Nepomuk – nicht nur ein bekannter Drache, den keiner will
- Geschrieben von Portal Editor
Wer kennt sie nicht, die tragisch-lustige Geschichte von Michael Ende um den kleinen, grünen Drachen Nepomuk, der doch eigentlich alles hat, was ein Drache zum Glück braucht: scharfe Zähne, schillernde Schuppen und einen eigenen feuerspeienden Vulkan.
Weil aber seine Mutter ein Nilpferd war, schließen die reinrassigen Drachen ihn aus und niemand fürchtet sich vor ihm. Ob Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, ihm da behilflich sein können?
Auf jeden Fall war die Geschichte um Nepomuk sofort in Erinnerung und damit im Kopf als wir auf dem Weg zur Südböhmischen Aleš-Galerie auf die Kleinstadt Nepomuk stießen. Wie so oft war auch sofort unser Erkundungsinteresse geweckt, denn wie kommt man auf diesen Namen, der unserer bisherigen Auffassung nach doch eher ein Vorname ist. Schnell sollte uns klarwerden, dass dieser uns bekannte männliche Vorname tatsächlich auf Johannes von Nepomuk aus Nepomuk, dieser Stadt in Böhmen, zurückgeht.
Kloster Ebrach gründet Zisterzienserkloster Nepomuk
Um das 1144 vom Kloster Ebrach aus gegründete Zisterzienserkloster Nepomuk in Klášter entstanden in Kürze mehrere Dörfer, so auch Pomuk.
Das heutige Nepomuk besaß in der Folge schon seit 1250 Rechtsässigkeit und ab 1254 das Marktrecht, der Ort gelangte ebenso wie das angrenzende Dorf Přesanice im 13. und 14. Jahrhundert durch Goldseifen und Silberbergbau zu Reichtum. 1384 vereinigten sich Přesanice und Nepomuk.
1413 erhielt der Ort durch Wenzel den Faulen die Stadtrechte verliehen. Im April 1420 wurden Stadt und Kloster von den Truppen Jan Žižkas niedergebrannt. Während das Kloster verwüstet blieb, erfolgte der Wiederaufbau der Stadt durch deutsche Kolonisten.
Der heilige Nepomuk – besser Johannes von Nepomuk
Johannes Nepomuk wurde als Johannes Welflin im westböhmischen Pomuk (das heutige Nepomuk) geboren und entstammte vermutlich einer deutsch-böhmischen Familie. Pomuk gehörte zur Grundherrschaft des gleichnamigen Stifts der Zisterzienser aus Ebrach, auf die die Gründung des Klosters im Missionsgebiet Böhmen zurück geht. 1370 wird er erstmals als Kleriker genannt. Mit seiner Priesterweihe im Jahre 1380 übernahm er den Titel eines Altarpriesters bei den Heiligen Erhard und Ottilie in der Veitskirche und erhielt die gut dotierte Pfarrstelle an der Galluskirche.
In der Zeit des Großen Abendländischen Schismas kam es zu machtpolitischen Auseinandersetzungen zwischen König Wenzel IV. und seinem früheren Kanzler, dem Erzbischof Johannes Jenstein von Prag. Dabei ging es um die Abgrenzung der weltlichen und kirchlichen Machtbereiche in dem früheren Missionsgebiet Böhmen, besonders die Übertragung hoher kirchlicher Ämter und Privilegien und die Ernennung von Bischöfen. In dem jahrelangen Zwist wurde 1392 ein Günstling König Wenzels in einem Verfahren exkommuniziert, dem Johannes von Nepomuk als Vertreter des Erzbischofs vorsaß.
Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzung wurde Johannes von Pomuk zusammen mit anderen erzbischöflichen Beamten verhaftet und gefoltert, während dem Erzbischof selbst die Flucht gelang. Als ranghöchster, seiner Herkunft nach aber unbedeutendster Bischofsvertreter wurde Johannes von Nepomuk schließlich von der Karlsbrücke in die Moldau gestürzt und ertränkt. Ertränken war im Mittelalter für Geistliche die übliche Todesstrafe.
Die Leiche des im Wasser Treibenden soll der Legende nach von fünf Flammen bzw. „hell glänzenden Wunderzeichen“ umsäumt gewesen sein, weswegen Johannes Nepomuk oft mit fünf Sternen um sein Haupt abgebildet wird. Nach einer anderen Legende trocknete die Moldau aus, und der Leib des Toten konnte auf diese Weise aufgefunden werden. Tatsächlich wurde der ans Ufer gespülte Leichnam zuerst in der Heilig-Kreuz-Kirche bestattet. 1396 ließ ihn der Nachfolger des Erzbischofs, dessen Neffe Olbram von Škvorec, in den Prager Veitsdom überführen.
Legenden und Mythen führen zur Heiligsprechung
Nach der Legende, die zur späteren Heiligsprechung des Johannes Nepomuk führte, entsprang sein Streit mit dem König nicht dem kirchenpolitischen Konflikt, sondern seiner Weigerung, das Beichtgeheimnis zu brechen. Demnach habe der Priester dem König nicht preisgeben wollen, was dessen von Wenzel der Untreue verdächtigte Frau ihm anvertraut hatte. Deshalb habe Wenzel ihn foltern und anschließend von der Prager Karlsbrücke ins Wasser stürzen lassen. Erstmals ist diese Version der Martyriumsgeschichte in dem um 1450 entstandenen Liber Augustalis („Kaiserchronik“) des Wiener Chronisten Thomas Ebendorfer belegt, der ihre Verbreitung für das Jahr 1433 attestiert.
Die Verehrung Jan Nepomuks in Böhmen nahm im 16. Jahrhundert zu, erreichte ihre Blüte allerdings erst mit den Rekatholisierungsbemühungen des 17. Jahrhunderts. Sie wurde dabei auch als Gegenkult inszeniert, um die Verehrung des tschechischen Reformators Jan Hus zu verdrängen, der ebenfalls in Prag und beinahe zeitgleich mit Nepomuk als Priester und Theologe gewirkt hatte und tatsächlich Beichtiger der Königin Sophie von Böhmen gewesen war, der zweiten Ehefrau König Wenzel IV.
Kurzer Rundgang durch die Stadt Nepomuk
Wir parkten unser Fahrzeug am Pschesanitzer Platz und machten uns auf den Rundgang durch den Ort, stießen zunächst auf die gotische St. Jakobuskirche, die zwischen 1290 und 1295 erbaut wurde.
Die dreischiffige Hallenkirche misst in ihrem Innern 16 mal 18 m. In der Kirche befindet sich die Familiengruft der Grafen von Sternberg.
Das Presbyterium der Kirche wurde mit rotem Marmor ausgestaltet. 1780 wurde anstelle des baufälligen Glockenturmes auf der Sakristei ein barocker Kirchturm angebaut.
Das neben der Kirche gelegene Erzdechanat wurde 1678 anstelle eines hölzernen Vorgängerbaus errichtet.
1748 wurde es nach Plänen von Kilian Ignaz Dientzenhofer errichtet und erhielt nach einem Umbau in den Jahren 1939 bis 1945 sein heutiges Aussehen.
Die Kirche des Hl. Johannes von Nepomuk steht an der Stelle eines zwischen 1643 und 1660 errichteten Vorgängerbaus.
Das ursprünglich Johannes dem Täufer geweihte Gotteshaus wurde 1729 anlässlich der Heiligsprechung dem neuen Namenspatron geweiht und 1734 abgetragen.
Unter der Leitung von Kilian Ignaz Dientzenhofer entstand ab 1736 die heutige barocke Kirche.
Das zwischen 1360 und 1370 erbaute Haus „Zur Böhmischen Linde“ am Pschesanitzer Platz diente später als Rat- und Gasthaus, was auch wir auf der Terrasse bei einem kleinen Imbiss zu schätzen wussten: Apfelstrudel mit Biereis und Sahne. Sehr zu empfehlen.
Übrigens und auch für die Wanderer bzw. die Pilger: Der Ort Nepomuk liegt am Jakobsweg nach Santiago de Compostella.
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