Die Stadt Gaziantep - viele Geheimnisse noch ungeklärt!
- Geschrieben von Portal Editor
Auf unserer Tour durch den Südosten sind wir auch bis Gaziantep gelangt, dessen Mosaiken im Zeugma-Mosaik-Museum weit über die Landesgrenzen bekannt sind.
Während das Archäologische Museum heute Funde aus der Umgebung der Stadt und aus Zincirli, Yesemek, Arsameia am Nymphaios und einigen anderen Ausgrabungen zeigt, ist die große Sammlung römischer Mosaiken aus der untergegangenen Stadt Zeugma am mittleren Euphrat mittlerweile in das 2011 eröffnete Zeugma-Mosaik-Museum ausgelagert worden. Das Zeugma-Mosaik-Museum stellt wohl das weltweit größte Mosaiken-Museum dar.
Museum für Anatolische Zivilisationen in Ankara
An der Stelle, an der heute der Euphrat das Gebiet der Türkei verlässt und nach Syrien fließt, befand sich einst Kargamış, ein bedeutender historischer Ort, der zeitweise als Hauptstadt des spät-hethitischen Reiches galt. Viele der Funde aus Kargamış sind im Museum für Anatolische Zivilisationen in Ankara ausgestellt. Eine weitere sehenswerte, einst hethitische Stadt ist Yesemek in der Nähe von İslahiye. Zwischen 1200 und 800 v. Chr. wurde dieser Ort von den Hethitern als Freiluft-Bildhaueratelier benutzt und gilt damit als eines der ältesten Steinbrüche Anatoliens. Noch heute befinden sich in der Umgebung des Ortes 200 hethitische Statuen.
Das Gebiet der heutigen Stadt Gaziantep war in der Antike lange zwischen Hethitern und Assyrern umstritten und kam erst durch König Sargon II. (721–705 v. Chr.) unter die Vorherrschaft der Assyrer. Etwa zehn Kilometer nördlich von Gaziantep lag die Stadt Doliche, türkisch Dülük, die in der römischen Kaiserzeit als Ausgangspunkt des Kultes des Iupiter Dolichenus zu sehen war, der sich, wie viele Steininschriften bezeugen, mit den römischen Soldaten von hier bis weit nach Mitteleuropa ausbreiten konnte. Deutsche Archäologen und Althistoriker haben auf dem Gipfel des Hügels Dülük Baba Tepesi 2010 Grundrisse von weitläufigen Gebäuden erforscht, die wohl einst zum Heiligtum des Tempelkomplexes gehört haben.
Wo der Merziman-Wildbach in den Euphrat mündet
Dort, wo der Merziman-Wildbach in den Euphrat mündet, erhebt sich über steilen Felsen das so genannte Rum Kale (Römer Burg), die für das Christentum eine spezielle Bedeutung hat, weil in ihr, wie man glaubt, die erste Bibel aufbewahrt wurde.
Im Zentrum der Burg befindet sich eine Zisterne, deren enorme Tiefe bis zum Wasserspiegel des Euphrat hinabreicht. Belkıs (Zeugma), 10 km von der Kreishauptstadt Nizip entfernt, war in römischer Zeit eine bedeutende Stadt. Dieser Ort ist vor allem wegen der Mosaiken berühmt, die sich leider nur zum Teil in den Museen wieder fanden.
Antep stand bis zum Jahre 637 hinter der Stadt Doliche zurück, bis die Araber nach hierher vordrangen, die oströmische Herrschaft ablösten und Doliche eroberten, das danach langsam seinen Rang verlor. Nach ihrem Einfall in Ostanatolien bemächtigten sich die türkischen Seldschuken, die in der Schlacht von Manzikert am 26. August 1071 das Heer von Kaiser Romanos IV. Diogenes (1068–1071) geschlagen hatten, dieser Gegend.
Damals wurde die Festung auf dem Stadthügel von Antep erbaut. Die heute im Zentrum der Stadt liegende Zitadelle aus seldschukischer Zeit war wohl schon in der Antike Ort von Befestigungsanlagen gewesen. Einige Wissenschaftler vermuten gar, dass Gaziantep der seleukidischen Stadt Antiochia ad Taurum entspricht oder diese sich in der Nähe befand.
Im Rahmen der Kreuzzüge kam Antep im Jahre 1098 an die westlichen Ritter und gehörte seitdem zum Fürstentum Antiochia. 1183 eroberte Sultan Saladin die Stadt. Nach dessen Tod Anfang März 1193 war die Herrschaft in dieser Gegend umstritten, unter anderem zwischen Mamluken und Mongolen. Im Jahre 1514 eroberte der türkische Sultan Selim I. (1512–1520) Südostanatolien und damit auch Antep.
Seitdem gehörte die Stadt zum Osmanischen Reich; zwischen 1832 und 1840 war sie von den Truppen des ägyptischen Statthalters Muhammad Ali Pascha okkupiert. Zum Ende des Ersten Weltkrieges besetzten 1918 britische Einheiten die Region; ihnen folgten bis zu ihrer Vertreibung durch Sahin Bey 1921 die Franzosen. Mit dem Vertrag von Lausanne am 24. Juli 1923 wurde die nunmehr Gaziantep genannte Stadt Teil der Republik Türkei.
Gaziantep liegt an der bekannten Bagdadbahn, die allerdings erst nach der Gründung der modernen Türkei in Betrieb gehen konnte, um den nun in Syrien gelegenen Streckenabschnitt zu umgehen. Erst Mitte Februar 2010 wurde Passagierverkehr auf der Eisenbahnstrecke nach Mosul (Irak) wiedereröffnet, was mittlerweile erneut unterbunden ist. Die 18-stündige Fahrt über Syrien fand 2010 einmal pro Woche statt.
Gaziantep richtete für ihren ÖPNV auch ein Stadtbahnsystem, vergleichbar zu Antalya, ein. Bereits 2009 wurden 17 ehemalige Düwag U- und Straßenbahn-Triebwagen vom Typ Pt aus Frankfurt am Main angeschafft, die in Frankfurt seit dem 1. April 2007 nicht mehr eingesetzt wurden. Sie wurden mit der Eisenbahn nach Gaziantep transportiert, dort modernisiert und eingesetzt. 2011 konnte die Straßenbahnlinie, die von der Universität bis zum Bahnhof führt und rund 13 Kilometer lang ist, eröffnet werden. Die Verbindung wurde jedoch kurz nach Inbetriebnahme wieder mangels Interesse eingestellt.
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