Der Offenburger Meilenstein aus der Römerzeit
- Geschrieben von Portal Editor
Wie schon im Artikel „Römische Meilensteine, auch Miliarium genannt“ beschrieben, verzeichneten säulenförmige Meilensteine an den römischen Straßen die Distanzen zum nächstgelegenen Hauptort.
Als Längenmaß diente in den gallischen und in den germanischen Provinzen sowohl die römische Meile (in der Umrechnung etwa 1,48 Kilometer) als auch die einheimische Leuge (in der Umrechnung etwa 2,2 Kilometer). Die Meilen- bzw. Leugensteine waren außerdem Medien oder „Litfasssäulen“ für staatspolitische Propaganda und Loyalitätsbekundungen. Fast immer enthielten die Meilensteine nicht nur die Entfernungsangaben, sondern in ihrer Inschrift auch den Verweis auf den Kaiser als den obersten Bauherrn und Auftraggeber des Straßenbaus. Andererseits waren die Meilensteine von der bauausführenden Instanz, einer Gemeinde oder der Stadt, oft als Ehrung für den Regenten formuliert. Daher sind oftmals auch dessen kaiserliche Titulatur bzw. Ämter, Eigen-, Ehren- und Siegesnamen vollständig verzeichnet.
Offenburger Meilenstein – erste Nennung Straßburg
Der Offenburger Meilenstein stellt die älteste datierbare Quelle für den römischen Namen Straßburgs dar. Er stand ursprünglich an der so genannten Kinzigtalstraße, die von Argentorate (heute Straßburg) an die obere Donau führte. Mit dem Bau hatte Kaiser Vespasian seinen Sondergesandten und Oberkommandierenden des rechtsrheinischen Heeres Gnaeus Pinarius Cornelius Clemens beauftragt. Dessen Name erscheint in der fragmentierten Inschrift im Anschluss an die des Regenten sowie seiner beiden Söhne, der Prinzen und späteren Kaiser Titus und Domitian.
Kinzigtalstraße verkürzt den Limes
Durch den Bau der Kinzigtalstraße verkürzte sich die Verbindung zwischen Rhein und Donau um 160 Kilometer. So konnte einst die Kommunikation und die Verschiebung von Truppen zwischen den dortigen römischen Gebieten erheblich erleichtert werden. Der Meilenstein gilt als wichtiges und frühes Zeugnis für die militärische, administrative und infrastrukturelle Erschließung Obergermaniens.
Parallele Strukturen auch in vielen anderen Ländern
Vergleichbare Verwendungen der Meilensteine gab es auch in vielen anderen Ländern entlang des römischen Straßensystems, so auch in der Türkei. Sehr umfänglich konnten wir den so genannten Stadiasmus Patarensis bewundern, der nach den Ausgrabungen bzw. Freilegungen als Mauerbestandteil wieder zusammengesetzt wurde und nicht nur die Entfernungsangaben zum nächsten Ort Preis gab sondern auch auf bislang überhaupt unbekannte Städte aufmerksam machen konnte. Hier können wir uns nur bei Prof. Dr. (em.) Sencer Şahin bedanken, der sehr umfänglich und frei uns Einblicke gewährt hatte.
Es bleibt spannend!
Bitte lesen Sie auch:
Das Walmendinger Horn - Wandertour und Alpenblumen
Venedig - Tidenhub sorgt für Flut am Markusplatz