Kulturdenkmal Wiener Riesenrad im Prater

Kulturdenkmal Wiener Riesenrad im Prater

Wer einmal die Hauptstadt Österreichs Wien besucht hat, der hat sicherlich ein sehr umfangreiches Kunst- und Kulturprogramm vor sich und muss definitiv Schwerpunkte setzen, zumal wenn die Zeit begrenzt ist.

Eine Fahrt mit dem Wiener Riesenrad, dem weithin sichtbaren Wahrzeichen Wiens gehört eigentlich schon allein aufgrund des Alters des Riesenrads zum fixen Wien-Programm wie eben auch ein Besuch in Schönbrunn, des Stephansdoms und auch der Lipizzaner. Das Wiener Riesenrad ist gleichzeitig auch ein wichtiges Symbol für den weltberühmten Wiener Prater, denn es bildet mit seiner weithin sichtbaren Silhouette einen besonderen Anziehungspunkt für alle Wien-Besucher. Eine Rundfahrt mit diesem bedeutenden und zugleich faszinierenden Bauwerk und natürlich auch der unverwechselbare Blick über Wien machen das Riesenrad zu einem kulturellen und architektonischen Pflichterlebnis für jeden Wien-Besucher.

Wiener Riesenrad wurde im Jahr 1897 eröffnet

b_450_450_16777215_00_images_austria_vienna_wiener-riesenrad-2.jpgDas Wiener Riesenrad im Vergnügungspark Prater im Gemeindebezirk Leopoldstadt ist bis heute eine Sehenswürdigkeit und ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt Wien. Es wurde 1897 zur Feier des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs I. errichtet und war zur damaligen Zeit eines der größten Riesenräder der Welt.

Das Riesenrad wurde 1896 von den englischen Ingenieuren Walter Bassett Basset und Harry Hitchins geplant und mit ursprünglich 30 Waggons auf einem von Gabor Steiner, dem eigentlichen „Vater des Riesenrades“, gepachteten Grundstück auf dem Prater-Gelände errichtet. Als ausführender Chefkonstrukteur wirkte Hubert Cecil Booth mit. Walter Bassett Basset selbst streckt die Baukosten von 500.000 Kronen vor und verbriefte die Finanzierungskosten hinterher in Aktien (45.000 £) und einer Anleihe von 10.000 £ der englischen Gesellschaft "Wiener Riesen Rad Limited". Am 25. Juni 1897 wurde das Rad erstmals in Bewegung gesetzt, allerdings führte es nur eine halbe Umdrehung aus, damit der obere Teil nach unten gebracht und fertig montiert werden konnte. Eröffnet wurde es 1897, ein Jahr vor der Feier des 50. Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs I. Die offizielle Einweihung des Riesenrads erfolgte am 3. Juli 1897, einem heißen Sommertag, an dem die Wiener das Prater-Gelände in großer Zahl besuchten. Nur die wenigsten dürften allerdings in der Lage gewesen sein, die acht Gulden aufzubringen, die damals eine Fahrt mit dem Riesenrad kostete. Ein Beamter verdiente damals etwa 30 Gulden im Monat.

Eigentümerwechsel bedingt durch Kriegswirren

b_450_450_16777215_00_images_austria_vienna_wiener-riesenrad-6.jpgWährend des Ersten Weltkrieges, im Jahre 1916, wurde der britische Eigentümer des Riesenrades, Walter Basset, enteignet und die Attraktion zur Versteigerung ausgeschrieben. Erst drei Jahre später, 1919, erwarb es der nicht mit Gabor Steiner verwandte Prager Kaufmann Eduard Steiner, der es ursprünglich abreißen lassen wollte, es aber schließlich verpachtete.

1938 wurde das Riesenrad wie das gesamte Eigentum von Eduard Steiner (und auch jenes von Gabor Steiner) von den Nationalsozialisten „arisiert“. Ein Jahr später wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Riesenrad durch Feuer und Bomben fast gänzlich vernichtet und brannte 1944 aus. Im selben Jahr starb Gabor Steiner in seinem Exil in Beverly Hills. Eduard Steiner, der letzte rechtmäßige Besitzer vor der „Arisierung“, wurde 1944 im KZ Auschwitz ermordet. 1953 wurde das Riesenrad an drei Steiner-Erbinnen restituiert.

Brand und Krieg zerstören das Riesenrad

b_450_450_16777215_00_images_austria_vienna_wiener-riesenrad-5.jpgWegen der Brandschäden des Krieges ging man nach 1945 davon aus, dass die Stabilität des Riesenrads gelitten habe. Daher wurden nur noch 15 der 30 Waggons wieder eingehängt. Aus Kostengründen wurden nur 4 statt der ursprünglich 6 Fenster eingebaut. Noch 1957, als der Eigentümer aus Anlass des 60-Jahr-Jubiläums des Fahrgeschäfts alte Waggons austauschen ließ, wurde wegen zu schwacher Frequenz an der Zahl von 15 Waggons festgehalten. Das Riesenrad mit 15 Waggons wurde ein Symbol des Wiederaufbaus. Seit 2002 befindet sich beim Riesenrad eine „Panoramamuseum“ genannte Ausstellungshalle mit acht nachgebauten Waggons, in denen die Geschichte des Wiener Praters dargestellt wird.

2016 wurde begonnen, die 15 Waggons gegen neue auszutauschen, die nach den Originalplänen von 1896/97 gebaut werden. Damals hatten die Waggons sechs Fenster pro Seite.

Das Wiener Riesenrad hat die Form eines Dreißigecks mit einem Gesamtdurchmesser von 60,96 Meter, was dem Durchmesser über die Aufhängungsachsen der Waggons entspricht. Der äußere Raddurchmesser beträgt 55,78 Meter (183 Fuß), der innere Raddurchmesser 49,68 Meter (163 Fuß). Der höchste Punkt befindet sich 64,75 Meter über dem Boden.

Das Gewicht der rotierenden Konstruktion beträgt 244,85 Tonnen und das Gesamtgewicht aller Eisenkonstruktionen 430,05 Tonnen. Die Achse des Riesenrades ist 10,78 Meter lang, hat einen Durchmesser von 0,5 Meter und wiegt 16,3 Tonnen.

Motorentechnik, die auch den Handbetrieb zulässt

b_450_450_16777215_00_images_austria_vienna_wiener-riesenrad.jpgDer Antrieb erfolgt über zwei Motoren mit einer Leistung von 15 Kilowatt, die über eine Welle miteinander verbunden sind. Sie treiben über Riemen zwei Schwungräder an. Über Riemenscheiben und je ein zweistufiges Getriebe wird die Antriebskraft in die zwei Seiltriebe an den Außenseiten des Radkranzes eingeleitet, die Übertragung des Drehmomentes erfolgt über Reibungsbacken. Das Seil wird durch ein 3,5 Tonnen schweres Gewicht auf Spannung gehalten. Obwohl jeder der beiden Motoren allein das Rad bewegen könnte, sind zur Sicherheit noch zwei weitere, kleinere Motoren in das Antriebssystem integriert; die Stromversorgung hält bei Stromausfall ein Notstromaggregat aufrecht. Letztlich ist das Kraftübertragungssystem so ausgelegt, dass das Riesenrad sogar auch per Hand gedreht werden kann.

Die Umfangsgeschwindigkeit des Riesenrads beträgt maximal 0,75 Meter pro Sekunde (2,7 Kilometer pro Stunde), die Zeit für eine vollständige Umdrehung beläuft sich somit auf 255 Sekunden. Die tatsächliche Dauer für eine Umdrehung ist wesentlich länger und hängt vom Passagieraufkommen ab, da im längsten Fall das Riesenrad jeweils nur um die Wegstrecke zwischen zwei Waggons weiterbewegt wird, um die Passagiere ein- und aussteigen zu lassen.

Auch wer sich nicht so sehr an Vergnügungspark ähnlichen Strukturen erfreuen kann, das Riesenrad ist allein aufgrund seiner Historie immer einen Besuch wert. Viel Vergnügen.

Bitte lesen Sie auch:

Salamis auf Zypern - antikes Stadtkönigtum bei Famagusta

Ein erster Besuch in Norwich – es wird nicht der letzte sein!

Unser Buchvorschlag zum Thema Wien:

wien mueller verlagMu­sen­tem­pel wie das Burg­thea­ter oder pracht­vol­le Pa­läs­te wie die Hof­burg oder Schloss Schön­brunn zie­hen das ganze Jahr über scha­ren­wei­se Tou­ris­ten aus aller Welt an – Wien hat immer Sai­son!
Dabei sind es nicht nur die bau­li­chen Zeug­nis­se der Ver­gan­gen­heit, die Wien zu einem Glanz­punkt auf der Karte des eu­ro­päi­schen Städ­te­tou­ris­mus ma­chen. Seit den 80er Jah­ren be­le­ben Sze­ne­knei­pen und De­si­gner­re­stau­rants das gas­tro­no­mi­sche An­ge­bot der le­gen­dä­ren Kaf­fee­häu­ser und Heu­ri­gen.

320 Seiten, farbig, 155 Fotos, herausnehmbare Karte (1:10.500) + App-Freischaltcode, 30 Detailkarten, MM-City
ISBN 978-3-95654-926-7, 9. Auflage 2021, inkl. mmtravel App, 17,90 € (D)18,40 € (A)26,90 CHF
E-Book: 9. Auflage 2021, 14,99 €, App (iOS und Android): 9. Auflage 2021, ab 2,99 €

Geschichte

Kultur

Leben | Outdoor