Am Kaçkar Dağı, höchster Gipfel im Pontischen Gebirge
- Geschrieben von Portal Editor
In den letzten Jahren finden immer mehr Naturliebhaber und Outdoor-Aktive den Weg in die Türkei.
Waren es zunächst der Lykische Wanderweg und der St. Pauls Weg, der die Liebhaber des Wanderns auf Natur Trails anzog, sind es heute zunehmend Bergwanderer und Kletterer, die nach neuen Zielen des Wandertourismus in möglichst unberührter Natur streben.
So wird auch das Kaçkar Gebirge als Ziel der Naturfreunde immer beliebter. Noch allerdings sind in der Regel Individualreisende im Kaçkar Gebirge unterwegs, so das man nur vereinzelt auf Menschengruppen trifft.
Etwa auf einer Länge von 400 Kilometern erstreckt sich das östliche Pontus Gebirge (im Türkischen mit Doğu Karadeniz Dağları bezeichnet) entlang der Schwarzmeerküste im Inland von Trabzon bis hinter Rize, die beiden wichtigsten Ausgangsstädte für den Besuch im Kaçkar Gebirge. Vergleichbar mit den Alpen ist das Pontus Gebirge etwa 1.000 Kilometer lang mit zahlreichen Parallelketten bis zu 200 Kilometer ins Hinterland reichend.
Mit seinen 3.932 Metern Höhe über dem Meeresspiegel ist der Kaçkar Dağı der höchste Gipfel im östlichen Pontus, etwa 40 Kilometer entfernt von der Schwarzmeerküste, 70 Kilometer westlich von Rize und 120 Kilometer vonTrabzon. Bis zur Ostgrenze von Georgien mit seiner Hafenstadt Batumi sind es lediglich noch 70 Kilometer. Zwei weitere Gipfel von über 3.000 Meter sind der Üçdoruk Tepe mit 3.711 Metern etwa 15 Kilometer westlich sowie der Kükürt Tepe mit 3.348 Metern etwa 35 Kilometer nordnordöstlich des Kaçkar Dağı.
Entstehung des Pontus Gebirges und des Kaçkar
Wie die Alpen und die anderen Türkischen Gebirgsketten ist auch das Pontus Gebirge zur erdgeschichtlich gleichen Zeit entstanden, was in der Fachsprache mit alpidischer Orogonese bezeichnet wird. Bekanntermaßen setzt sich die Erdoberfläche aus zehn größeren und einigen kleineren Lithosphärenplatten zusammen, die sich leider noch immer fortwährend gegeneinander verschieben und somit für Erdbeben und Tsunamis verantwortlich sind. Beim Aufeinandertreffen einiger dieser Platten vor etwa 30 – 50 Millionen Jahren traten so immense Schubkräfte auf, die letztlich zur Auffaltung der Krustengesteine der Erdoberfläche führten und so durch Stapelung und Faltung die Alpen, den Taurus und das Pontische Gebirge entstehen ließen. In dieser Region ist es hauptsächlich das Aufeinandertreffen der eurasischen mit der afrikanischen Platte, die für die Auffaltung verantwortlich sind. Gebirgsketten, die so am Rand der Plattengrenzen entstanden sind, werden auch als Kollisionsgebirge bezeichnet.
Dieser erdgeschichtliche Vorgang ist längst noch nicht beendet, was sich immer wieder durch Erdbeben kleiner oder leider manchmal stärkerer Art zeigt. Durch exakte Messungen weiß man heute, das Gebirge wie die Alpen, der Taurus und das Pontische Gebirge sich jährlich noch um 1 – 3 Millimeter anheben, was jedoch durch die starke Erosion im gleichen Zeitraum wieder egalisiert wird.
Vor diesem Hintergrund ist es leicht verständlich, wenn man während der Wanderung im Hochgebirge plötzlich auf Sedimentgestein trifft, das man eigentlich ausschließlich an der Küste vermutet. Wir hatten das Glück, etwa 80 Kilometer von der Küste entfernt, auf ein Team von Wissenschaftlern zu stoßen, die eine Tiefbohrung zur Erforschung des Untergrundes vorzunehmen hatten. Als der Bohrkern aus etwa 1100 Metern Tiefe dann analysiert wurde, fand man in den Sedimenten eingelagerte Meeresmuscheln, die komplett erhalten waren.
Naturliebhaber und Wanderer erleben unberührte Natur
Neben der noch immer fast unberührten Natur weit ab von menschlicher Besiedlung ist es besonders die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, die der Grund für Hobbyforscher sind, das Kaçkar Gebirge aufzusuchen. Neben Braunbär und Bartgeier sind es unzählige Arten von Vögeln, die hier eine Heimat gefunden haben, darunter das relativ seltene Kaspische Königshuhn und das Kaukasische Birkhuhn. In der Hochgebirgsregion trifft man auf die Ohrenlerche, Alpenbraunelle, Rotstirngirlitz und Karmingimpel, Arten die der Ornithologe nur selten antrifft. Sehr weit verbreitet ist der Rhododendron in den verschiedensten Färbungen, der teilweise große Flächen bedeckt und so für ein herrliches Farbenspiel in der Landschaft sorgt.
Immer wieder stößt man auf kleine Seen und Schmelzwassertümpel, die in der Sonne spiegelnde Lichteffekte produzieren. Überhaupt trifft man auf völlig verschiedene klimatische Bedingungen, je nach Ausrichtung der Bergwelt, so sind die Nordhänge aufgrund des ozeanischen Einflusses sehr feucht und daher stark bewachsen, während die südlich ausgerichteten Berghänge eher kontinentales und sehr trockenes Klima verspüren und daher wenig Bewuchs zeigen.
Erste gezeichnete Rundwanderwege ermöglichen auch für Hobbywanderer landschaftlich herrliche Wanderungen in dieser phantastischen Bergwelt.
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