Sinop - Hafen und Badeort mit Tradition am Schwarzen Meer
- Geschrieben von Portal Editor
Sinop ist eine Hafen- und Badestadt am Schwarzen Meer mit sehr altem, kulturellem Erbe, dessen Attraktivität jedoch mehr und mehr verloren geht.
Die Stadt liegt auf dem Übergang zu einer dem Festland vor gelagerten Halbinsel und ist an der schmalsten Stelle nur rund 200 m breit
Einst von schönen Sandstränden mit Uferstraßen umgeben, die heute fast an einen Istanbuler Vorort erinnern, hat Sinop nur etwa 35.000 Einwohner. In den Sommermonaten durch die zahlreichen Badeurlauber jedoch bis zu 50.000.
Das Zentrum Sinops, das um den geschützten Fischerhafen im Schatten wuchtiger, mittelalterlicher Befestigungsanlagen liegt, ist allerdings immer noch sehr beschaulich. Es versprüht den Charme eines türkischen Mittelmeerhafens der 70er Jahre. Die exponierte Lage Sinops am nördlichsten Punkt der türkischenSchwarzmeerküste bescherte der Stadt während des Kalten Krieges einen amerikanischen Horchposten, der den Funkverkehr im “Reich des Bösen” abhörte.
Griechische Siedler in Sinop seit dem 7. Jahrhundert vor Christus
Zur Geschichte Sinops ist zu sagen, das die Halbinsel seit der Bronzezeit besiedelt ist. Sinop hat über mehrere Jahrtausende eine bedeutende Rolle als Kultur- und Handelszentrum am Schwarzen Meer gespielt. Im 8 Jh. legten Kolonisten aus Milet diese Stadt als ersten griechischen Handelsstützpunkt am Schwarzen Meer an. Die ältesten archäologischen Zeugnisse griechischer Besiedlung stammen aus dem späten 7. Jahrhundert vor Christus, was treffend zu dem von Eusebius überlieferten Gründungsdatum 631 vor Christus passt.
Die Authentizität einer noch deutlich früheren ersten Gründung vor der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr., die einigeantike Autoren erwähnen (Pseudo-Skymnos, indirekt Strabo), ist in der modernen Forschung umstritten. Träfe dieses frühe Datum zu, wäre Sinop die älteste griechische Kolonie im Schwarzmeergebiet. Im 7. Jahrhundert v. Chr. haben sich Kimmerier, die um 700 v. Chr. in Kleinasien eingefallen waren, u.a. „in der Gegend um Sinope“ niedergelassen. Dabei sollen sie die frühen griechischen Kolonisten vertrieben haben. Ein kimmerianisches Grab, das die Anwesenheit der Kimmerer in dieser Gegend belegt, ist vor einigen Jahren südlich von Sinop entdeckt worden. Nach der Vertreibung der Kimmerier durch die Lyder im letzten Drittel des 7. Jahrhundert kam es dann zur erneuten Besiedlung durch Siedler aus Milet.
183 v. Chr. eroberte Pharnakes I. Sinop und machte es zur Hauptstadt des Königreiches Pontos. Nach der Niederlage des pontischen Königs Mithridates VI. 64 v. Chr. gegen den römischen Feldherrn Pompeius Magnus verleibten die Römer das Reich Pontos in ihr Reich ein und der Einfluss Sinops nahm ab. Julius Caesar gründete im Jahre 46 v. Chr. eine Kolonie in Sinop.
Sinops Kreideproduktion war für die Freskenmalerei
Sinop wurde zu einer der bedeutendsten Kolonien und es wurden viele weitere Kolonien entlang der Schwarzmeerküste, so z. B. Amisos, (das heutige Samsun), Cerausos (Giresun), und Trapezous (Trabzon), von Sinop aus gegründet, die es selbst zu großer Bedeutung brachten. Mit der Ausweitung des Christentums wurde in Sinop auch eine christliche Kirche Balatlar errichtet, deren Grundgelände und Fundamente seit einigen Jahren ausgegraben werden, da man christliche Relikte vermutet.
Bedeutung für die Kunstgeschichte: Sinops Kreideproduktion war für die Freskenmalerei der italienischen Renaissance von großer Bedeutung. Aus Sinop bezogen die Maler der italienischen Renaissance eine besondere rötliche Kreide, mit der sie die Vorzeichnungen, die nach dem Herstellungsort der Kreide benannten Sinopien (s. Pisa Sinopienmuseum in Pisa) für die zu malenden Fresken auf den trockenen Rauputz, den sogenannten Berapp, auftrugen.
Der Name der Stadt geht auf die Tochter des Flussgottes Asopus zurück, einer mythologischen Gestalt. Einer Legende nach verliebte sich Göttervater Zeus in sie und umgarnte sie mit der Erfüllung eines Wunsches. Sinope, die sich belästigt fühlte, wünschte sich die ewige Jungfernschaft. Zeus musste nachgeben und Sinope lebte glücklich allein bis ans Ende ihrer Tage.
Nachdem die Seldschuken die Stadt im Jahre 1214 eingenommen hatten, gewann die Stadt wieder an Bedeutung und gehörte seit 1458 zum Osmanischen Reich. Nach der vernichtenden Seeschlacht von Lepanto im Jahre 1571 ließ der osmanische Sultan Selim II. in Sinop mehrere hundert Schiffe für die Flotte des Reiches bauen. Dafür wurden Arbeiter aus dem gesamten Osmanischen Reich nach Sinop gebracht, von denen sich viele in der Region ansiedelten. Sie trugen, wie auch Griechen, Tscherkessen, Georgier, Bulgaren und Türken zur kulturellen Vielfalt bei. In den folgenden Jahrhunderten entwickelt sich die Stadt Sinop zu einer wichtigen und blühenden Handelsstadt.
Krimkrieg - russische Schwarzmeerflotte
Am 30. November 1853, kurz nach Ausbruch des Krimkrieges, griff die russische Schwarzmeerflotte, unter Vizeadmiral Nachimow den osmanischen Hafen Sinope mit Sprenggranaten an und schoss sämtliche dort liegenden Schiffe in Brand. Dabei brannten große Teile der Stadt nieder. Seit 1924 ist Sinop die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Einwohner leben vom Fischfang, vom Kleinhandwerk und von den Werften und deren Verwaltung. Damit finanzieren sie ihr Leben. Der Binnentourismus entwickelte sich ebenfalls langsam zu einem weiteren Standbein des Ortes.
Bekannte Persönlichkeiten aus Sinop
• Diogenes (etwa 400–323 v. Chr.), Philosoph
• Mithridates VI. (132–63 v. Chr.), König von Pontus
• Marcion (vor 100–160 n. Chr.), christlicher Theologe
• Phokas von Sinope († 117 oder 303), christlicher Heiliger
Koordinaten 42° 1′ 30″ N, 35° 8′ 50″ O
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