Ein Wochenende unter den Pfadfindern in Oymapinar
- Geschrieben von Portal Editor
Ein interessantes Wochenende mit vielen neuen Kontakten und Ideen geht langsam zu Ende.
Wir waren am gestrigen Samstagvormittag an unseren vorgesehenen Wohnwagenstandort im Kletterpark in Oymapinar angekommen, hatten letzte Vorbereitungen zur ersten von zwei angekündigten Wanderungen getroffen sowie einige Infobroschüren zum Projekt platziert als auch schon die Pfadfindergruppe des Bahcesehir College aus Manavgat, wie verabredet, erschien. Ein Wochenende im Zelt auf der Iso-Matte zur Steigerung des Selbstbewusstseins sowie der Vertiefung der sozialen Kompetenzen innerhalb der Gruppe waren die Hauptgründe für dieses Wochenende der Pfadfinder, um daneben die wunderbare Natur im und am Kletterpark zu genießen. Aber dazu später mehr.
Erste Runde Klettern im Kletterwald des Adventure Park
Zunächst einmal hieß es Zelte aufbauen und Einrichten, dann versammeln zur ersten Runde Klettern im Kletterwald des Adventure Park. Natürlich waren alle Mitglieder der Gruppe des Pfadfindervereins aus Manavgat hoch motiviert dabei, war es doch die erste Freizeitfahrt für fast alle Teilnehmer in den sieben Monaten seit Gründung dieser Gruppe.
So ging es denn mit dem Aufbau der kleinen Zeltstadt unter ein wenig Hilfestellung für die zwischen 12 und 15 Jahre alten Jungen auch zügig voran und wenig später bereits versammelte sich die Gruppe für den ersten Exkurs auf den schwankenden Baumabschnitten, Hängebrücken und den Gleitbahnen hoch oben in den Bäumen. Aber zu Beginn stand das äußerst wichtige und mit aller Sorgfalt durchgeführte Briefing.
Jeder Teilnehmer erhielt seinen Klettergurt, der auf dem Boden vorbereitet ausgelegt war. Der Instruktor erklärte zunächst die Funktion um dann das Anlegen des Gurtsystems vorzuführen. Dann waren die Pfadfinder dran. Weitere Instruktoren standen bereit, um jedes einzelne Gurtsystem der Pfadfinder zu überprüfen und notfalls zu korrigieren.
Wie wichtig das Gurtsystem und die strikte Einhaltung der Sicherungsbestimmungen ist, sollte gleich darauf ein Teilnehmer an der Übungsstrecke zu Beginn des Parcours erfahren. Ein kleiner Schuppser seines Hintermanns lies ihn von der Übungs-Hängebrücke abrutschen und schon hing er, im wahrsten Sinne des Wortes, in den Seilen. Für beide ein äußerst lehrreicher Beginn, der besser auch in Worten nicht hätte erklärt werden können. So waren alle gewarnt und lauschten gespannt den weiteren Anweisungen.
Mit riesiger Begeisterung ging es dann in den Parcours hinein, immer begleitet von den Aufsichtspersonen. Und schon während der ersten Übungsteilstücke wurden auch die Beweggründe zur Durchführung dieses Wochenendcamps durch den Leiter der Pfadfinder, Serken Kaplan, recht deutlich: Groß waren die Unterschiede in der Vorgehensweise und im Verhalten der einzelnen Pfadfinder. Während einige Teilnehmer selbstbewusst in den Parcours hinein gingen und schnell die ersten Übungen hinter sich gebracht hatten, war bei anderen durchaus fehlendes Selbstbewusstsein und Unsicherheit zu verspüren.
Auch hier vor Ort wird deutlich, was die moderne Gesellschaft so sehr vernachlässigt: Partnerschaft in der Gruppe und Hilfsbereitschaft gegenüber denjenigen, die halt zurückhaltender sind. Nur etwa 50% der Teilnehmer dieser Gruppe ist regelmäßig im Freien aktiv, beschäftigt sich neben Fernsehen und Computer mit so banalen Dingen wie mit den eigenen Fingern einen Knoten zu lösen. Es war schon erstaunlich, mit welchen Problemen einzelne Teilnehmer zu kämpfen hatten. Die Probleme sind halt nicht anders gelagert als in anderen Kulturkreisen auch.
Der Gruppenleiter hatte schon im Vorfeld die Reihenfolge der Teilnehmer festgelegt, dabei die schnellsten nach vorn geschickt, um so den Druck von den langsameren Kletterern durch nachfolgende Teilnehmer zu vermindern. Schnell stellte sich heraus, das dies eine wirklich gute Maßnahme war. Da Serken Kaplan in erster Linie Lehrer am Bahcesehir College ist, sind ihm die teilnehmenden Pfadfinder in der Regel gut bekannt. Unverkennbar war allerdings bei allen der Spaß zu bemerken, im Freien aktiv zu sein. Auch die langsameren Teilnehmer hatten ihr Vergnügen, auch wenn Steigen auf dem schwankendem Untergrund recht anstrengend ist. Nach gut einer Stunde war der erste Durchgang absolviert und es ging zurück zur Terrasse des Kletterparks, wo schon ein zünftiges Hähnchengulasch auf die Gruppe wartete. Am kommenden Vormittag sollte ein weiterer Parcoursdurchlauf erfolgen.
Eine weitere Jugendgruppe aus Manissa war zwar bereits für den frühen Nachmittag angekündigt, hatte sich aber wesentlich verspätet, so das nur noch eine kurze Einführung in das Klettern stattfinden konnte. Zu schnell wird es im engen Tal und unter den Pinien zu dunkel, um gefahrlos den Parcours zu absolvieren. Natürlich waren die 28 Teilnehmer enttäuscht, aber die Sicherheit hat nun einmal Vorrang.
Zwischenzeitig hatte die Gruppe in ihrem Zeltlager ein zünftiges Lagerfeuer eingerichtet, um das man sich nun versammelte. In der zweiten Gruppe kamen ernsthafte Überlegungen auf, doch die Nacht vor Ort zu verbringen, um am frühen Morgen noch einmal den Parcours anzugehen. Ohne Schlafsack und ohne Zelt aber ohne Aussicht auf Erfolg.
Kurzinterview mit Sadi und Erinc und dem Hoca der Pfadfinder
Für den kommenden Vormittag hatten wir uns dann mit Sadi und Erinc, zwei Teilnehmer der Pfadfindergruppe für ein kurzes Gespräch verabredet, da wir gern aus ihrem Mund einige Antworten auf unsere Fragen erhalten wollten.
Hallo Sadi, hallo Erinc, ihr gehört zur Gruppe der Pfadfinder aus Manavgat, die für ein Wochenend-Camping im Adventure-Park gekommen sind. Wie gefällt es euch?
Sadi / Erinc: Wir haben beide schon einmal Camping Erfahrungen sammeln können, aber das war vor der Zeit der Pfadfinder in Manavgat. Hier sind wir erst seit 7 Monaten dabei und sind vom Zeltlager wirklich begeistert. Es ist eine tolle Umgebung und der Blick auf den Stausee ist echt Klasse.
Was gefällt euch besonders? Wie war die Nacht im Zelt auf der Iso-Matte?
Es ist halt etwas schwierig, sich an das kleine Zelt zu gewöhnen. Aber da es recht lustig war in der Nacht, haben wir nicht wirklich gut und lange geschlafen. Aber es gab eigentlich kein Problem damit. Die Iso-Matten sind natürlich auch nicht mit einer weichen Matratze zu Hause zu vergleichen.
Wer hatte die Idee zu diesem Wochenend-Ausflug?
Die Idee zum Zeltlager kam von unserem Lehrer und Ausbilder. Es war auch seine Idee hierher in den Kletterpark zu kommen, den wir trotz der Nähe zu unserem Zuhause noch gar nicht kannten.
Was sagen eure Eltern zu dem Camping-Wochenende? Hattet ihr selbst Angst ohne Eltern?
Für mich kein Problem, denn ich war schon einige Male ohne meine Eltern unterwegs, so sagt Sadi. Erinc hält sich deutlich zurück. Er hätte kaum schlafen können. Ob er selbst nun Angst in der Dunkelheit hatte oder ob es mehr die Unruhe der anderen war, konnte er aber auch nicht sagen. (In der Nacht ist noch ein Zelt abgebaut und nahe an das Nachbarzelt verrückt worden, was wohl Aussage genug ist. Nur zu verständlich!)
Unsere Väter fanden die Idee des Camping sehr gut, nur unsere Mütter machten sich große Sorgen. Sie wollten uns nicht allein losfahren lassen.
(So waren denn während des Lagerfeuers etliche Anrufe besorgter Mütter erfolgt, die nachfragten, ob denn alles gut sei. Es ist halt wie überall auf der Welt, gleichgültig welche Anschauung oder Glaubensausrichtung, die Mütter sorgen sich! So erklärte uns Serken Kaplan später)
Würdet ihr gern weitere solcher Ausflüge machen?
Liebend gern. Wir haben einander viel besser kennen gelernt und hatten viel Spaß mit den anderen aus der Gruppe, die nicht zu unserer Klasse gehören. Es war einfach toll, endlich einmal aus der Stadt heraus zu kommen. Ob nun mit dieser Gruppe oder einer anderen ist dabei nicht so wichtig. Hier war es allerdings auch etwas ganz besonderes, denn das Klettern haben wir vorher nicht gekannt. Und das war ein tolles Erlebnis.
(Erst später erfahren wir, das der Gruppenleiter einen kleinen Wettkampf hat ausführen lassen und unsere beiden Gesprächspartner die Sieger im zweiten Parcours-Durchgang waren)
Unsere letzte Frage betrifft denn auch den Unterricht. Müsst ihr den Ausflug auch schriftlich begleiten?
(Die Begeisterung lässt merklich nach) Ja, wir werden nach der Rückkehr in die Schule wie ein Tagebuch die Ereignisse beschreiben müssen. Jeder einzelne soll so aus seiner Sicht das Wochenende erläutern.
Mittlerweile hatte sich auch der Hoca, sprich Lehrer und Ausbilder, in die Gesprächsrunde mit eingebunden, so das wir auch einige weitere Fragen an ihn richten konnten.
Hoca, was waren aus Ihrer Sicht die Beweggründe für das Zeltlager?
Ich habe bei einigen Schülern mangelndes Selbstbewusstsein und Unsicherheit erkannt und wollte im Rahmen dieses Camps versuchen, hier etwas zu verbessern. Aber auch das auf sich selbst gestellt sein und raus aus der Stadt waren für mich ganz gewichtige Gründe. Man erkennt die Gefühle einzelner Teilnehmer und auch die Motivationen hier außerhalb der Schule wesentlich besser. So war ich auch überrascht, als Mitten in der Nacht bei der Dunkelheit zwei Zelte eng nebeneinander versetzt wurden.
Als Gruppenleiter der Pfadfinder und Lehrer im Hauptberuf, was sagt die Familie zum Camp Wochenende?
Das Lächeln, das über das Gesicht Serken Kaplans huscht, ist unverkennbar: Meine ganze Familie ist bei den Pfadfindern, meine Frau ebenso wie meine Kinder. Also herrscht volles Verständnis für diese Aktivitäten.
(Auch das wie überall in der Welt! Einige engagieren sich, während andere lieber eine ruhige Kugel schieben).
Wir erfahren noch weitere Details zu den Pfadfindern in Manavgat, die, nimmt man alle Gruppen zusammen, immerhin 1.000 Personen zählen. Auch das er als Lehrer in seiner Tätigkeit als Gruppenleiter der Pfadfinder am Wochenende versichert ist, solange er sich in seinem Dienstkreis Manavgat aufhält, erfahren wir als interessante Gegebenheit wenig später. Wir bedanken uns für die Informationen und wünschten den Dreien weiterhin viel Spaß in ihrer Gruppe.
Als dann am Nachmittag die Zelte abgebrochen sind, versammelt sich die Gruppe am Wohnwagen, um sich nach der Ehrung der Besten dieses Campwochenendes auch von uns zu verabschieden. Als besondere Auszeichnung und Ehre dürfen wir die Urkunden überreichen. Natürlich mit dem zünftigen, internationalem Pfadfindergruß.
Wenig später erscheint dann auch noch unser Kamerateam von ATV Europe, mit denen wir während des Internationalen Musikfestivals in Antalya verabredet gewesen waren, um auch hier einige Sequenzen zu drehen. Der Kletterpark rückte dabei schnell in den Mittelpunkt des Interesses, so das Ömer Arslan als Leiter der Anlage zwei seiner Mitarbeiter zwecks Schauvorführungen zu den Filmaufnahmen zur Verfügung stellt. Als wir dann später bei einem Tee zum Gespräch zusammen saßen, kam auch der Gedanke auf, ein Angebot wie das an die Pfadfinder doch auch an Gruppen aus Europa zu richten. Warum nicht die wunderschöne Umgebung mit den antiken Orten auch für Wanderungen im Rahmen eines Zeltlagers für Pfadfinder oder andere Gruppen aus Schulen oder Vereinen anzubieten. Schnell waren erste Ideen gesammelt, die wir gern dieser Stelle erwähnen möchten:
7 Tage Freizeitcamp in Oymapinar zwischen September und November oder Februar und Juni im Zeltlager mit abwechslungsreicher Outdoorbetätigung:
Wandern entlang der seldschukischen Karawanenwege (4- 6 Stunden)
Mountainbiking um den Oymapinar-Staudamm (4 Stunden)
Klettern im Hochseilpark Adventure Park (2 Stunden, mehrfach möglich für Wettkämpfe)
Wandern zur verlorenen antiken Stadt (4 - 6 Stunden)
Kanufahren auf dem Stausee Oymapinar (4 Stunden, Wettkämpfe)
daneben
Baden, Relaxen, sich Ausstauschen und vieles mehr!
Für das Begleitpersonal steht auch eine feudale Unterkunft zur Verfügung, so gewünscht!
Sollte ein solches Programm für Ihre Gruppe von Interesse sein, bitte melden Sie sich unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Gern leiten wir alle Anfragen weiter.
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https://www.alaturka.info/de/projekt-roemer-strassen/2433-ein-wochenende-unter-den-pfadfindern-in-oymapinar#sigProId9bbcd2fbff