Vulkanberg Nemrut Dağı bei Tatvan in der Provinz Bitlis
- Geschrieben von Portal Editor
Sehr oft und leicht verwechselt wird der Berg Nemrut bei Tatvan in der Provinz Bitlis mit dem gleichnamigen Berg in der Provinz Adiyaman, der das berühmte Löwenhoroskop und die Götterstatuen errichtet durch König Antiochos beherbergt.
Der Berg Nemrut bei Tatvan, nicht weit entfernt vom Van See dagegen, ist ein im Jahr 1881 letztmals aktiver Vulkan von ca. 3.000 Meter Höhe, wobei die Angaben je nach Quelle zwischen 2.865 und 3.300 Metern Höhe variieren. Aufgrund der überwiegend kurdischen Bevölkerung in der Region sei hier auch der kurdische Name des Nemrut mit Çiyayê Nemrud genannt, wobei sich nicht belegen lässt, das die Namensgebung auf dem sagenhaften König Nimrod basiert.
Geologische Untersuchungen des Nemrut haben ergeben, das es eine Vielzahl von Eruptionen während der jüngsten erdgeschichtlichen Epoche des Holozän gegeben hat. Die letzte beobachtete Eruption mit Lava Austritt geschah im Jahr 1441, der letzte gut dokumentierte explosionsartige Ausbruch geschah im Jahr 1650. Immer wieder aktiv aufgrund der Bewegungen der Erdplatten zwischen der Arabischen und der Eurasischen Platte, sind weiterhin Ausbrüche möglich. Zurzeit ist die Region allerdings relativ ruhig.
Nicht verwechseln mit dem Nemrut in Adyaman
Eine dieser Explosionen im Holozän ist auch für die heutige Form des Vulkanbergs Nemrut verantwortlich, denn der gesamte Gipfel fiel nach der kompletten Entleerung einer darunterliegenden riesigen Magma Kammer komplett in sich zusammen, so das ein immenser Kraterkessel von etwa 7 Kilometer Durchmesser entstehen konnte. Krater dieser Art werden auch mit Calderabezeichnet. Im Laufe der Jahre hat sich dieCaldera des Nemrut mit einem See von etwa 155 Metern Tiefe aufgefüllt, der aus Schmelz- und Niederschlagswasser besteht und heute zu den größten Kraterseen der Welt zählt. Erstaunlicherweise gibt es zwei weitere Seen im Krater, die mit Küçükgöl und Ilıgöl benannt werden, wobei der Ilıgöl ein Warmwassersee von etwa 500 Metern Durchmesser bei einer Wassertiefe von 7 – 8 Metern ist. Direkt an den Rändern des Sees liegen Warmwasser- und Dampfquellen, die das Seewasser auf bis zu 80° aufheizen.
Kratersee und Lavafluss
Aufgrund des heißen Untergrundes friert aber selbst der eigentlich kalte Kratersee selten zu. So ist es heute möglich, interessante Fotografien zu machen, die vor allem aus der Luft die schneebedeckte Berglandschaft der Umgebung zeigen, wovon sich farblich stark gekennzeichnet der bräunliche Rand der Caldera abhebt. Ganz deutlich ist auf dem Schneebild auch noch der Lava Fluss zu erkennen, der sich später nach dem Einbruch in dieCaldera hinein bewegt hat.
Untersuchungen des Lavastroms zeigen eine Mischung von dünnem, einstmals flüssigem Basalt und dickflüssigem Obsidian, einem vulkanischem, schwarzen Glasmaterial. Schon im Neolithikum war der Berg Nemrut für dieses Material bekannt und es wurde bis nach Nordmesopotamien und in die südliche Levante gehandelt. Heute findet man Obsidian an der südlichen und östlichen Bergflanke, kleinere Mengen auch an den nordöstlichen Abhängen. Aufgrund seines scharfkantigen Bruchs und seines glasartigen Gefüges wurde Obsidian als Material für den Bau von Werkzeugen gerne benutzt. Zur Zeit der Hethiter wurden selbst Gefäße aus Obsidian hergestellt, im alten Rom nutzte man geschliffenen und polierten Obsidian als Spiegel.
Ein wenig gespenstisch ist es schon, wenn man sich die Schotterpiste hinab in den Krater bewegt. Unser örtlicher Guide beruhigte uns aber schnell wieder, so das wir uns auf das Fotografieren beschränken konnten. Wer gut zu Fuß ist, kann von Tatvan aus kommend den südöstlichen Rand des Kraters in etwa 5 Stunden erreichen, der dann einen tollen Blick in den Krater hinein, auf den Kratersee und wenn keine Wolken da sind, bis auf den Van See ermöglicht. In der Saison zwischen Juni und September gibt es einige Führungen, die ein sicheres Besteigen ermöglichen.
Heute nutzen Wanderhirten die Hänge des Nemruts als Weidegrund, wobei sie ihre Zelte in der Caldera am See aufschlagen und den Sommer hier oben verbringen. Mit einsetzendem Herbst geht es dann wieder hinab über den Pass von Bitlis in das Tigristal und weiter bis nach Diyarbakir oder nach Dschesireh.
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