Motorrad - Vom Feldberg im Taunus zum Ararat 2014

Vom Feldberg im Taunus zum Ararat

Schon wieder Türkei? Ein Bericht von Petra und Hans-Jürgen

 

Unsere Überlegungen im Herbst 2013, wohin wir im nächsten Urlaub fahren, richteten sich auf Sardinien und Korsika. Innerlich war ich aber nicht davon überzeugt. Dann kam der Hinweis über unser RT-Forum, dass das alljährliche RT-Freunde Treffen im Frühsommer nach Waldkirchen im Bayrischen Wald ging.

Da ist mir  durch den Kopf gegangen, dass dies ja eigentlich „fast halb auf dem Weg in die Türkei“ liegt. Wir fahren vom Bayrischen Wald weiter, dann sind wir ja schon in Villach. Von dort geht der Optima Express bis Edirne und schon sind wir in der Türkei. Petra war von dem Vorschlag, wie immer, wenn es weg geht, ... und erst recht in die Türkei, sofort begeistert. Auch im Hinblick auf Petras türkische Sprachkurse an der VHS seit 2009 und einem 8-tägigen  Sprachkurs im Jahre 2012 in Antalya.

Unserer Vorbereitungen

Es wurden Pläne geschmiedet, was wir in der Türkei sehen wollen. Da wir im Jahre 2012 bereits geplant hatten bis zum Ararat zu fahren, wurde dieses Ziel schon mal festgeklopft. So mit der Zeit kam dann auch die Planung der Fahrtroute durch die Türkei. Den Weg den wir gewählt haben, ist auf dem Plan zu erkennen. Von der Planung her sollten es ca. 8.000 Km sein, die wir in 2 ½  bis 3 Wochen bewältigen wollten.

Anfang 2014 begannen wir mit den Vorbereitungen – Buchung Optima–Express im Januar 14 von Villach nach Edirne. Zusammensuchen der notwendigen Adressen, ADAC und Partner für Österreich, Türkei – auch den asiatischen Teil-, Griechenland und Italien, die Anschriften mit Telefonnummern der Botschaften in der Türkei und Griechenland, Karten, Reiseführer usw.. Petra besuchte weiterhin ihren Sprachkurs in der VHS. Inspektion des Motorrades Anfang Mai bei 46.800 Km. Aufziehen neuer Reifen obwohl die „Alten“ bestimmt noch 300 km gehalten hätten. Berücksichtigt habe ich dabei, dass es auf der Strecke Richtung Osten, in Ankara die letzte und erst in Mersin / Adana wieder die nächste BMW Werkstatt gibt. Die Entfernung Ankara bis zum Ararat beträgt ca. 1.200 km, die Strecke vom Ararat bis Mersin / Adana in etwa genauso weit. Ein Defekt wäre fatal.

Zeitmäßig  planten wir insgesamt 4 bis 4 ½ Wochen. Wie auch bereits bei unseren letzten beiden Fahrten Richtung Asien, bekamen wir nicht nur Positives über unsere erneute Idee in diese Richtung zu fahren zu hören. Damit konnten wir aber umgehen, weil wir wussten, was uns „erwartet“. Die notwendigen Impfauffrischungen ließen wir bei unserem Hausarzt machen, der uns erneut wieder ungläubig anschaute und nur den Kopf schüttelte.

Die Fahrt ging endlich los.

Am Freitag, den 16. Mai ging es endlich los. Die Anfahrt erfolgte über Waldkirchen im Bayrischen Wald. Dort fand unser 14. RT-Freunde-Treffen bis zum 18. Mai statt. Die Anfahrt war nicht so prickelnd: kalt, Wind und Regen. Da muss man aber als Motorradfahrer durch. Die Ausfahrt am Samstag, fand entgegen der Prognose „starker Regen“, fast im Trockenen statt.

Die Weiterfahrt erfolgte am 19.05. nach Villach. Dort übernachteten wir am Faaker See in einem sehr schönen Hotel, mit einem tollen Blick auf den See und einem noch besseren Abendessen.

In Anbetracht der starken Regenfälle und Überschwemmungen auf dem Balkan, kontaktierten wir den Veranstalter mit der Frage, ob sich eventuell die  Abfahrt des Zuges verändert. Anfangs wurde uns mitgeteilt, dass Bahnstrecken gesperrt sind und es voraussichtlich eine zeitliche Verschiebung geben wird.

Am Mittwoch, wurde uns aber mitgeteilt, die Abfahrt erfolgt doch planmäßig um 21.30 Uhr vom Bahnhof Villach. Am Nachmittag kauften wir noch für die zwei Nächte und einen Tag unser Essen ein. Auf dem Weg zum Bahnhof, machten wir noch einmal bei Mc. Do… Pause und haben dort zu Abend gegessen. Mindestens 2 Stunden vorher sollen die Reisenden zum Einchecken am Bahnhof sein.

Als wir gegen 17.00 Uhr dort eintrafen, konnten wir gleich einchecken: Kfz-Schein, Pässe und Fahrkarten. Erneut wurde ich wieder nach dem Namen meines Vaters gefragt. Warum? Ich weiß es nicht. In der Zwischenzeit kamen wir mit einigen Türken, die logischerweise sehr gut Deutsch sprachen, ins Gespräch. Die Fragen: Woher, Wohin, Warum etc., beantworteten wir gerne. Viele Türken, zum Teil auch mit deutschen Pässen, fuhren in „ihre Heimat“ um dort über den Sommer Urlaub im eigenen Haus zu machen und erst im Herbst wieder zurück nach Deutschland zu fahren. Auch befand sich ein Motorradfahrer unter den Reisenden, der aus Wien kam und mit seiner KTM „nach Hause“ ans Schwarze Meer wollte. Der Zug war voll besetzt. Ca. 180 Türken / Deutsche, 5 Katzen, 2 Hunde, 1 Kanarienvogel, 68 Pkw und 2 Motorräder.

Gegen 19.30 Uhr, beladen der Waggons, was wieder unproblematisch verlief. Gegen 21.00 Uhr, konnten wir unser Abteil in Besitz nehmen. Pünktlich um 21.30 Uhr verließ der Zug Villach und wir freuten uns riesig auf unseren tollen Urlaub. Im Abteil eingerichtet, Gepäck verstaut, Essen ausgepackt und ein Feierabendbier im Speisewagen geordert.

Die Nacht und der Tag verliefen ohne Probleme. Es fanden nette Gespräche mit den mitfahrenden Türken / Deutschen statt. In den beiden Nächten  wurden wir von serbischen und bulgarischen Zollbeamten geweckt, die weniger unsere Pässe als vielmehr die der türkischen Reisenden überprüften.

Am Freitag, den 23. Mai gegen 6.00 Uhr kamen wir am Grenzübergang Bulgarien / Türkei in Kapikule an. Dort mussten wir  zur Passkontrolle und Fahrzeugeintragung aussteigen.
Geöffnet war nur ein Schalter. Von der Passkontrolle musste ich dann in ein weiteres Gebäude zum Eintrag des Fahrzeuges in den Reisepass. Als ich wieder zurückkam, berichtete Petra, dass die Polizei einen türkischen Mitreisenden festgenommen hat. Soweit sie es mitbekommen hat, hatte dieser im letzten Jahr in der Türkei einen Unfall und das „Strafgeld“ nicht bezahlt. Die ganze Prozedur, der Passkontrolle und des Eintrages des Fahrzeuges in den Pass dauert ungefähr 2 Stunden. Dann ging es weiter nach Edirne, ca. ½ Stunde Fahrzeit.

Dort Aussteigen mit dem Gepäck. Anstellen am PTT (Postschalter) wegen Erwerb einer Mautkarte für die Benutzung der Autobahn und der Brückenüberfahrt über die Bosporusbrücke bei Istanbul.
 
Für die Benutzung der Autobahn von Edirne, einschl. Bosporusbrücke bis Gerede, Autobahn Sanliurfa bis Mersin und die Autobahn bei Izmir haben wir 70 Türkische Lira = 23 € bezahlen müssen. Es handelt sich hier um eine Art Scheckkarte, von der beim Durchfahren der Kontrollbrücken ein Betrag abgebucht wurde. Die Scheckkarte hatte ich im Tankrucksack verstaut. Nach dem Entladen der Fahrzeuge (ca. 1 Stunde) ging es endlich los. Nochmals eine Kontrolle der Pässe mit dem Eintrag des Fahrzeuges und dann ging unsere 3. Abenteuerreise in die Türkei nach Vorderasien endlich richtig los.

Über die Autobahn fuhren wir Richtung Istanbul. Es ist kaum vorstellbar, wenn man es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, welche Fläche die Stadt Istanbul umfasst. Ebenso der Verkehr auf der Autobahn im Bereich der Großstadt. Problemlos führte uns das Navi zu unserem Hotel in der Altstadt Sultanahmet. Der Verkehr in der Altstadt ein Wahnsinn. Jeder fährt soweit, bis es nicht mehr geht. Also Stopp & Go. In den engen Altstadtgassen ein Alptraum. Hinzu kam die Schwüle. Die Öltemperaturanzeige ging bis zum Drittel der Anzeige. Na ja, das ging auch vorüber. Am Hotel angekommen, eingecheckt. Moped auf der Straße abgestellt! Das Hotel hatte zum Glück eine Videokamera, die auf das Moped ausgerichtet war. Geduscht, umgezogen und auf Tour gegangen. Dabei brachten wir unsere schmutzige Wäsche in eine Wäscherei in der Nähe. Für umgerechnet 16 € wurde die Wäsche innerhalb von 2 Stunden gewaschen und gebügelt.

Die Stadt ist ein Wahnsinn, Trubel, Menschen, „Touris“ nicht zählbar. Aber immer wieder sehenswert. Zum Abendessen suchten wir uns ein Dachrestaurant in der Nähe der Blauen Moschee, mit einem wunderbaren Blick auf die Blaue Moschee und den Bosporus. Danach tranken wir auf  der Hauptverbindungsstraße noch den obligatorischen Raki. Sprachlich war Istanbul kein Problem. Es wird alles gesprochen. Türkisch, Englisch und auch Deutsch. Unser Kellner war in Deutschland aufgewachsen. Zurück zum Hotel und nach einem erholsamen Schlaf am nächsten Morgen aufgewacht. Das Frühstück erfolgte, wie bei den meisten Hotels  auf einer Dachterrasse. Dort erwartete uns ein Superfrühstück mit einem tollen Blick auf dem belebten Bosporus.

Nach dem Frühstück Motorrad gepackt und durch den katastrophalen Verkehr Richtung Autobahn über die Bosporusbrücke. Der Gegenverkehr, gerade vor der Brücke, war immens. Wir fuhren problemlos mit unserer Mautkarte durch das Portal an der Brücke. Dass es funktionierte zeigte uns eine grüne Ampel an der Ausfahrt. Weiter ging es über die Autobahn bis Gerede.

Ab Gerede befuhren wir die Landstraße weiter bis zur Abzweigung Richtung Karabük / Safranbolu. Ab hier wurde die Sonne durch dunkle Wolken abgelöst. Ungefähr 50 Km vor Safranbolu  zogen dicke schwarze Wolken mit Blitz und Donner vor uns her. Also machten wir erst mal eine Pause und tranken ? genau, den ersten Cay. Es sollten noch ganz viele folgen. Nach einer ½ Stunde sah es etwas besser aus, so dass wir weiterfahren konnten. Gerade als wir in „Alt Safranbolu“ angekommen waren, kam ein Regenschauer runter, der sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hatte. Da es in vielen Orten der Türkei keine Kanalisation gibt, lief das Wasser in Sturzbächen, die Straßen hinunter. Wir warteten den Regen ab und suchten dann unser Hotel. Dies lag bergaufwärts, sodass ich aufgrund der nassen Straße und des Straßenpflasters dort nicht anfahren konnte. Petra lief zum Hotel und kam mit der Chefin zurück. Die klärte dann mit einem anliegenden Geschäftsmann, dass ich mein Moped vor seinem Laden „über Nacht“ stehen lassen konnte. Alarmanlage an und das Abus Bremsscheibenschloss mit Bewegungsmelder angebracht. Es konnte eigentlich nicht viel passieren, die Polizeistation war ca. 100m entfernt.

Das Gepäck schleppten wir dann ca. 300m zum Hotel. Hier handelte es sich um eine sehr alte Villa, hier Konak genannt. Wir erhielten ein sehr schönes, großes Zimmer. Was mich störte, war der Geruch im Bad. Beim genaueren Hinsehen, lagen kleine Kugeln mit einem Durchmesser von ca. 1cm im Waschbecken. Die rochen wie Klosteine. Ich habe sie eingepackt und in der separaten Toilette gelagert. Ich vermute, dass diese zur „Geruchsverbesserung“ wegen des Abflusses dienen sollten.
Die nassen Klamotten wurden ausgezogen, geduscht und dann die Stadt angeschaut.

Safranbolu:
Die vielen prächtigen Villen sind Zeugen des einstigen Wohlstandes des Ortes, der noch Anfang des letzten Jahrhunderts von riesigen Safranfeldern umgeben war. Dem wertvollen Gewürz verdankt die Stadt auch ihren Namen. Das im traditionellen unverwässertem Osmanenstil erhaltene Vorzeigestädtchen, hat engagierten Intellektuellen aus den türkischen Großstädten zu verdanken, dass die alten Herrenhäuser nach und nach saniert wurden.
Den wirtschaftlichen Niedergang des Ortes läutete die Vertreibung der griechischen Bevölkerung 1923 ein. Wegen ihres von Fachwerkhäusern bestimmten Stadtbildes steht sie seit 1994 in der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Eine Delikatesse Safranbolus ist "Lokum", eine auf Sirup beruhende Süßigkeit.

Unser Spaziergang führt uns durch die alten Gassen der Stadt, mit seinem sehr holprigen Pflaster. Dort sahen wir auch einem Glasbläser bei seiner Arbeit zu.

Als wir ankamen war der sehr touristische Ort recht überlaufen. Gegen Abend wurde es merklich ruhiger. So konnten wir uns auch in Ruhe die alten prachtvollen Häuser anschauen. Gegessen haben wir im Bereich des kleinen Basars einschl. Getränke für 27,- TL = 9,- €.
Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang gingen wir zurück ins Hotel und der Tag war beendet.

7.00 Uhr aufstehen, packen, frühstücken. Frühstück typisch Türkisch: Cay, Tomaten, Gurken, Oliven, Weißbrot, Honig und Marmelade. Nach dem opulenten Frühstück sind wir zu unserem ca. 300 m entfernten Moped gelaufen…und es war noch da!!.
Moped gepackt und Abfahrt in Richtung Amasya. Die Fahrt führte uns südlich des Schwarzen Meers entlang, über Kastamonu, Tosya, Osmancik, Gümüshaciköy, Merzifon, Suluova nach Amasya durch Berge, Wälder und Täler. Vielfach konnte man meinen, man sei in Bayern oder Österreich, ja, wenn die Straßen nicht soooo schlecht gewesen wären. Teilweise waren es Straßen wie die A3, bis zu Straßen, die schlimmer waren als ein Feldweg. Hier erwischte es uns nicht zum ersten Mal. Was war geschehen? Wir fuhren und plötzlich ein Hinweis auf eine Baustelle, die Straße wurde schlechter und plötzlich war gar keine Fahrbahn mehr da, nur noch Erde, Schotter und  Steine. Das schlimmste aber war, dass es ja einen Tag vorher heftig geregnet hatte. Die „Straße / Weg“ war kaum noch zu erkennen. Tiefe Furchen, die teilweise unter Wasser standen. Zurück ging nicht, also Augen zu und durch. Da habe ich geschwitzt, obwohl es nur 13 Grad waren. Diese Strecke hatte eine Länge von ungefähr 5 Kilometer.

Dieser kleine „Zwischenfall“ entmutigte uns aber nicht und weiter ging es. Gegen 14.30 Uhr trafen wir dann in Amasya ein. Im Reiseführer Michael Müller hatten wir uns ein Hotel ausgesucht, das anführte, der Hotelbesitzer spreche "deutsch“. Also angefahren und Petra ging ins Hotel und klärte das Zimmer ab. Als ich dann mit meinem Moped vor das Hotel fuhr, kam der Vater des Besitzers dazu, schaute auf das Kennzeichen und stellte fest: Sie kommen aus Offenbach / Main. Unsere verblüfften Gesichter sprachen Bände. Es stellte sich dann heraus, dass er von 1974 bis 1994 bei  einer Baufirma in unserem Nachbarort gearbeitet hat, so klein ist die Welt. Wir haben dann unser Zimmer bezogen, dann das übliche Procedere und ab ging es zur Stadtbesichtigung. Wir gingen den Fluss entlang, aßen in einer Pasteria leckeren süßen Kuchen. Schauten uns die Höhlengräber von unten an und bestaunten die wundervollen Konaks entlang des Flusses.

Zum Abendessen gab es einen Adana Kebab mit Salat. Auf dem Rückweg kauften wir uns in einem Efes Laden unseren Schlummertrunk. Gegen 22.00 Uhr Licht aus – Ende des Tages.

Amasya
Erstmals erwähnt wurde Amasya im 3. Jh. vor Christus. Sie liegt im engen Tal des Yesilirmak-Flusses und ist eine Stadt wie aus dem Bilderbuch, zweifelsohne die schönste Zentralanatoliens. Schulter an Schulter rahmen gepflegte Erkerhäuser das Ufer des Yesilirmak, viele osmanischen Konaks dienen heute als charmante Unterkünfte. Darüber thront auf einem 300m hohen Fels, die Zitadelle der Stadt. Und aus dem steil aufragenden Fels selbst, in schwindeliger Höhe, blicken haushohe Felsengräber, ehemals Ruhestätten der pontischen Könige.

Am nächsten Morgen, Frühstück über den Dächern von Amasya mit Blick auf den Fluss, Moped gepackt und weiter ging es bei leichtem Regen, Richtung Ordu über Erba und Niksar. Unterwegs wurden wir von einer Polizeistreife angehalten. Der Polizist wollte keine Papiere sehen, Nein, er war begeistert von dem Motorrad. Die Verständigung erfolgte in Englisch. Dann die Fragen, die uns noch oft gestellt wurden: Woher kommen Sie? Wohin wollen Sie? Was kostet das Motorrad? Wir erklärten es ihm bereitwillig. Dann durften wir weiterfahren. Ca. 30 Kilometer weiter erneut eine Polizeikontrolle. Hier wurden wir und auch das Motorrad überprüft. Keine weiteren Fragen, dann durften wir weiterfahren, ..... und erhielten „zur Belohnung“ von den Polizisten frisch gepflückte Brombeeren. Von Niksar nach Unye am Schwarzen Meer  mussten wir über einen Bergrücken, der es in sich hatte. Auch hier wieder anfangs eine gute Straße mit vielen Kurven. Die Straße wurde jedoch zunehmend schlechter, mit Schlaglöchern, Verwerfungen etc. Dazu kam dann noch Regen und es wurde recht kühl.

Nach Navi-Vorgabe für die ca.100 Km, 1 ½ Stunden. Tatsächlich haben wir aber 2 ½ Std. gebraucht. Von Unye nach Ordu waren es nur noch 69 Kilometer. Hier merke ich zum ersten Mal, dass die Hupe nicht geht. In Ordu sind wir gegen 14.30 Uhr angekommen. Wir hatten 2 Hotels ausgesucht. Im Innenstadtbereich haben wir einen Polizisten nach dem ersten Hotel gefragt.

Er zeigte mir das Hotel, das zwar mitten in der Stadt lag, aber genau nebenan wurde mit mächtigem Lärm gebaut. Auch stand kein Parkplatz für mein Moped, auch nicht am Hotel – wegen der Baustelle - zur Verfügung. Als ich zurückkam war Petra immer noch im Gespräch mit dem Polizisten und diversen Türken.

Einer davon hatte 30 Jahre in Deutschland bei Mercedes gearbeitet. Als wir nach dem zweiten Hotel fragten, bot sich ein anderer Türke an, mit seinem kleinen Moped voraus zum Hotel zu fahren. Gesagt getan, in 5 Minuten waren wir an dem Hotel mit einem wunderbaren Ausblick auf die Bucht von Ordu.

Allerdings war der Straßenlärm, der 200m entfernten Hauptstraße, die ganze Nacht nicht zu überhören. Wir liefen dann von unserm Hotel in die Innenstadt, ca. 20 Minuten und schauten uns soweit möglich die Stadt an. Wie überall lockte auch hier das Meer. Dort gingen wir eine Stunde spazieren. Bei einer kurzen Trinkpause, sprach mich ein Türke auf Deutsch an und fragte: ob ich Deutscher sei. Ich bejahte dies und er fragte, ob er sich  zu uns setzen darf.

So kamen wir ins Gespräch und der erzählte uns, dass er 20 Jahre in Solingen gearbeitet hatte, dort ein Haus besitzt und vor 2 Jahren zurück in seine Heimat sei. Einmal im Jahr würde er nach Solingen fliegen und sich um sein Haus kümmern. Er lud uns zum Cay ein und wir plauderten über Deutschland und die Türkei. Nach dem netten Gespräch gingen wir an den Strand zum Abendessen. Selbstverständlich gab es Fisch und zu meiner Freude sogar Efes-Bier. Auch hier war dann der Tag zu Ende. Das Frühstück am nächsten Morgen war eine Zumutung, mehr gibt es dazu nicht zusagen.

Ordu
Ordu ist das wohlhabende Zentrum der türkischen Haselnussküste. Selbst Nutella warb einst damit. Mehr als Atmosphäre einer geschäftigen Provinzhauptstadt am Schwarzen Meer kann man hier allerdings kaum erleben.

Weiter ging es dann Richtung Macka zum Sumela Kloster. Wir fuhren an der Schwarzmeerküste entlang bis Trabzon. Von dort noch 20 Kilometer bis Macka. Von dort ging es ca. 30 Km weiter bis zum Sumela Kloster. Ca. 10 Km vor dem Sumela Kloster befand sich die Unterkunft, die wir uns ausgesucht hatten, mit Namen Cosandere ein riesiges Forellenlokal, indem wir dann nett-rustikal übernachteten.

Allerdings waren wir die einzigen Gäste, sowohl beim Abendessen, wie auch beim Frühstück. Moped entladen, Zimmer bezogen und Richtung Sumela Kloster. Auf der steilen Straße zum Sumela Kloster fuhr der Laster mit seiner Ladung Kühe etc. vorbei.

Sumela Kloster
Einem Adlerhorst gleich schmiegt sich die Fassade des vierstöckigen Klosters wie an gegossen in die Nische einer schwindlig-steil abfallenden Felswand. Sumela war ein für sein Wunder bekanntes Zentrum der Marienverehrung. Das Kloster Sumela ist neben dem Ishak-Pascha-Palast bei Dogubayazit und der armenischen Ruinenstadt Ani die Attraktion im östlichen Anatolien. Für viele Besucher ist der Anblick des Klosters aus der Ferne beeindruckender als die eigentliche Besichtigung. Das Kloster wurde wahrscheinlich um das Jahr 385 gegründet. Bereits im 5.Jh gehörte es zu den großen  Zentren des östlichen Mönchtums. Im 12.Jh verwüsteten die Turkmenen die Klosteranlage. Unter den Komnenenkaisern begann im 16. Jh. die Glanzzeit des Klosters. Im Jahre 1921 wurde die Klosteranlage während türkisch-russischer Gefechtshandlungen vermutlich willentlich in Brand gesetzt. Das Kloster verfiel nach einem verheerenden Brand 1930 immer weiter, bis es 1972 von der türkischen Regierung als Nationalerbe unter Schutz gestellt wurde und Besuchern offen steht.

Den Fußweg zum Kloster haben wir uns erspart, da es auch sehr heiß war. Wir haben uns wie im Reiseführer beschrieben, das Kloster von unten angeschaut.

Später sind wir zum Hotel zurück und haben uns endlich auch mal ausgeruht. Da es ja in jeder, aber auch in jeder, türkischen Unterkunft W-LAN umsonst gibt, haben wir mal nachgeschaut, was so in der Welt los ist und war. Nach dem Abendessen haben wir auch bald das Licht ausgemacht. Gute Nacht.

Mittwoch der 28. Mai 2014

Das Hotel bot uns ein Super Frühstück. Gebackene Eier, Wurst, Käse, Tomaten, Oliven, Gurken, Honig, Melone. Wir haben so richtig zugelangt. Danach um 09.00 Uhr Abfahrt von Macka. Heute ging es nach Erzurum über Gümüshane, Bayburt und Askale. Ab dem Bereich Gümüshane = Silberhütte, es handelte sich hier um eine bedeutende Bergbaustadt bis zum 19. Jh. ging es bergauf. Wir fuhren auf einer Höhe von ca. 1800m. Auf dieser Höhe fuhren wir viele Kilometer bis Dogubayazit und
weiter Richtung Vansee. Die Umgebung erinnert vielfach an Österreich und die Schweiz, hohe Berge, tiefe Täler, grüne Wiesen, Schafe etc.

In manchen Dörfern wurden wir allerdings wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt. Teilweise Hütten, die mit Lehm und Blechteilen errichtet und mit blauen Plastikplanen abgedeckt waren. Nordostanatolien ist dünn besiedelt, entbehrungsreich bis bitterarm. Viele Provinzen gehören zu den ärmsten des Landes.  Was uns auch, insbesondere im Osten der Türkei aufgefallen ist, dass viele Kinder ca.10 Jahre teils älter, teils jünger, die Schafe hüteten. Nicht in der Nähe der Dörfer, sondern weit außerhalb. Dadurch besuchen sie keine Schulen. In größeren Städten dagegen, sahen wir viele Schulkinder in ihren Uniformen. Die Armut und auch die Schafe hütenden Kinder haben uns schon sehr nachdenklich gemacht, wie gut es uns in Europa geht.

Auch schämte ich mich solche Dörfer zu fotografieren. Die Eingangs erwähnten Straßenzustände fanden wir zum großen Teil auch hier wieder vor. Von Autobahnähnlich bis zum besseren Feldweg, war wieder einmal alles dabei. Im Übrigen handelte es sich hier um die alte „Seidenstraße“, die von Europa bis nach Asien führte. Bei einer Pause auf der Landstraße, hielt ein Fahrzeug mit deutschen Kennzeichen an und fragte uns, ob wir Hilfe benötigen. Wir verneinten dies. Bei dem Ehepaar handelt es sich um eine junge Familie, die in München wohnte und „nach Erzurum“ zu ihren Eltern wollten. Bevor wir Erzurum erreichten, fuhren wir über den Berg Gecidi mit einer Höhe von  2.409m.
Auf diesem Berg befindet sich ein Kriegerdenkmal aus dem 1. Weltkrieg.

Gegen 15.00 Uhr erreichten wir Erzurum. Das Hotel hatten wir aus dem Reiseführer Michael Müller, das Navi wollte aber nicht so wie wir. Trotzdem fanden wir ein ansprechendes Hotel in der Innenstadt von Erzurum. Nach dem Duschen besichtigten wir die Innenstadt. Petra hatte von mir zum Geburtstag ein Schmuckstück aus der Türkei „geschenkt“ bekommen, was sie sich selbst aussuchen durfte. Die Stadt Erzurum ist bekannt für den Schmuckstein „Erzurum-Tasi = Schwarzer Bernstein. Wir gingen gezielt in der Innenstadt in eine Karawanserei in der sich in einem Karee nur kleine Schmuckgeschäfte befanden. So hatte Petra die Möglichkeit sich ihren Schmuck aus zu suchen.

In einem Geschäft fand sie das, was ihr am besten gefiel. Als wir den Laden betraten, sahen wir, wie der Inhaber im hinteren Raum gerade betete. Wir verließen den Laden wieder. Zuvor hatte der Muezzin, gerufen, daher das Gebet. Nachdem er sein Gebet beendet hatte, betraten wir den Laden und Petra suchte sich eine Halskette, Ohrringe und einen Ring mit dem Schwarzen Bernstein aus.

Danach führte uns der Weg zur Doppelminarettmedrese, der  Cifte Minareli Medrese. ( Medrese = Koranschule) Es handelt sich um die bedeutendste Sehenswürdigkeit Erzurums. Ihre genaue Entstehungszeit ist unbekannt. Man vermutet das 13. oder frühe 14. Jh. Daneben steht die Ulu Cami, eine festungsartige, schmucklos-massive Moschee, die 1179 errichtet wurde und somit eine der ältesten der Stadt ist.

Nach einem Cay mit Baklava gingen wir zurück zum Hotel. Der Himmel verdunkelte sich wieder mal und es sah sehr nach Regen aus. Kurz vor unserem Hotel fing es an, wie aus Wasserkübeln zu schütten. Im Hotel angekommen, ruhten wir etwas aus und hofften, dass der Regen bald aufhört. Denkste, es wurde immer schlimmer.  Auch hier gab es keine Kanalisation, sodass der Regen in Sturzbächen die Straßen herunter lief.  Zum Glück war genau gegenüber unserem Hotel – ca. 8m- eine Lokanta, die wir dann „ansteuerten“, wobei wir schon recht nass wurden, einschließlich der Schuhe.  Nach diesem Ausflug flüchteten wir zurück zu unserem Hotel, wo wir den Abend mit einem Efes und Deutschem Fernsehprogramm beendeten.

Erzurum
Archäologische Funde beweisen, dass die Gegend rund um Erzurum seit der Bronzezeit besiedelt ist. Man nimmt an, dass sie sich aus einer Karawanenstation entwickelte, die hier  nach dem Vordringen der Perser gen Westanatolien (ab 545 v. Chr.) entstanden ist.
Sie ist die Hauptstadt der Nordosttürkei, in kalten wie in heißen Zeiten – im Sommer bis zu +40 Grad, im Winter bis zu -40 Grad. Gegenüber westanatolischen Metropolen wirkt die erzkonservative Provinzhauptstadt wie ein langweiliges Nest. In den Wintermonaten trifft sich in Palandöken 6 Km südlich des Zentrums die Highsociety des Landes zum Brettlvergnügen. Umringt von mehreren Dreitausendern brütet oder friert Erzurum, die größte Stadt Ostanatoliens, auf 1950m vor sich hin. In der bäuerlichen Großstadt ersetzt noch kein Partysound die Gesänge des Muezzins.
Erzurum gilt als ungebrochener Pfeiler der Rechtsgläubigkeit und der Sittenstrenge –so verwundert es nicht, dass Erzurum der Geburtsort von Metin Kaplan, dem „Kalifen von Köln“ ist.

Am nächsten Morgen schien die Sonne. Bei einem Blick aus dem Fenster habe ich festgestellt, dass gegenüber vor einem Hotel eine F650 mit Schweizer Kennzeichen abgestellt war. Nach opulentem Frühstück packten wir wieder unser Moped. Vor der Abfahrt sprach mich der Schweizer Besitzer des Mopeds an. Er hieß Denis und war mit seiner Freundin schon seit 8 Wochen in der Türkei unterwegs. Sie kamen am Vortag von Dogubayazit und wollten weiter Richtung Norden zum Schwarzen Meer.

Wir fuhren dann auch los und kamen problemlos aus der konservativen Stadt Erzurum. Unser Weg führte uns heute endlich über  Horasan, Karakose nach Dogubayazit zum Ararat. Unterwegs auch wieder Berge, Wiesen. Aber es kam auch mehrmals vor, dass Schafherden die Fahrbahn querten. Alles musste anhalten.

Forsetzung folgt in Kürze!

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