Projekt: Verbandseinladung der Töpfer nach Menemen
- Geschrieben von Portal Editor
Als ein Ergebnis der Veröffentlichungen im Rahmen unseres Tourkalenders Projekt römische Straßen hatten wir vom Verband der Töpfer eine Einladung nach Menemen erhalten, einem uns namentlich wohl bekannten Städtchen an der Strecke zwischen Izmir und Canakkale.
Vielmehr wussten wir allerdings bislang über diesen Ort und seine Bedeutung und Historie eigentlich nicht, außer das Menemen auch die Bezeichnung für ein durchaus als landestypisch zu bezeichnendes, leckeres Frühstücksgericht mit Ei aus der Pfanne ist.
Am Samstagmittag verließen wir unseren Campingstandort in Güzelbahce und fuhren die etwa 40 Kilometer bis Menemen auf der 6-spurigen Autobahn, vorbei an dem Stadtmoloch Izmir, dann entlang der Feuchtgebiete von Sasalı, die unter den Vogelkundlern so bekannt sind.
Wenig später erreichten wir Menemen, wo uns der Präsident der hiesigen Töpfereivereinigung, Herr Ertan Saruhan, bereits an einer der riesigen Töpfereiwerkstätten erwartete.
Es war eine herzliche Begrüßung, die sich im Laufe des Nachmittags kontinuierlich vertiefte nachdem ein erster Rundgang durch den riesigen Betrieb stattgefunden und auch die ersten beiden Töpfereimeister ihre Kunst vorgeführt hatten.
Man sprach ein Gewirr aus Türkisch, Englisch und Deutsch, zumal einer der beiden Töpfereimeister jahrelang in Dortmund gelebt hatte. So ging es denn thematisch auch nicht allein um das Töpfereihandwerk, über das wir allerdings noch eine Menge an Details lernen sollten.
Zunächst einmal bewunderten wir die handwerkliche Geschicklichkeit der beiden Meister, die schnell und gekonnt aus dem natürlichem Erdmaterial Ton und Lehm zunächst ein Blumentopf, dann eine antik aussehende Amphora sowie eine langhalsige Blumenvase zauberten.
Schnell waren Verzierungen und Muster designed, waren Griffe an der Amphora angebracht.
Die Verarbeitung von Ton und Lehm sowie das sich daran anschließende Brennen des so genannten Irdenguts sind wahrscheinlich die ersten Handwerkskünste, die mit der Entstehung der menschlichen Kultur in engem Zusammenhang stehen.
Sowohl das Handwerk als auch die Kunst der Töpferei, als älteste Methode zur Herstellung von Gefäßen, Gegenständen plastischer Formgebung eines natürlichen Materials überhaupt, behielt über Jahrhunderte ihre Bedeutung.
Allerdings verstehen sich die künstlerisch arbeitenden Meister heute eher als Keramiker.
Die ersten Keramikfiguren sind über 24.000 Jahre alt, sie stammen aus dem Jungpaläolithikum und sind in ihrer Entstehung häufig eher mit Zufallsprodukten zu bezeichnen, die am Lagerfeuer auf Lehm- oder Tonboden kreiert worden waren.
Die ältesten bekannten Keramikgefäße stammen aus der Höhle Xianrendong in der Volksrepublik China; sie entstanden ungefähr 20.000 bis 19.000 vor Christus. Der älteste Nachweis für eine spezielle Nutzung von Keramikgefäßen wurde in die beginnende Jōmon-Zeit in Japan datiert, und zwar anhand von Gefäßen, die 15.000 bis 11.800 Jahre vor Christus entstanden und zum Kochen von Meerestieren verwendet wurden.
Seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. wurde in Vorderasien die langsam drehende Töpferscheibe verwendet. Zur gleichen Zeit kam auch die Buntkeramik auf und erreichte in den folgenden Jahrtausenden in Mesopotamien, Iran, Kleinasien und Griechenland ihre Blütezeit. Durch die Erfindung der schnell drehenden Töpferscheibe um 4000 v. Chr. begann die Produktion von Massenware. Glasierte Keramik ist seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus Mesopotamien und Ägypten bekannt.
Töpfereihandwerk galt im Mittelalter als unehrlicher Beruf
Im Mittelalter gehörte die Töpferei zu den „unehrlichen“ Berufen. Unehrliche Berufe trugen den Makel der gesellschaftlichen Verachtung. „Beruf“ ist dabei in einem allgemeinen Sinn als „Erwerbsweise“, nicht als geregelter Ausbildungsberuf zu verstehen. „Unehrlich“ bedeutete, anders als heute, nicht „betrügerisch“, sondern „ehrlos“, „unehrenwert“, ohne ständisches Ansehen. Die Vorstellungen darüber, was Ehrlosigkeit ausmachte, welche Tätigkeiten zu den unehrlichen zu rechnen seien, waren nach Raum und Zeit unterschiedlich, so dass es einen allgemeingültigen Katalog der unehrlichen Erwerbsweisen nicht geben kann.
Heute hat sich die moderne Töpferei mit hochwertigen Keramikarbeiten auch in der angewandten Kunst einen Namen gemacht. Nicht nur Gebrauchskeramik, auch Keramikskulpturen, Reliefs und Keramikschmuck werden in den unterschiedlichen Techniken wie Majolika, Fein-Steinzeug, Raku-Keramik und Rauchbrandkeramik angeboten.
Formgebungstechniken in der Töpferei
Unsere beiden Meister hatten uns mit den erstellten Töpfereiwaren auf der Drehscheibe ja schon überzeugt, als sie beim Formen auf der Töpferscheibe den in schnelle Drehung versetzten Tonklumpen mit den Händen oder mit Schablonen zu einem rotationssymmetrischen Gefäß auszogen.
Am kommenden Tag durften wir dann auch bei einem Töpferkurs dabei sein, den die Meister für interessierte Kinder ins Leben gerufen hatten. Und im Rahmen dieses Kurses, der zukünftig auch Schulen und Kindergärten angeboten werden soll, erlernten die Kinder auch die Grundfertigkeiten des Handwerks. Sie begannen mit der Formung von Tonfladen, die dann aufeinander gelegt und verschmiert wurden, im Fachjargon mit Aufbautechnik beschrieben. Bei der Wulsttechnik werden dünne Stränge von Ton gerollt und ringförmig oder in Spiralen übereinander geschichtet, dann verschmiert und geglättet. Zu gut sind diese ersten Arbeiten noch in Erinnerung, denn bei uns in der Schule gab es Werkunterricht, der fast obligatorisch mit Tonarbeiten verknüpft war. Unterricht dieser Art ist in der Türkei eher noch selten, deshalb sind die Aktivitäten der Töpfereivereinigung um so höher einzuschätzen.
Nach der Formgebung werden die an der Luft vor getrockneten Werkstücke gebrannt und dadurch zusätzlich gehärtet. Dazu sind Temperaturen von 450 °C bis über 1280 °C erforderlich. Bei Temperaturen unterhalb von 1000 °C bleibt die Töpferware wasserdurchlässig, weshalb sie mit Terrakotta bezeichnet wird und häufig in der Wegbefestigung im Garten oder auf Terrassen zum Einsatz kommt. Erst beim Brennen mit höheren Temperaturen beginnt das Material zu verglasen. Nur bestimmte Tone können so hoch gebrannt werden, dass sie verglasen; dies sind besonders Klinkerton, Steinzeugton und als spezielles Produkt Porzellan (Kaolin). Um auch poröse Tongefäße wasserundurchlässig zu gestalten und auch aus ästhetischen Gründen, werden niedrig gebrannte Tongefäße häufig mit einer Glasur überzogen.
Nach und nach vertieften sich unsere Erkenntnisse, die, so zumindest die Meister vor Ort, wohl auch zu weit aus bekannteren und bahn brechenden Entdeckungen geführt haben sollen:
Die Erfindung der Töpferdrehscheibe führte vor etwa 6.000 Jahren vermutlich zur Erfindung des Rades.
Mittlerweile war der Nachmittag weit voran geschritten und wir verspürten Hunger und Durst, obwohl es in der Werkstatt schon den ein oder anderen Çay gegeben hat. So führte uns dann der Präsident der hiesigen Töpfereivereinigung, Herr Ertan Saruhan, auch zum Essen in ein Restaurant an der Strecke nach Canakkale, nachdem wir uns auf dem Weg dorthin noch ein riesiges Verkaufslager der Töpfereivereinigung angesehen hatten.
Nach so vielen neuen Erkenntnissen folgte dann beim Essen auch die Beschreibung und Erklärung unserer Aktivitäten sowie auch der Aktivitäten des Töpfereiverbandes. Großes Interesse bestand an einem Töpfereifestival, was im Verlauf dieses Jahres vorbereitet und geplant werden könnte um es dann 2015 umzusetzen. Auch wurde großes Interesse am Aufbau eines Schüleraustauschkonzepts sowie an einer Städtepartnerschaft deutlich. Wir berichteten vom geplanten Begegnungs- und Kulturfestival in Regensburg im Oktober des Jahres und von den Möglichkeiten eines ersten Besuchs einer kleinen Delegation von Interessierten aus Menemen aus diesem Anlass.
Es war schon dunkel, als wir das wirklich mit Interesse geführte Gespräch auf den kommenden Tag zur Fortsetzung verschoben, denn unser "Herbergsvater" erwartete uns bereits in seinem Gartenareal, auf dem wir unseren Wohnwagen für die beiden kommenden Tage einrichten sollten.
Und wie könnte es anders sein, auch diese wirklich gastfreundliche Familie gehörte zum Verband des Töpfereihandwerks, die sich aber eher künstlerisch betätigte, wie wir am folgenden Tag erfahren konnten. Jetzt ging es zunächst ins Gelände der Oliven- und Obstplantage, wo fast ganz hinten im Garten eine Wendemöglichkeit bestand, die groß genug für Zugfahrzeug und Wohnwagen war, denn ein Rückwärtseinparken war aufgrund der Dunkelheit und der Enge des Tores nicht mehr machbar.
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