuen Bussman/Kröger für die Türkei. Die Landkarte für die Türkei aus dem Vorjahr tat es noch einmal.
Außerdem mussten wir die Fahrzeugversicherung für die Länder Türkei, Syrien und Jordanien abklären. Für die Länder Syrien und Jordanien übernahm die Versicherung weder die Haftpflicht noch der Vollkasko. Die Anschriften der Deutschen Botschaften in den o.g. Ländern, sowie die Partnerfirmen des ADAC suchte ich mir aus dem Internet. Einer meiner Ärzte, ein Syrer, bot mir eine Kontaktadresse mit der Telefonnummer seines Schwagers in Tartus / Syrien an.
Zusätzlich belegte ich im Februar noch einen Arabisch-Kurs an der VHS. Mein Lehrer ein Syrer mit Namen Tayfik, bot mir ebenfalls eine Kontaktadresse in Damaskus für alle Fälle an. Im März beantragte ich die Visa bei der Syrischen Botschaft in Berlin. Neben den persönlichen Angaben, musste auch der Beruf angegeben werden, dazu später mehr.
Von Hartmut erhielt ich den Hinweis, Zusatzkarten für Garmin über Worldwide routable Garmin maps runterladen zu können. Diese Karten waren für mein Zumo 550 kompatibel, da sie insbesondere auch die Straßen der Innenstädte wie Aleppo, Damaskus, Amman und Aqaba beinhalteten.
Beim Surfen im Internet fand ich die Forumsseite „Wüstenschiff“ auch die Seite der Syrischen Tourismus-Information. Dort holte ich mir viele Ideen und Anregungen. Auch lernte ich dort Achim kennen, der in Amman wohnt. Er bot mir sogar an, bei der Hotelsuche in Jordanien behilflich zu sein. Über diese Internetseiten erfuhr ich auch, dass es in Syrien und Jordanien keine BMW-Motorradwerkstätten gibt.
Nun stand aber die Frage an, wie kommen wir dahin? Optima Express von Villach bis in die Türkei oder per Fähre von Ancona nach Cesme. Beim Chatten mit Detlev – der schon mehrmals mit dem Moped in der Türkei war – erhielt ich den Tip doch das Flugzeug zu nutzen. Wie, was? Detlev erklärte mir, dass er dies bereits durchgezogen hatte, mit dem Flugzeug nach Thessaloniki geflogen ist und das Moped mit der Spedition vorgeschickt hatte. Das war ein ganz neuer Aspekt.
Also nahm ich Kontakt mit der Spedition auf. Für die war das kein Problem unser Moped von Frankfurt/M nach Thessaloniki zu befördern. Gebucht wurde dann ein Direktflug von Frankfurt/M nach Thessaloniki.
Die notwendigen Impfungen hatten wir mit dem Hausarzt abgeklärt.
Wie auch schon bei unserer Türkeireise, nervten wir unser Umfeld – Freunde, Bekannte, Kollegen, Familie - mit unserer bevorstehenden Reise am 13. Mai in den Orient.
Was uns noch besonders beschäftigte, war der Ascheausstoß des Isländischen Vulkans. Um ausweichen zu können hatten wir uns schon eine Alternative ausgesucht. Fahrt mit dem Bus von Frankfurt/M. nach Thessaloniki, Fahrtdauer 48 Stunden. Zum Glück hörte der Vulkan aber rechtzeitig auf seine Aschewolke weiter auszuspeien, sodass wir unseren Flug antreten konnten.
Jetzt endlich ging es los.
Das Moped musste am 04. Mai bei der Spedition in Frankfurt/M. angeliefert werden. Die Seitenkoffer und das Topcase waren bereits mit unseren Sachen gepackt. Unser Abflug erfolgte am 13. Mai, 14.30 Uhr. Den Flug absolvierten wir in Motorradklamotten, im Handgepäck den vollgepackten Tankrucksack mit Jeans, T-Shirt, Schuhen und Toilettenartikeln. Beim Einchecken am Flughafen Frankfurt/M. musste Petra bei den „Fummlern“ in eine Kabine und sich ausziehen. Die konnten nichts mit den „Protektoren“ in der Kleidung anfangen. Komischerweise gab es bei mir kein Problem, mein „Fummler“ war Mottoradfahrer. Bei der Ankunft in Thessaloniki, um 16.30 Uhr hat Petra uns als „Reiter ohne Pferd“ beschrieben. Ankunft in Saloniki 16.30 Uhr.
Das Hotel in Saloniki hatte ich vorab im Internet gebucht. Von außen hui, von innen pfui. Da ließen wir uns aber kaum von beeindrucken. Schnell geduscht und die Stadt erkundet. Wir wohnten nicht weit vom Meer entfernt, so dass wir uns in diese Richtung bewegten.
Auf ein Bier an der Strandpromenade verzichteten wir. Ein 0,33 l Bier kostete 6.00 Euro. Die Griechen haben es ja. Das Thema war im Mai / Juni wohl sehr aktuell. Ich hatte vor, etwas typisch griechisches zu essen, was habe ich erwischt: Gulasch mit Reis. Wenigstens das Bier – Warsteiner - war OK.
Auf dem Weg in den Orient
Freitag, den 14.05. früh aufstehen, Frühstück und mit dem Taxi zur Spedition im Norden Salonikis. Ohne mein Navi hätte der Taxifahrer den Weg nie gefunden. Formalitäten erledigt, teils deutsch, teils englisch. Moped zusammen mit dem Lagerleiter ausgepackt.
Eine Beschädigung am Koffer wurde als Beweissicherung fotografiert und von der Spedition bestätigt. Ich nehme es vorweg, die Kosten für die Neulackierung wurde problemlos erstattet. Moped durchgecheckt, an der nächsten Tanke voll getankt und um 09.30 Uhr, ging es ab in ein tolles großes Abenteuer Richtung Orient.
Den griechisch / türkischen Grenzübergang erreichten wir gegen 11.30 Uhr. Abfertigungsdauer ca. 15 Minuten. Über Kesan ging es dann weiter Richtung Dardanellen.
Die Dardanellen liegen zwischen der europäischen Halbinsel Galipoli und dem zu Kleinasien gehörenden Nordwest-Anatolien.
Damit stellen sie den südwestlichen Teil der innereurasischen Grenze dar. Der Name stammt von Dardanos, einer Siedlung die in der Nähe von Troja lag. Die Meerenge verbindet das Ägäische Meer und das Marmarameer. Die Dardanellen sind etwa 65 Kilometer lang und zwischen 1,3 und 6 Kilometer breit, dabei durchschnittlich 50 Meter tief.
Im Fährhafen von Gelibolu fanden wir dann ein „Otel“ direkt am Hafen. Allerdings war das Zimmer ohne Schlüssel, aber mit kaltem Duschwasser, den Rest verschweigen wir. Wir hatten aber auch schon schlechtere Unterkünfte. Das Moped stand auf der Straße genau unter unserem Zimmer. Danach schlenderten wir durch das schöne Hafenstädtchen Gelibolu. Schauten uns die Fähren in dem kleinen Hafen an um am nächsten Tag die richtige Fähre für die Überfahrt zu finden.
Am nächsten Morgen, nach einem opulenten türkischen Frühstück, in einer nahe gelegenen Bäckerei, fuhren wir zum Hafen um mit der Fähre über die Dardanellen Richtung Eskisehir zu fahren. Wetter bewölkt, später sollte es noch leicht regnen. Stürmische Überfahrt mit der Fähre. Ich saß auf dem Moped, um es bei dem Wellengang und Wind zu stabilisieren. Weiter ging es über Bursa nach Eskisehir.
Unterwegs wurden wir mehrfach vom Nieselregen begleitet. Die verschmutzten Straßen trugen das ihre dazu bei. Entsprechend schmutzig sah auch das Moped aus. Hinzu kam ein unangenehmer Westwind, der uns bis zur syrischen Grenze begleiten sollte.
Eskisehir, türkisch für „alte Stadt“, in der Antike, ist mit 631.905 (2009) Einwohnern die größte Stadt im türkischen Anatolien.
Die Gegend um Eskisehir ist hauptsächlich bekannt durch den Abbau von dem Mineral Sepiolith (Meerschaum). Hier kann man Meerschaumpfeifen kaufen, die bereits seit dem Jahre 1700 dort geschnitzt werden.
Ein Hotel in der Innenstadt wurde aus dem Reiseführer Türkei-Michel / Müller ausgesucht. Es sah recht passabel aus. Es gab jedoch nur noch eine Suite für 75 €. Egal, es war zwischenzeitlich 17.00 Uhr, es regnete und wir hatten keine Lust noch ein anderes Hotel zu suchen. Nach der üblichen Prozedur, auspacken und duschen haben wir die nähere Umgebung erkundet. Wir wohnten direkt in der Innenstadt und staunten über eine gut funktionierende Fußgängerzone mit tollen Geschäften. Auch hielten wir Ausschau nach einem Efesladen, um nach dem Essen unser Bier zu trinken. Anzumerken ist hierzu, dass viele Lokantas (Gaststätten) keine Lizenz zum Ausschank von Alkohol haben. Dafür gibt es Efes (türkisches Bier) – Läden die mit einer Lizenz Alkohol und auch Raki verkaufen dürfen. Nach einem leckeren Abendessen in einem türkischen Lokal machten wir uns auf die Suche. Keine „Kneipe“ mit Alkoholausschank gefunden, aber einen Efesladen.
Mit 3 x ½ Liter –Flaschen Efes, gut gekühlt, gingen wir zurück zum Hotel, wo wir es uns haben schmecken lassen.
Am nächsten Morgen haben wir mit zwei Busladungen Türken, die am Vortag ankamen, gefrühstückt. Da ging es rund. Aber man muss ja alles einmal mitmachen. Abfahrt 8.00 Uhr, Richtung Aksary. Teilweise sehr langweilige, einsame Straßen. Das im Navi eingegebene Hotel problemlos gefunden. Gutes Hotel, Zimmer im 5. Stock mit schönem Blick über die Stadt.
Aksaray ist eine zentralanatolische Stadt. Sie liegt in der Hochebene von Konya, nahe dem größten Salzsee der Türkei Tuz Gölü und dem schneebedeckten hohen Hasan Dagi. Einwohner ca. 171.000.
Aksaray ist eine sehr lebhafte Stadt. Dies konnten wir im Laufe des Abends feststellen. Nach dem Abendessen fanden wir auch wieder einen Efesladen. Der Inhaber arbeitete 15 Jahre in Solingen. Dort erhielten wir unser gekühltes Efes, welches wir auf dem Zimmer „niedermachten“. An Ruhe war nicht zu denken, da an diesem Tag das Fußballendspiel der Türkischen Meisterschaft ausgetragen wurde. Gerade in unserem Hotel, ein Stock über uns, wurde das Fußballspiel im Fernsehen übertragen. Dort waren offenbar alle männlichen Einwohner der Stadt Aksaray anwesend. Im Anschluss erfolgte noch ein Umzug in der Stadt, wobei der „Meister“ gefeiert wurde.
Montag, der 17.5,. Abfahrt 8.00 Uhr Richtung Kilis ( Grenzstadt zu Syrien). Die Tour ging erst über Landstraßen, mit wieder sehr wenig Verkehr, dann weiter über die Autobahn, an Adana und Osmaniye vorbei, bis Baspinar. Runter von der Autobahn, dann über Islahiye bis zur syrischen Grenze und parallel weiter bis Kilis. Kurz hinter Islahiye natürlich eine Baustelle und was für eine. Sand und grober Schotter, waren auf eine Länge von 10 Kilometer zu meistern.
Dann aber doch gegen 16.00 Uhr endlich in Kilis eingetroffen. Auf einem Platz in der Innenstadt haben wir angehalten und Ausschau nach einem Hotel gehalten. Im Nu wurden wir von einem freundlichen Türken angesprochen, ob er helfen könne. Ich hatte lediglich den Namen unseres empfohlenen Hotels in Kilis, mehr nicht. Für den Türken kein Problem. Er setzte sich auf sein Moped und führte uns quer durch die Stadt zu dem gesuchten Hotel. Bei einem späteren Spaziergang kamen wir wieder an dem Platz vorbei und er begrüßte uns, als würden wir uns schon Jahre kennen.
Ibrahim bot uns einen Sitzplatz, Tee mit Baklava an und telefonierte nach einem Freund, der deutsch konnte. So verbrachten wir eine nette Stunde im Kreise freundlicher Türken. Hotel naja, Essen OK, Efes gut.
Der nächste Morgen begann ohne Frühstück. Petra holte bei einem nahe liegenden Bäcker lediglich 2 Sesamkringel. Auf´s Moped und nun Richtung türkisch/syrischer Grenze.
Noch einmal getankt, da das Syrische Benzin nicht das Beste sein soll. Also noch mal für 1,75 € Super Plus (umgerechnet) den Tank bis zum Stehkragen voll gemacht.
Ankunft an der Grenze gegen 8.00 Uhr. Am Schalter standen ca. 20 Türken. Ein deutsch sprechender Türke half mir weiter, da er das Procedere kannte. Erst mussten am Polis-Schalter die Pässe vorgelegt werden. An einem weiteren Schalter wurde das an der Griechisch/Türkischen Grenze eingetragene Motorrad aus dem Pass wieder ausgetragen. Dann durften wir endlich weiterfahren und es ging durch Niemandsland bis zur syrischen Grenze. Die Verbindungsstraße war links und rechts eingezäunt. Auf einer Parallelstraße stand ein LKW hinter dem anderen, ca. zwei Kilometer lang. An der syrischen Grenze half mir der deutsch sprechende Türke wiederum. Als erstes entfernte ich das Navi vom Moped und verstaute es in meiner Hosentasche. In diversen Reiseberichten wird darauf hingewiesen, dass Navis verboten sind und ggfls. auch sichergestellt werden. So, nun ging der Kampf mit den syrischen Behörden los. Petra blieb am Moped und ich ging als erstes zur Polis – Visum hatte ich in Deutschland schon beantragt-, zwei Formulare ausgefüllt, Pass vorgelegt.
Der „Beamte“ fragte in englisch nach meinem Beruf. Ich versuchte es ihm zu erklären, dass ich in einer Firma arbeite, Briefe schreibe etc. (meinen ausgeübten Beruf hatte ich bewusst bei der Visabeantragung nicht angegeben). Meine Berufsangabe lautete „Angestellter“, der „Beamte“ war nicht zufrieden. Fragte bei seinem Kollegen nach, zufrieden war er aber offenbar immer noch nicht. Nach 20 Minuten, nachdem er endlich das Motorrad mit Kennzeichen eingetragen hatte, gab er mir sehr missmutig den Pass zurück. Dann ging es zur Wechselstube, Umtausch 120 Dollar, weiter zum Versicherungsbüro für das Moped, zurück zum Geldwechsel, Kauf einer Gebührenmarke zurück zur Versicherung, Bescheinigung erhalten. Dann ging es zum Zoll. Noch eine Bescheinigung ausfüllen, abstempeln. Der Zollbeamte musste unbedingt mit seinem Handy ein Foto von sich und mir machen und schwärmte mir von Bayern München vor. Die Bescheinigung musste dann noch von seinem Vorgesetzten unterschrieben werden und noch für die spätere Ausreise gestempelt werden. Puh, fast geschafft. An der Ausfahrt des Grenzbereiches nochmals Kontrolle der Pässe, der Versicherung und der Zollbescheinigung. Dann endlich durften wir nach Syrien einreisen.
Nach insgesamt 2 ½ Std-Grenzformalitäten ging es weiter Richtung Aleppo, wo wir um 12.30 bei einem Wahnsinnsverkehr in der Innenstadt eintrafen.
Aleppo auch Halab. Die Stadt hat 1,7 Millionen Einwohner und ist damit noch vor Damaskus die bevölkerungsreichste und eine der ältesten Städte Syriens. Die Mehrheit der Bevölkerung bilden Araber, Kurden, Türken, Aramäer und Armenier. Etwa 15-20 % der Einwohner sind Christen verschiedener Konfessionen. Eine Legende verbindet den Namen Halab mit Abraham, der an diesem Ort seine Kuh asch-Schahba gemolken und die Milch an die Armen verteilt haben soll. Wenn die armen Menschen sich trafen, fragten sie „Halab Abraham?“, was soviel wie, „hat Abraham gemolken?“ bedeutet. Der Name der Stadt heißt in der syrisch-arabischen Sprache Halab asch-Schahba.
Dank Navi und dem Zusatzprogramm (OSM Routable) fuhren wir das eingespeicherte Hotel Ramsis an. Das Hotel war jedoch belegt, der Portier empfahl uns das nah gelegene Hotel Riga. Dort zwei Übernachtungen mit Frühstück gebucht. Das Hotel hatte glücklicherweise eine Tiefgarage, in der ich das Moped sicher unterstellen konnte.
Nach dem wir uns frisch gemacht hatten, erkundeten wir die Stadt. Es gab viel zu sehen: Suc, Hotel Baron, Citadelle und, und, und.....Auf dem Weg zum Suc aßen wir eine Kleinigkeit an einem Imbiß an der Straße. Der Weg zum Suc war abenteuerlich, es hielt kein Auto an. Damit man diese überqueren konnte, musste man sich wirklich auf die andere Straßenseite kämpfen. Es herrschte ein wahnsinniger Verkehr mit dem wir uns auch schon bei der Einfahrt in die Stadt vertraut machen mussten. Gefahren wird kreuz und quer. Wer hält, hat verloren.
Nun mussten wir uns erstmals orientieren, wo war was? Suc, Citadelle, Umayyaden Moschee. Wir hatten für Aleppo 1 ½ Tage, um zumindest Einiges in dieser Stadt zu erkunden.
Die Sucs in Aleppo gehören zu den berühmtesten der Welt. Angeblich insgesamt 12 Kilometer lang, gelten sie als die größten des Orients.
Der Suc ist eng, voller Menschen, Esel, und Gerüchen.
Meist nach den verschiedenen Handwerksbereichen getrennt, kann man sich durch ein Gewirr an Angeboten und Farben treiben lassen. Auf Seifenläden folgen Pistazienhändler, Metzger, Kaffeeröster, Stände mit Schmuck, Ölen und getrockneten Blumen für die Wasserpfeife.
Die Sucs bestechen nicht nur durch die Pracht ihrer Gebäude, vielmehr ist es vor allem die Atmosphäre, die sich seit Jahrhunderten kaum verändert zu haben scheint. Wir ließen uns einfach treiben und schauten sprachlos auf das, was da alles angeboten wurde. Hinzu kamen die unterschiedlichsten Gerüche des Orients. Allerdings war es nicht leicht sich zu orientieren.
Wir fanden trotzdem einen der vielen Ausgänge. Nun führte uns unser Rundgang Richtung „Hotel Baron“ welches ca. 200 Meter von unserem Hotel entfernt lag:
Das Hotel Baron war einmal das schickste Hotel in Aleppo. Das Hotel, 1909 erbaut, ist Stein gewordene Geschichte. Nicht nur Zaza Gabor und Agatha Christie, nein, wichtige Staatsmänner wie Kemal Atatürk, Lawrence von Arabia, König Faisal, Charles de Gaulle und David Rockefeller haben hier gewohnt. Jahrzehntelang wurde das Hotel nicht restauriert und so sieht es daher auch aus. Jedoch im Foyer und der legendären Bar, erliegt der Besucher einem unbezwingbaren Charme. Die Bar ist das Glanzstück des Hauses; authentisch eingerichtet, mit alten und dementsprechend ramponierten Ledersesseln und der Originaltheke .
Am Abend saßen wir bei einem kühlen Wind auf einer Dachterrasse des Restaurants „Al Andlib“ in der Nachbarschaft des Hotels Baron und aßen unsere erste syrische Speise. Unser Kellner –Gastarbeiter aus Emden – begrüßte uns mit „Moin Moin“, nachdem er merkte, wir sind Deutsche. Wir bestellten: Hummus-Kichererbsenbrei, Mutabbal – Auberginenpüree, Tabbule – Petersiliensalat mit Weizenschrot und Tomaten. Dazu gab es Fladenbrot mit dem man die Speisen mit der Hand aß. Für den Durst ein syrisches Bier „Al Sharki“. Zur Verdauung natürlich einen Araq. Nach diesem ereignisreichen Tag fielen wir in unserem Hotel in einen tiefen Schlaf.
Der nächste Morgen begann mit einem Superfrühstück auf der Dachterrasse des Hotels mit einem Wahnsinnsblick über die Stadt.
An diesem Tag hatten wir uns vorgenommen, die Zitadelle von Aleppo, Umayyaden-Moschee und weitere Sucs und die Altstadt zu besichtigen. Auf dem Weg zur Citadelle gingen wir durch einige Geschäftsstraßen. Was mich stutzig machte, waren die Auslagen einiger Geschäfte in diesem islamischen Land. Viele Frauen, größtenteils mit einer Burka bekleidet, stöberten in den Kleidergeschäften.
Mitten in Aleppo erhebt sich ein Hügel und auf diesem thront eine wunderschöne Burg. Allein dieser Anblick ist eine Reise nach Syrien wert.
Ebenso das erhabene Gefühl, auf deren Außenmauer zu stehen und auf die Stadt hinunter zu blicken.
Im 16. Jahrhundert v. Chr. eroberten die Hethiter den Berg und errichteten im 10. Jahrhundert auf ihm einen Tempel, den zwei steinerne Löwen aus Basalt bewachen. Die erste Schutzburg wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. von den Seleukiden errichtet. Erst Ende des 12. Jahrhunderts nach dem Erfolg Saladins gegen die Kreuzritter, wurde der Berg Mittelpunkt eines neuen Stadtzentrums.
Nach einundeinhalb Stunden der Besichtigung führte uns unser Weg erneut durch die Sucs der Altstadt zur Umayyaden-Moschee.
Die Moschee wurde von Walid I. dem sechsten Umayyaden-Kalif in den Jahren 705-715 errichtet. Von der einstigen Moschee ist allerdings nichts mehr zu sehen. Die heutige Moschee ist ein „Neubau“ von 1169. Sie ist allerdings nicht so prächtig wie die gleichnamige Moschee in Damaskus.
Bei dem Eintritt in die Moschee wird ein Obulus erhoben. Die Frauen müssen einen Umhang leihen, der bei dem Eintritt in die Moschee angezogen werden muss, ebenso war es vorgeschrieben, die Schuhe auszuziehen.
Beim Verlassen der Moschee meldeten sich telefonisch Siggi und Petra, mit denen wir von zu Hause aus per mail und unterwegs per SMS Kontakt hatten. Wir verabredeten uns mit ihnen zum Abendessen im Al Andlib. Bei Benzingesprächen verging die Zeit im Nu. Gegen 24.00 Uhr verabschiedeten wir uns mit der Hoffnung, uns bald wieder zu sehen.
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