Spaarndam – der ewige Kampf mit dem Wasser
- Geschrieben von Portal Editor
Klar, Holland ist ein relativ flaches Land, wobei große Teile der Landfläche sogar unter dem Niveau des Meeresspiegels liegen, so lernt man es in der Schule.
Klar auch, dass diese Lage immer wieder besondere Anforderungen hinsichtlich der Wasserbautechnik und des Küstenschutzes an die Bewohner stellt, die es schon seit Jahrhunderten zu meistern gilt. Für unser Verkehrsmittel Fahrrad allerdings ist das absolut flache Land fast ein Paradies, da man sich nicht mühsam immer wieder großen Steigungen aussetzen muss. Eine solche ausgedehnte Radtour hatte uns auch nach Spaarndam geführt, einem kleinen Dorf in der Provinz Nordholland, etwa 18 Kilometer von unserem Standort bei Amsterdam entfernt, die insbesondere mit dem Wasserbau in Beziehung steht, da sie von Wasser umgeben ist, ohne eine Insel zu sein.
Spaarndam und die Deichbauten – auch ein Verkehrsweg
Der Ort Spaarndam entstand zunächst direkt auf dem Deich, den Graf Florens V. von Holland 1285 an der Mündung der Spaarne in das IJ errichten ließ. Ursprünglich bildete die Spaarne eine natürliche Verbindung zwischen dem Haarlemmermeer und dem IJ, damals eine Meeresbucht der Zuiderzee. Nach mehreren Sturmfluten im Jahre 1248, zu denen auch die Allerkindleinsflut zählt, errichtete die Bevölkerung an der Spaarnemündung in das IJ einen Deich mit Sielen. Der Spaarndammerdijk war die wichtigste Entwässerungsanlage des erstmals im Jahre 1255 erwähnten Wasserverbandes Hoogheemraadschap van Rijnland. In den Folgejahren entstanden hier das Deichdorf Spaarndam sowie weitere Siele und Schleusen.
Der IJdijk (IJ-Deich) war zeitweise die einzige Landverbindung zwischen Haarlem und Amsterdam, sprich also auch Fahrweg und Handelsroute. Auch wir nutzten mit den Rädern diese Deichkrone als Fahrweg. Die Bewohner von Spaarndam lebten vom Wegzoll und von der Fischerei. Zwischen 1812 und 1927 war Spaarndam sogar eine eigenständige Gemeinde. Durch Einpolderungen und die wachsende Bevölkerungszahl in der Randstadt, dehnte sich der Ort im 19. und 20. Jahrhundert vor allem im Osten und Süden stark aus. Heute leben in Spaarndam vor allem Berufspendler.
Frachtschiffe und ein beliebter Liegeplatz für Wohnboote.
Als Verbindung zwischen der Ringvaart des Haarlemmermeerpolders und dem Nordseekanal hat die Spaarne auch heute noch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Der nördliche Abschnitt bis zum Zentrum Haarlems kann über den Nordseekanal von Schiffen der Kategorie Rheinschiff erreicht werden. Neben Frachtschiffen wird die Spaarne auch von zahlreichen Sportbooten befahren. Außerdem ist der Fluss, vor allem im ruhigeren, südlichen Teil, ein beliebter Liegeplatz für Wohnboote.
Beidseitig großflächig von Wasser umgeben, zeigt vor allem Spaarndam-West ein sehenswertes, historisches Ortsbild, das zu den ersten geschützten, städtischen Kulturgütern der Niederlande zählt, weitestgehend im Original erhalten. Hier befinden sich u. a. die 1627 nach einem Sturm wiedererrichtete Alte Kirche (Oude Kerk), der malerische Hafen de Westkolk, eine alte Schleusenanlage und eine traditionelle Aalräucherei.
Außerhalb des ursprünglichen Dorfkerns befinden sich zwei Forts und weitere Verteidigungsanlagen der Stellung von Amsterdam. Auf dem IJdeich zeigt ein Standbild die aus der amerikanischen Literatur stammende Figur Hansje Brinker beim Abdichten eines Loches im Deich.
Das vom niederländischen Tourismusverband errichtete Standbild symbolisiert den langen und mühsamen Kampf des holländischen Volkes gegen das Wasser. Heute ist Spaarndam ein beliebter Ausflugsort, vor allem von Radlern aus den Städten Amsterdam und Harlem.
Schöpfwerk schafft maximal eine Wassermenge von 32 m³/s.
1845 ging in Spaarndam ein modernes Dampfschöpfwerk in Betrieb. 1939 wurde es auf Dieselbetrieb umgestellt. Die bei der Renovierung 1990 eingebauten Dieselmotoren mit einer Stärke von 309 und 403 Kilowatt treiben jeweils fünf Kettenpumpen mit einem Durchmesser von 5,70 und einer Länge von 24 Metern an. Das Pumpwerk, das von nur einer Person bedient werden kann, befördert maximal eine Wassermenge von 32 m³/s. Bei Hochwasser können über eine Archimedische Schraube zusätzliche 5 m³/s abgepumpt werden.
Nach der 1852 abgeschlossenen Trockenlegung des Haarlemmermeers, einst größter See der Niederlande (17.000 Hektar), verringerten sich die Abflussmenge und die Tiefe der Spaarne erheblich. Außerdem floss nach Fertigstellung des Nordseekanals (1876) ein großer Teil des dem Polder entnommenen Wassers über den mit der Ringvaart verbundenem Seitenkanal F ab. Nach langem Drängen der an der Spaarne ansässigen Industriebetriebe, veranlasste die Gemeinde Haarlem schließlich ein Ausbaggern des Flussbetts, um eine drohende Versandung zu verhindern.
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