Hluboká nad Vltavou – ein Prunkschloss mit Parkanlage
- Geschrieben von Portal Editor
Nach unserer kurzen Stippvisite durch die Stadt lockte uns dann doch die Frauenburg (Hluboká nad Vltavou) so sehr, so sehr, dass wir uns an den Aufstieg machten. Direkt von der Ortsmitte oder auch vom Hotel Podhrad aus für ein Waldweg zur Burg, der allerdings auf dem zweiten Teilstück recht holprig, da sehr steinig, ist.
Hier sei in jedem Fall festes Schuhwerk empfohlen (es geht auch mit dem Auto hinaus, allerdings steht nur begrenzter Parkraum zur Verfügung). Nach etwa 3 Kilometern hatten wir dann Hluboká nad Vltavou erreicht und …… waren mächtig beeindruckt. Zwar keine antike Burganlage, eher ein recht feudales Schloss mit riesiger Parkanlage, einfach fantastisch (für alle, die Schlösser mögen).
Frühgeschichte der Schlossanlage Hluboká nad Vltavou
Wie bereits erwähnt, war eine erste Burg / Behausung auf dem Frauenberg für Wachposten gebaut worden, die hier zum Schutz des Warentransports auf der Moldau stationiert waren. Ausbau auf Ausbau folgten., wodurch es sich zur Burg und damit zum Königssitz Froburg entwickelte. Der im 13. Jahrhundert erbaute Wohnsitz im Untergebäude der Königsburg Froburg (ursprünglich Wroburch) wird erstmals 1378 im Zusammenhang mit Markt Podhrad erwähnt. Von Anfang an wurde die Burg auf Tschechisch auch Hluboká genannt, vielleicht wegen der ehemaligen tiefen Waldlage oder erhöhten Lage.
Am 16. November 1351 kam es hier (am rechten Moldauufer) zu einem Zusammenstoß der Streitkräfte Heinrichs II. aus Hradec und Peter aus Sternberg mit den Einheiten Wilhelms von Landstein und des österreichischen Adligen Eberhard VIII. von Valsa (von Wallsee), die mit der Niederlage von Jindřich von Hradec endete. Diese militärische Begegnung ist als Schlacht von Zámostí bekannt.
Immer wieder neue Eigentümer im Laufe der Jahrhunderte
König Vladislav Jagiello verpfändete die Herrschaft 1490 zusammen mit dem Gut Kamýk an Wilhelm von Pernstein. Dieser ließ Ende des 15. Jahrhunderts die Burg erweitern und überließ sie 1514 seinem jüngsten Sohn Vojtěch. Nach dessen Tode erbte 1534 sein Bruder Johann den Besitz, er überließ ihn seinem Cousin Andreas Ungnad von Sonegg. Die Ungnad von Sonegg wirtschafteten die Herrschaft in den Ruin. König Ferdinand I. erwarb die überschuldete Herrschaft 1561 zurück und verkaufte sie im Jahr darauf an erblich an Joachim von Neuhaus. Sein Sohn Adam verkaufte das Gut Kamýk 1562 an Jan Vojkovský von Milhostice und ließ die Burg Hluboká in den 1580er Jahren durch den Architekten Baldassare Maggi zu einem Renaissanceschloss umbauen. Joachim Ulrich von Neuhaus verkaufte 1598 Schloss und Herrschaft Hluboká wegen Überschuldung an seinen Gläubiger Bohuslav Malovec von Malovice.
Nach finanziellen Spekulationen und der Beteiligung am Ständeaufstand wurden die Güter der Malovec von Malovice konfisziert und die Herrschaft 1623 an Baltasar von Marradas übereignet, der sie rekatholisieren ließ. Dessen Erben verkauften die Herrschaft 1661 an Johann Adolf I. von Schwarzenberg. Auf Wunsch des Fürsten Adam Franz wurde das Schloss zu Beginn des 18. Jahrhunderts nach Plänen von Paul Ignaz Bayer und seines Nachfolgers Anton Erhard Martinelli im Barockstil umgebaut.
Schicksal und Kriege sorgten für Veränderung
Im Dreißigjährigen Krieg besetzten Franzosen die Burg, die daraufhin von den Österreichern belagert wurde.
1742 brannte die ganze Unterburg nieder. Joseph Adam von Schwarzenberg ließ die Befestigungen nach dem Ende der Besetzungen niederreißen, damit sie nicht mehr als militärischer Stützpunkt dienen konnten, dennoch war das Areal 1799–1800 Sitz des russischen Stabes im Kampf gegen die Truppen Napoleons. Die Umbauten machten die Burg zu einem Schloss.
In den Jahren 1741 bis 1742 (während der Österreichischen Erbfolgekriege) wurde die Burg Hluboká von der französischen Armee besetzt und wiederholt von der österreichischen Armee belagert. Am 25. Mai 1742 fand bei Hluboká die Schlacht bei Zahájí statt.
In den Jahren 1799–1800, während der Napoleonischen Kriege, befand sich im Winterlager Hluboká ein russisches Regiment.
Hluboká im Stil der Romantik umgestalten
Im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts beschloss Johann Adolf II. Fürst zu Schwarzenberg, Hluboká im Stil der Romantik umzugestalten. Das Projekt, das dem bauhistorischen Kontext der Burgenrenaissance angehört, wurde vom Wiener Architekten Franz Beer ausgearbeitet, der die 1840 begonnenen Bauarbeiten zwanzig Jahre lang leitete. Die alten Gebäude wurden abgetragen und an deren Stelle ein malerisches Schloss im Tudorgotikstil errichtet. Die anspruchsvolle äußere und innere Gestaltung beendete Ferdinand Deworetzky 1871.
Fürst Adolph Schwarzenberg wurde 1939 von den deutschen Besatzern auf Befehl Heinrich Himmlers enteignet, erhielt seinen Besitz in der dritten tschechoslowakischen Republik 1945 zurück und wurde erneut 1947 mit der Lex Schwarzenberg von den Kommunisten enteignet. Sein Erbe Karel Schwarzenberg, später tschechischer Außenminister, hat dieses Gesetz nach 1990 nicht mit Rechtsmitteln angefochten.
Am 25. Januar 1945 passierte ein Todestransport mit halbnackten Häftlingen auf offenen Waggons den Bahnhof Hluboká nad Vltavou-Zámóstí. Nachdem der Zug vorbeigefahren war, lagen vier tote Häftlinge auf den Gleisen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs flüchteten deutsche Soldaten durch Hluboka, die von den Amerikanern gefangen genommen werden wollten und ihre Waffen wegwarfen. Am 10. Mai 1945 wurde ein Lastwagen mit 35 Wehrmachtsangehörigen auf der Straße in der Nähe eines jüdischen Friedhofs angehalten und von sowjetischen Soldaten erschossen (1994 erfolgte eine Exhumierung).
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu großen baulichen Eingriffen in Form der Stadt und ihrer Extravilla. Durch den Bau des Stausees Hněvkovice, der vor allem als technische Wasserquelle für das Kernkraftwerk Temelín diente, wurde ein Teil von Purkarka verdrängt und abgerissen.
Besichtigung der Innenräume
Wände und Decken sind mit edlen Hölzern und reichen Schnitzereien verkleidet. Die wertvollsten Möbelstücke sind im Frühstückssalon untergebracht. Das Schlafzimmer und der Ankleideraum der Fürstin Eleonore, das sogenannte Hamilton-Kabinett und den Lesesaal schmücken Bilder europäischer Meister des 16. bis 18. Jahrhunderts sowie Lüster, Vitragen und Fayence aus Delft. Die Porträts an den Wänden stellen die bedeutendsten Vertreter der Familie von Schwarzenberg dar. Der größte Saal ist die Bibliothek mit einer Kassettendecke, die von der Stammburg in Schwarzenberg nach Hluboká gebracht wurde. Ausgezeichnetes Niveau hat die Waffenkammer von Hluboká. In der neugotischen Kapelle befindet sich ein Altar mit einer großen spätgotischen Arche.
In der ehemaligen Schlossreithalle befindet sich heute die Südböhmische Aleš-Galerie (Alšova Jihočeská galérie) mit einer Ausstellung von Gemälden holländischer und flämischer Maler des 17. und 18. Jahrhunderts und Statuen.
Mit der Ausstellung „Metamorphoses“ sind wohl letztmalig und nur noch bis zum 19.11.2023 die Werke von HR Giger in der Aleš South Bohemian Gallery der ehemaligen, neugotischen Schlossreitschule in Hluboka nad Vltavou in Tschechien zu sehen, was wir unbedingt als Empfehlung aussprechen möchten. Da auch die Umgebung zu einem längeren Aufenthalt beiträgt, bietet sich hier ein Kurzurlaub geradezu an, den wir gerade erleben durften. Und das nicht nur für Liebhaber klassischer Rockgeschichte, denn Giger war auch in der Filmbranche sehr aktiv. Bereits 1968 war er ausschließlich als Künstler und Filmemacher tätig. Als Szenen- und Kostümbildner prägte er mit seinem Stil bekannte Filme wie Alien (1979) oder Species (1995). Für seine Mitwirkung an Alien wurde Giger 1980 ein Oscar in der Kategorie Beste visuelle Effekte verliehen, und sein Stil wurde einem breiteren Publikum bekannt.
Aleš South Bohemian Gallery bis zum 19.11.2023 (Link zur Karte)
Hluboká nad Vltavou 144, 373 41 Hluboká nad Vltavou, Tschechien
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