Das Walmendinger Horn - Wandertour und Alpenblumen
- Geschrieben von Portal Editor
Einmal auf dem Campingplatz Vorderboden im Kleinwalsertal eingerichtet, hatten wir uns zu einem ersten Erkundungsrundgang in den Ort Mittelberg aufgemacht, neben Baad und Rieslern Hauptorte der funktionellen Exklave Kleinwalsertal. Es gibt nur eine Straße in das österreichische Tal hinein, die nur von Deutschland aus genutzt werden kann.
Welche Konsequenzen und Regelungen aufgrund dieser Tatsache über die Jahre gefunden wurden, war auch einer der Gründe für uns, den Spuren der Walser ein wenig zu folgen.
Einmal mehr erwiesen sich die langjährigen Erfahrungen der Touristikorganisationen im Tal als äußerst professionell, denn man kann, am Zielort angekommen, das eigene Fahrzeug gleich mit "beurlauben", so zeitnah und perfekt organisiert funktionieren die öffentlichen Verkehrsmittel in Form der Walserbusse. Neben der Hauptlinie 1, die das Tal Ende Baad, so auch den Campingplatz Vorderboden mit Oberstdorf in Deutschland verbinden und im 15 - 20 Minutentakt verkehren, gibt es 4 weitere Linien, so das alle Ziele im Tal einfach zu erreichen sind. Als äußerst praktisch erweist sich hier auch die "allgäu walser card" (auf den Campingplätzen, in den Touristikbüros sowie in den Pensionen erhältlich), die zur kostenlosen Nutzung der Busse benötigt wird. Dieses "persönliche Erlebnisticket" enthält einen Chip, der je nach eigenem Bedarf aufgeladen werden kann und somit auch für die Bergbahnen als Fahrticket genutzt wird.
Die Buslinien machen es leicht auf die Nutzung des eigenen Fahrzeugs zu verzichten
Mit unserem Walserbus der Linie 1 gelangen wir in das Zentrum des Ortes Mittelberg, direkt gegenüber des höchsten Berges im Tal, dem Großen Widderstein mit immerhin 2.536 Meter über NN. Der Bergzug trennt übrigens das Kleinwalsertal vom Staatsgebiet Österreichs ab und über eine Senke sollen angeblich die ersten Walser in das bis dahin unbewohnte Tal vorgedrungen sein. Aber dazu später mehr. Weitere Gipfel in Mittelberg sind der Elfer (2.387 m), der Zwölfer (2.224 m), der Bärenkopf (2.083 m) sowie das Walmendingerhorn mit 1.990 Metern Höhe.
Unser Augenmerk richtet sich vor allem auf das zuletzt genannte Walmendingerhorn und dessen Kabinenseilbahn, die uns zum ersten Gipfel im Kleinwalsertal bringen soll um zunächst einen Überblick über das Tal zu erhalten. Bereits die Talstation der im Jahr 1966 erbauten Walmendingerhornbahn liegt auf 1.200 Metern Höhe. Im Jahr 2006 komplett renoviert und mit einer großen Aussichtsplattform und einer Sonnenterasse ausgestattet, ist das Walmendingerhorn heute für Bergtouristen der Ausgangspunkt vieler Rundwanderungen. Auch sehr interessant ist der Alpenblumenlehrpfad, der zwischen der Bergstation auf 1.946 Metern und dem Gipfelkreuz entlang führt. Schon am kommenden Vormittag, so unser Plan, wollten wir zunächst der angekündigten Führung entlang des Alpenblumenlehrpfads teilnehmen um danach eine erste Wanderung anzugehen, so denn das Wetter mitspielt.
Und siehe da, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite. Keine Wolke am Himmel weit und breit und so hieß es am frühen Morgen, das kleine Rucksackgepäck mit notwendigen Stärkungen geschultert und auf zur Talstation. An der Bergstation erwartete uns bereits der Blumen- und Kräuterkundler, der einen so interessanten Rundgang gestaltete, das wir spontan entschieden, einem Teil der neuen Erkenntnisse in einem getrennten Artikel zu beschreiben. Allein der kurze Weg bis zum Gipfelkreuz wies 130 Blumenarten auf, die teilweise noch in voller Blüte standen.
Erste Wanderung zeigt die Schönheit der Bergwelt
Nach der wirklich interessanten Blumenführung machten wir uns auf den Weg unserer ersten Wanderroute entgegen. Da wir keine Anfänger hinsichtlich der Bergwanderungen sind (unsere Erfahrungen beruhen auf ausgiebigen Wanderungen durch das Taurusgebirge), waren wir gespannt auf den von uns geplanten Rundweg. In der Bildergalerie unten ist auch die von uns abgelaufene Tour gut nachzuvollziehen, die uns vom Walmendingerhorn (Route 2, von 1.996 Meter) über die Ochsenhofer Köpfe (Route 9, 1.850 Meter), die Ochsenhofer Scharte, den Innerer Stierhof (Route 5, 1.680 Meter) und die Untere Lüchlealpe (Route 5/4, 1.571 Meter) hinunter nach Baad führen sollte. Unerfahrene Wanderer sollten sich den so wichtigen Satz aus der Tourismusbrochüre: "Sie befinden sich in einer alpinen Bergregion!! Auch die Talabstiege erfordern gute Kondition und festes Schuhwerk (Bergschuhe)" durchaus zu Herzen nehmen.
Vom Walmendingerhorn ging es zunächst auf der recht bequemen, wenn auch teilweise relativ steilen Route 2 hinab bis kurz vor die Abzweigung zur Oberen Lüchle Alpe, die aufgrund der traditionellen Käseherstellung recht bekannt ist. Die Gabelung hinauf zu den Ochsenhofer Köpfen (Route 9) ist gut ausgeschildert, wenn auch relativ steil bergauf. Der hochalpine Gratweg führt über aussichtsreiche Pfade bis zur Ochsenhofer Scharte. Schon der erste Gipfel lohnt die Mühe allemal, da sich das Panoramabild während des Wanderns laufend verändert. Vorsicht an den ersten Gratkanten, zu leicht kommt man ins Rutschen. Hier waren auch Touristen mit Kindern unterwegs, denen man lieber abgeraten hätte. So musste der "Vater" tragender Weise für die erste Gratpassage sorgen, was sehr halsbrecherisch aussah. Leichtsinn, der schnell zu Unfällen führen kann. Nicht umsonst fordert der Touritikführer hier: "Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und festes Schuhwerk erforderlich". Hier am ersten Gipfel trafen wir auf zwei Wanderinnen, die, ihre Rast gerade beendet, heute noch bis zum Grünhorn gelangen wollten, einem Gipfel im Anschluss an die Ochsenhofer Scharte, von 2039 Metern Höhe.
Kurz vor dem letzten Gipfel der Ochsenhofer Köpfe zogen erste Wolken auf, die sofort die Temperatur merklich minderten. Jetzt war vorsorglich Regenzeug angesagt und auch die Route hinab in die Ochsenfurter Scharte wurde etwas rutschiger, aber Dank guten Schuhwerks noch gut zu meistern. Etwas tiefer angelangt, lösten sich die Wolken im Tal allerdings auch schnell wieder auf, so das wir unsere weiteren Fotos bei Sonnenschein machen konnten. Die Route 5, die wir jetzt beschritten, führte über Hochalmen und kleine Bachläufe hinab zum Inneren Stierhof, der auf 1.680 Metern eine willkommene Raststation ist. Nur wenig später trafen wir auf einen Mountainbike-Fahrer, der nach dem Weg zu eben dieser Hütte fragte. Grundsätzlich fanden wir überall entsprechende Wegmarkierungen vor, so das ein Fehlleiten geradezu ausgeschlossen erschien. Aus der Sicht des Mountainbikers stellt sich die Problematik wohl etwas anders dar.
Von den Ochsenhofer Köpfen zur Lüchle Alp
Wir erreichten den Abzweiger in Richtung Untere Lüchle Alpe, der nun zunächst durch Buschwerk und Streifen dichten Bergwaldes führte. Immer wieder beeindruckend sind die Bilder der Wurzelwerke der Bäume, die sich auf dem Pfad erstrecken. Überhaupt ist zu erkennen, das sich viel Totholz im Wald befindet, eine ökologisch gewollte Maßnahme zur Gesundung der Waldflächen im natürlichen Sinne. Überhaupt wird die Ökologie hier im Kleinwalsertal recht konsequent voran gebracht, was sich auch in der Versorgung der Bewohner und Gäste deutlich wieder spiegelt. So werden heimische Produkte ohne aufwendige Transportwege nicht nur von ökologisch motivierten Konsumenten bevorzugt. Überhaupt zeigt sich das Kleinwalsertal recht offen für alle Anwendungsbereiche von Möglichkeiten der Erholung von Körper und Geist.
Weiter unten stießen wir auf große Felder mit Blaubeeren, die doch hin und wieder zum Naschen aufforderten. Mehrfach kreuzten wir auf dem Weg auch Almen, die von Zäunen umgeben waren. Durchgänge konnten von Wanderern selbst geöffnet werden, sollten aber auch immer wieder verschlossen werden! An der Unteren Lüchle Alpe stießen wir auf eine Ansammlung junger Kühe, im Norddeutschen mit Bester bezeichnet, die im Spiel große Sprünge auf den steilen Hängen vollziehen konnten. Wir waren erstaunt ob der Beweglichkeit und Sicherheit der Tiere, mit der diese Sprünge ausgeführt wurden. Spontan haben wir sie mit "Gemskühe der Lüchle Alpe" bezeichnet.
Der verbleibende Weg hinunter bis Baad führte durch dichten Fichtenwald und fast schon in Baad angekommen, trafen wir erneut auf die beiden Wanderinnen von den Ochsenhofer Köpfen. Sie hatten aufgrund der dichten Bewölkung auf dem Weg zum Grünhorn ihre Tour abgebrochen und waren auch nach Baad zurück gekehrt.
Die beschriebene Strecke erfordert laut touristischer Beschreibung eine etwa 4-stündige Wanderzeit. Aufgrund der vielen Fotounterbrechungen benötigten wir allerdings fast 6 Stunden.
Koordinaten: 47° 19′ 36″ N, 10° 7′ 42″ O
Technische Angaben zur Walmendingerhornbahn
Höhe der Talstation (Seilauflage): 1207,4 m
Höhenunterschied zwischen Tal- und Bergstation (Seilauflagen): 740,5 m
Horizontale Bahnlänge: 1801 m
Schräge Bahnlänge = Fahrlänge: 1955 m
Mittlere Bahnneigung: 41,1 %
Größte Bahnneigung (talseits Stütze 2): 61,8 %
Regelfahrgeschwindigkeit: 7 m/s
maximale Fahrgeschwindigkeit zwischen Stütze 1 und 2: 10 m/s
Fahrzeit bei Regelfahrgeschwindigkeit: 5,25 min
Fahrzeit bei max. Fahrgeschwindigkeit: 4,30 min
Fassungsvermögen der beiden Wagen: je 40+1Pers.
Förderleistung in einer Richtung bei: Regelfahrgeschwindigkeit: 400 Pers/h
max. Fahrgeschwindigkeit: 480 Pers/h
Tragseildurchmesser: 49 mm
Rechn. Bruchlast: 275 t
Zugseildurchmesser: 29 mm
Rechn. Bruchlast: 56,5 t
Gegenseildurchmesser: 24 mm
Rechn. Bruchlast: 41,7 t
- Wandern am Walmendinger Horn im Kleinwalsertal Wandern am Walmendinger Horn im Kleinwalsertal
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