Auf in die Innenstadt von Warschau – Bus und U-Bahn
- Geschrieben von Portal Editor
Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs verfügt Warschau neben einem wirklich gut ausgebautem Radwegenetz auch über ein gutes Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Netz.
Das 121 km lange Streckennetz der Warschauer Straßenbahn wird allein von 27 Linien bedient. Es ist zwar technisch teilweise veraltet, wird aber zunehmend auf Elektrobusse modernisiert. Das Busnetz in Warschau setzt sich sogar aus 219 Linien zusammen und bedient ein Streckennetz von ca. 2600 km Gesamtlänge.
Seit April 1995 verkehrt in Warschau eine U-Bahn, deren Fertigstellung sich immer wieder verzögert hatte. Derzeit umfasst das Liniennetz zwei Linien mit einer Gesamtlänge von 38 Kilometern und 36 Stationen. Die Linie M1 verkehrt in Nord-Süd-Richtung und kreuzt am U-Bahnhof Świętokrzyska die im März 2015 eröffnete Linie M2, welche in West-Ost-Richtung verläuft und dabei die Weichsel unterquert. Äußerst positiv sei hier anzumerken, dass ein 72 Stunden Ticket für alle genannten Verkehrsmittel nur 36 Zloty, umgerechnet etwa 8,- €, kostet.
Mit der U-Bahn M1 ins Zentrum von Warschau
Einmal vor Ort wollten wir uns auch das Zentrum von Warschau etwas näher ansehen, denn unser letzter Besuch hatte uns nur Zeit für ein typisch polnisches Essen am Warschauer Königsschloss bzw. in einem kleinen Restaurant mit polnischen Spezialitäten in der Nähe ermöglicht, womit auch nur einige wenige Fotos vom Schloss bzw. von der Säule Sigismund möglich waren, die seit 1644 die Dominante des so bedeutenden Schlossplatzes bildet. Das so genannte Krakauer Tor und ein Teil der Stadtmauer waren bereits 1818 abgebrochen worden. Die am Krakauer Tor beginnende Straße – die Krakauer Vorstadt (poln. Krakowskie Przedmieście) – behielt jedoch ihren Namen.
Doch beginnen wir unseren Stadtrundgang doch am gewählten Ausgang der M1 im Zentrum an der U-Bahnstation Centrum, gleich gegenüber dem Kulturpalast „Pałac Kultury i Nauki“.
Der 44 Etagen zählende Kulturpalast wurde vom russischen Architekten Lew Rudnew entworfen. Rudnew ließ sich vom Empire State Building in New York inspirieren und sammelte zudem Anregungen auf einer Rundreise durch Polen. Nach dem Besuch von Städten wie Krakau, Zamość und Lublin versuchte er eine Synthese aus Sozialistischem Klassizismus und traditioneller polnischer Architektur zu schaffen. Insbesondere die polnische Attika aus der Renaissance übernahm er für die niedrigeren Partien des Gebäudes.
Polen wurde zu dieser Zeit von der Sowjetunion kontrolliert und weil das Bauwerk als „Geschenk an das polnische Volk“ bzw. als „Geschenk der sowjetischen Nationen an die polnische Nation“ auf Anordnung der sowjetischen Führungsriege unter Josef Stalin errichtet wurde, benannte man es ursprünglich nach ihm und nannte ihn Kultur-und-Wissenschaftspalast Josef Stalin (Pałac Kultury i Nauki imienia Józefa Stalina).
Am 13. April 1967 trat mit den Rolling Stones, die im Rahmen ihrer Europa-Tournee unterwegs waren, eine der ersten weltbekannten Rockbands hinter dem Eisernen Vorhang auf. Der Auftritt in der im Palast befindlichen Kongresshalle unterschied sich von den bisherigen Konzerten der Rolling Stones: 3.000 der 5.000 Karten gingen kostenfrei an Parteifunktionäre und deren Familien und so spielten die Rolling Stones, statt vor kreischenden Teenies, mehrheitlich vor krawattentragenden älteren Herren. Vor dem Palast kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Jugendlichen, die zum Konzert wollten.
Als Symbol der totalitären Unterdrückung zunächst unbeliebt bis verhasst und von den Warschauern verspottet, dass der schönste Blick auf Warschau, der vom Kulturpalast sei, weil man von dort eben diesen nicht sehen muss, ist der Palast zwar nicht gänzlich unumstritten, jedoch durch seine innere Umgestaltung und Historie bei vielen Einwohnern und Touristen beliebt und zählt zu den Wahrzeichen Warschaus.
Heute beherbergt der Kulturpalast in seinen 3.288 Räumen Kinos, vier Theater und drei Museen, eine Schwimmhalle sowie eine Hochschule für Fotografie; dazu gibt es des Öfteren Modeschauen, Messen oder Konzerte in der angrenzenden Kongresshalle. Im 30. Stockwerk befinden sich darüber hinaus in 114 Metern Höhe eine Aussichtsplattform und ein Panoramarestaurant.
Zum Sächsischen Garten und Denkmal des unbekannten Soldaten
Entlang der Ulica Marszałkowska, die eine der wichtigsten Nord-Süd-Verkehrsadern in Warschau ist, setzen wir unseren Rundgang fort. Die Marszałkowska erstreckt sich über eine Länge von 3,8 Kilometern durch den gesamten Innenstadtbezirk und verläuft in einem Abstand von rund 600 Metern westlich parallel zum ehemaligen Königstrakt. Bis zum Zweiten Weltkrieg, in dem sie größtenteils zerstört wurde, war sie die wichtigste Geschäftsstraße der Stadt.
Durch den Sächsischen Garten, der als öffentlicher Landschaftspark mit barocken Statuen, großem Springbrunnen, Denkmälern und von Bäumen gesäumten Wegen bei dem heute herrlichen Wetter stark frequentiert ist, gelangen wir zum Denkmal des unbekannten Soldaten und erleben einen Wachwechsel der hier positionierten Soldaten. Schnell hat sich eine große Anzahl von Schaulustigen versammelt. Das Denkmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen unbekannten polnischen Soldaten ist ein Überrest des zerstörten Sächsischen Palais.
Um 1600 befand sich an der Stelle des Sächsischen Palais die von König Sigismund III. Wasa errichtete Stadtbefestigung von Warschau. Ein erstes Schloss wurde dort von Tobias Morsztyn im Stil des Frühbarocks errichtet. König August II. erwarb das Schloss im Jahre 1713 und ließ es im Zuge der Errichtung der Sächsischen Achse umgestalten.
Der Ausbau wurde von den sächsischen Architekten Carl Friedrich Pöppelmann und Joachim Daniel von Jauch bis 1724 vorgenommen. August II. ließ auch den Sächsischen Platz und den Sächsischen Garten, letzteren 1713 durch Johann Christoph von Naumann anlegen.
1748 wurden zwei neue Flügel des Schlosses errichtet. In dieser Zeit wurde auch das Brühlsche Palais nördlich des Sächsischen Gartens erbaut. Bis 1817 verblieb das Palais im Eigentum der Wettiner und beherbergte danach bis 1831 die Regierungsbehörden Kongresspolens. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Generalstab der polnischen Armee hier seinen Sitz und insbesondere das Biuro Szyfrów (BS) (deutsch: „Chiffrenbüro“), dem es bereits im Jahre 1932 gelang, den von der deutschen Reichswehr und später von der Wehrmacht mithilfe der Rotor-Schlüsselmaschine ENIGMA verschlüsselten Nachrichtenverkehr zu entziffern (siehe auch: Entzifferung der ENIGMA).
Nach dem Warschauer Aufstand 1944 wurde das Palais von der deutschen Wehrmacht planmäßig zerstört. Erhalten geblieben ist nur ein Fragment der Säulenfassade, in dem sich seit 1918 das Grabmal des unbekannten Soldaten befindet.
Der Wiederaufbau des Gebäudes sollte ursprünglich von 2007 bis 2009 erfolgen und etwa 75 Millionen Euro kosten. Die hitzige Debatte über die Nutzungsalternativen trug allerdings zur Verzögerung der Realisierung bei. Der geplante Einzug der Stadtverwaltung in die Räumlichkeiten des rekonstruierten Palais wurde von vielen als Ausschluss der Öffentlichkeit kritisiert, alternative Vorschläge umfassten ein Konferenzzentrum, museale Nutzungen sowie Luxuswohnungen und -restaurants. 2006 wurden archäologische Arbeiten in den freigelegten Kellern des Palastes durchgeführt. Dabei wurden etwa 19.000 historische Gegenstände gefunden, unter anderem Münzen und Porzellan. Die meisten Fundamente sollten abgebaut und durch neue ersetzt werden. In das Palais sollte letztlich doch die Stadtverwaltung Warschaus einziehen. 2009 gab der Warschauer Magistrat die Aufbaupläne vorläufig auf und verschob sie auf unbestimmte Zeit.
2018 kündigte die polnische Regierung an, das Sächsische Palais als zukünftigen Sitz des Senats wiederaufzubauen. 2021 wurde eine staatliche Gesellschaft gegründet, die das Projekt realisieren soll. Die Kosten wurden auf 2,4 Milliarden Zloty veranschlagt, zum damaligen Kurs rund 520 Millionen Euro. Kritiker sprachen indes von einer „Luxuslaune“ einer kleinen Gruppe und nannten das Projekt eine Fassade, die überdies dem Grab des unbekannten Soldaten seine herausgehobene Stellung im Stadtbild nehmen werde; denn es sei die letzte Ruine der Stadt, die von deren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg durch die deutschen Besatzer Zeugnis ablege.
Zum Königsweg und vorbei Präsidentenpalast
Wir setzten unseren Weg zum nur einen Straßenzug weiter gelegenen Königsweg fort. Der Königsweg oder Königstrakt, polnisch Trakt Królewski, beginnt eigentlich am Warschauer Königsschloss, führt in südlicher Richtung und ist eine der längsten Repräsentationsstraßen der Welt. Wir stießen vom Sächsischen Palais kommend, kurz vor dem Präsidentenpalast auf ihn. Ursprünglich wurde damit die etwa 4 Kilometer lange Strecke bis zum königlichen Łazienki-Park bezeichnet, später bis zum Belvedere-Palast.
Neuerdings wird auch die Weiterführung bis zum 10 Kilometer entfernt liegenden Wilanów-Palast von König Jan III. Sobieski eingeschlossen. Der historische Königstrakt setzt sich aus mehreren repräsentativen Straßenzügen zusammen, der Krakowskie Przedmieście, der Nowy Świat und den Aleje Ujazdowskie (von Norden nach Süden). Über die später trassierten Straßen Ulica Belwederska, Ulica Jana III Sobieskiego sowie Aleja Wilanowska ist er mit Wilanów verbunden.
Der Königsweg verläuft in einem Abstand von einigen Hundert Metern bis zu zwei Kilometern etwa parallel zur Weichsel und bildete zusammen mit der senkrecht zu ihm verlaufenden Sächsischen Achse sowie der Jerozolimskie-Allee die Hauptachse der urbanen Entwicklung Warschaus. Er wurde zu einem Teil bereits zu Beginn der Stadtgeschichte bebaut und verband die ehemalige Siedlung Jazdów mit der Altstadt.
Der Warschauer Präsidentenpalast wurde von 1643 bis 1645 für den Hetman Stanisław Koniecpolski errichtet. Nach dem Wiener Kongress wurde es Sitz des ersten russischen Statthalters von Kongresspolen, General Józef Zajączek. In der Zwischenkriegszeit war das Schloss Amtssitz des polnischen Ministerpräsidenten sowie der Regierung und in den Nebenflügeln war die Kanzlei des Ministerrates untergebracht.
Während des Zweiten Weltkriegs diente das Palais als „Deutsches Haus“, ein Zentrum für Deutsche in Warschau. Im Warschauer Aufstand wurde das Palais nur geringfügig beschädigt, so dass es von 1947 bis 1952 von Teodor Bursche, Antoni Jawornicki und Borys Zinserling wiederhergestellt und Sitz des Ministerrats wurde. Nach dem Krieg wurde das Denkmal von Józef Antoni Poniatowski des Bildhauers Bertel Thorvaldsen auf den Schlossplatz gestellt. 1955 wurde im Palais der Warschauer Pakt und 1970 der Warschauer Vertrag von Józef Cyrankiewicz und Willy Brandt unterzeichnet. Der Runde Tisch zwischen den Vertretern der kommunistischen Regierung und der oppositionellen Solidarność fand Anfang 1989 ebenfalls hier statt.
Seit 1995 ist das Schloss Sitz des polnischen Präsidenten. Bis jetzt haben Lech Wałęsa, Aleksander Kwaśniewski, Lech Kaczyński und Andrzej Duda hier residiert.
Wir folgen dem Königsweg weiter bis zur Altstadt, aber dazu später mehr.
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