Kaschubische Schweiz und die Volksgruppe Kaschuben

Die kaschubische Schweiz und die Volksgruppe Kaschuben

Wer einmal die „Blechtrommel“ des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Günter Grass gelesen oder auch den gleichnamigen Spielfilm gesehen hat, erinnert sich sicherlich an Anna Bronski, die kaschubische Oma des Protagonisten Oskar Matzerath und ihre Sprache.

Die kaschubische Schweiz ist die Landschaft, aus der die Figur kaschubische Oma stammte. Sie beginnt direkt südwestlich von Danzig. Die westslawischen Kaschuben leben bis heute im kaschubischen Küstenland und der Kaschubischen Schweiz. An den vielen zweisprachigen Ortsschildern ist das bis heute gut zu erkennen.

Kaschubische Schweiz und ihre unzähligen Wanderwege

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_kaschubien-1.jpgIst von Kaschubien oder der Kaschubei die Rede, werden viele  Reisende in der Regel  damit das kaschubische Küstenland verbinden. Die schönen Badeorte und die fantastischen weiten feinen Sandstränden, die sich bis zur Spitze der Halbinsel Hela hinziehen, erfreuen sich großer Beliebtheit. Die kaschubische Schweiz ist hingegen eine ganz andere Landschaft.

Wir hatten einen kleinen Wochenendstopp zum Wandern in der kaschubischen Schweiz eingeplant und waren unterwegs nach Skrzeszew, einer kleinen Ortschaft nahe eines der zahlreichen Seen, die so prägend für das Landschaftsbild sind.

Grund und Endmoränen prägen das Landschaftsbild

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_kaschubien-2.jpgDie Kaschubei liegt auf eiszeitlichen Grund- und Endmoränen. Nach Westen fehlt eine scharfe Grenze, sowohl geologisch als auch ethnographisch, im Norden grenzt sie an die Ostsee, im Osten an die Danziger Niederung, und im Süden bilden die sandigen Flächen der Bory Tucholskie (Tucheler Heide) ihren Abschluss.  Charakteristisch für diese Landschaft sind glaziale Rinnen zwischen den Hügeln, entstanden durch die abtragende Wirkung der Schmelzwässer beim Abschmelzen der Gletscher, die später die Seen aufnahmen.
Die Kaschubische Schweiz stellt  damit den zentralen und höchstgelegenen Teil der Kaschubischen Seenplatte um den Berg Wiezyca, im Deutschen mit Turmberg bezeichnet und den kreuzförmigen See Wdzydze dar. Die dünn besiedelte Gegend gilt als eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Polens und ist für den Tourismus erschlossen. Ihre Hügel erheben sich um bis zu 200 m über das Umland. Viele der rund 250 Seen sind durch Kanäle miteinander verbunden und ermöglichen längere Wasserwanderungen.

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_kaschubien-4.jpgMittelpunkt der kaschubischen Schweiz ist der Berg Wiezyca, der mit seinen 331 m nicht nur die die höchste Erhebung der Kaschubischen Seenplatte, sondern auch der ganzen Polnischen Tiefebene sowie des aus eiszeitlichen Gletscherablagerungen bestehenden baltischen Landrückens von Estland bis Deutschland ist.
Steile ansteigende Hügel, kurvenreiche Straßen zu tief unten aus dem dichten Wald auftauchenden silbern funkelnden Seen, die wie in einem Talkessel liegen. Ab und zu sieht man ein verträumt sich in die Landschaft schmiegendes Dorf. Ausgeprägt steile Steigungen der Straßen folgen tiefe Einschnitte, an deren Abhängen abschüssige Abfahrten hinunter zu einem Rinnensee führen. Deshalb wird dieser landschaftlich schönste und abwechslungsreichste Teil der Kaschubei die Kaschubische Schweiz genannt.

Erste Begegnung mit der Vergangenheit

b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_kaschubien-6.jpgNur wenige Meter von unserer Unterkunft entfernt und damit gleich ein erstes Zusammentreffen mit der Geschichte, denn vor dem Zweiten Weltkrieg bildete der Ort Skrzeszew die Grenze zwischen der Republik Polen und dem Dritten Reich.
Wir trafen beim ersten Ausgang auf ein kleines Denkmal zu Ehren des Herrn Leon Wenta, der aus den Gebäuden des Königshauses Skrzeszew stammte .
b_450_450_16777215_00_images_polen_danzig-gdansk_kaschubien-5.jpgLeon Wenta wurde am 3. September 1909 geboren, am 1. September 1939 um ca. 19 Uhr wurde er mehrere Dutzend Meter vor der polnisch-deutschen Grenze entfernt von den Deutschen erschossen. Zum 70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs wurde hier ein Gedenkobelisk enthüllt. Es wurde vom Enkel der Wache - Zdzislaw Wenta aus dem Königshaus – feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Leon Wenta war also höchstwahrscheinlich der erste Kaschube, der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist.

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