Belgrad - Die strategische Bedeutung der Festung
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren mächtig beeindruckt von der Größe der Festungsanlagen, die aus der Ferne vom gegenüber liegendem Ufer der Save aus betrachtet zunächst eher unscheinbar erschien.
Erst mit dem Rundgang und durch den Überblick von oben wird die Bedeutung und auch die Mächtigkeit richtig klar, so sollte der Besucher auch genügend Zeit für einen ausgiebigen Rundgang mit bringen. Erstaunt waren wir über eine Gruppe türkischer Baufachleute, die an den osmanischen Überbleibseln innerhalb der Mauern arbeiteten.
Die Festung von Belgrad und damit die Stadt Belgrad besitzen seit je eine besondere strategische Position auf der Balkanhalbinsel, insbesondere durch die Lagen zwischen Donau und Save. An der Grenze der Pannonischen Tiefebene und der südosteuropäischen Gebirgshalbinsel gelegen, steht die Festung an der Kreuzung der wichtigsten Straßenverbindungen, die seit der Antike die Stadt einst mit Konstantinopel sowie Thessaloniki verband. Die Via Militaris von Budapest kommend der Donau folgend sowie deren historisch nachfolgenden Straßen verliefen durch Belgrad.
Diese strategische Lage führte unter anderem dazu, dass drei Kreuzzüge (1096, 1147 und 1189) durch Belgrad führten und die Stadt ständigen Eroberungen in ihrer wechselvollen Geschichte ausgesetzt war.
Legio IV. Flavia Felix im Jahr 86 nach Singidunum verlegt
Aufgrund der günstigen strategischen Lage wurde die Bergkuppe schon im 3. Jahrhundert v. Chr. von keltischen oder thrako-keltischen Stämmen, den Skordiskern, befestigt. Die Römer, die die Stadt im 1. Jahrhundert v. Chr. eroberten, übernahmen nicht nur die Siedlung als Singidunum, was wahrscheinlich runde Festung oder runde Stadt in der Keltischen Sprache bedeutet, sondern auch den Namen selbst. Im Jahr 86 n. Chr. wurde die Legio IV. Flavia Felix nach Singidunum verlegt. Nach der Zerstörung dieses Militärlagers durch die Goten und Hunnen geriet die Siedlung an das Byzantinische Reich, das mit der von Justinian I. betriebenen Restauratio imperii den Donaulimes absicherte. Die Stadt Singidunum wurde dabei in Form eines wesentlich verkleinerten, aber mit starken Mauern befestigten byzantinischen Kastrons innerhalb des aufgegebenen Legions-Standlagers (Castra) erneuert.
Während der Landnahme der Slawen auf dem Balkan um 625 musste das Kastron dann aufgegeben werden. Nach einer folgenden wechselvollen Geschichte vom 9. bis 12. Jahrhundert wurde das Kastell durch den byzantinischen Kaiser Manuel I. um 1153 erneuert. Manuel kontrollierte die Arbeiten an der Festung mehrmals persönlich. In dieser Zeit kam die Bezeichnung Griechisch Weißenburg wegen des eingesetzten weißen Baumaterials für das heutige Belgrad in Westeuropa auf.
Eroberung unter Führung von Süleyman I am 28. August 1521
Stefan Lazarević (ca. 1377–1427), der serbische Despot ließ Belgrad als neuen Mittelpunkt seines Reichs durch gewaltige Bauwerke in der Oberen und Unteren Stadt weiter verstärken. Innerhalb des alten Kastells entstand das Schloss des Despoten und am Ufer der Save wurde der Kriegshafen erweitert. Später erhielt das ungarische Reich Belgrad zurück. Die Ungarn unter Königs Sigismund konnten die Festung gegen die Osmanen halten, die bis Anfang der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts den größten Teil Serbiens erobert hatten. Für die Osmanen stellte Belgrad ein großes Hindernis auf dem Weg nach Mitteleuropa dar, das sie deshalb zu erobern trachteten. Sie griffen die Stadt am 4. Juli 1456 an und belagerten sie (Belagerung von Belgrad (1456)), konnten sie jedoch nicht einnehmen. Nach weiteren 65 Jahren gelang die Eroberung unter Führung von Süleyman I. am 28. August 1521 dann jedoch. So wurde Belgrad im 16. Jahrhundert ein wichtiger Stützpunkt der Osmanen für ihre Feldzüge gegen den Westen und blühte als Handelsort auf. Die Festung ließen die Herrscher unangetastet, erst unter der österreichischen Besatzung 1717–1739 wurde sie zu einer der stärksten militärischen Befestigungen in Europa ausgebaut.
Das lokale Relief begünstigte zusätzlich die Anlage der Festung auf einem breiten Plateau auf dem Kamm der Šumadija, der nur über einen Steilhang mit den Flurniederungen verbunden ist.
Kalemegdan (deutsch: Burgplatz) ist eine Parkanlage auf dem ehemaligen Glacis der Festung von Belgrad. Der Kalemegdan teilt sich in die Anlagen des großen und kleinen Kalemegdans.
Der Kalemegdan befindet sich nordwestlich des heutigen Stadtzentrums von Belgrad oberhalb der Mündung der Save in die Donau. Von hier aus bietet sich ein weiter Blick auf den Mündungsbereich mit der Großen Kriegsinsel (heute Naturschutzgebiet) sowie auf die Belgrader Stadtteile Zemun und Novi Beograd, darüber hinaus Richtung Norden auf die große bewaldete und von Kanälen durchzogene Fläche der Pannonischen Tiefebene.
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