Tripolis – mächtige Stadt durch Erdbeben zerstört
Es war die reine Neugier, die uns veranlasst hatte, dem Hinweisschild auf die antike Stadt Tripolis zu folgen. Wir waren von Izmir kommend noch etwa 21 Kilometer vor Denizli, als uns dieses Straßenschild neugierig werden lies und wie so oft, war die Entscheidung schnell getroffen.
Richtung Buldan bogen wir nach links in die Landstraße 585 ein, folgten ihr etwa 16 Kilometer um dann nach rechts nach Yenicekent abzubiegen. Wir passierten einen scheinbar leblosen Ort, der von der Umwelt abgeschnitten und vergessen schien, jedenfalls begegnete uns keine Menschenseele. So war es nicht verwunderlich, das wir auch Tripolis zunächst nicht finden konnten. Grund hierfür waren die starken Regenfälle der letzten Tage gewesen, die einen Teil der Piste ausgewaschen hatte, so das wir der falschen Route gefolgt waren. Als Hinweis für Sie: Von Yenicekent links haltend sind es nur knapp 800 Meter auf einem Feldweg bis zur Ruinenstadt Tripolis. Weitere 800 Meter und Sie stehen am Ufer des Großen Mäanders (Büyük Menderes Nehri).
Die hügelige Landschaft mit Blick auf die Flussebene ist heute absolut kahl und erscheint fast wie eine Steppenlandschaft, die einst eine Blütezeit erlebt haben muss, wie auch weitere antike Städte belegen. So sind es lediglich 30 Kilometer bis Laodikeia im Çürüksu Tal und lediglich 20 Kilometer bis Hierapolis, auch bekannt unter dem Namen Pamukkale aufgrund der dort befindlichen Kalksinterterrassen. Allein die Lage der Stadt Tripolis als Handelsplatz am Büyük Menderes und damit verbunden die Tal Öffnung nach Westen bis an die Ägäisküste und Richtung Osten, dem Flussverlauf des Mäanders in Richtung Zentralanatolien folgend, zeigt die einstmalige Bedeutung der Stadt als Grenz, Handels- und Landwirtschaftzentrum der Region Lydien in Verbindung mit den antiken Regionen Karien und Phrygien. Tripolis muss einst eine reiche Stadt gewesen sein.
Tripolis - benachbarte Städte mit Hierapolis und Laodikeia
Da es bislang wenige Ausgrabungen gegeben hat, stützt sich die Frage nach den Gründern der Stadt bislang auf Vermutungen. Wahrscheinlich war die Stadtgründung durch Lydier erfolgt. Auf dem Rundgang durch das Gelände stößt man allerdings auf Ruinen meist römischen oder byzantinischen Ursprungs, die wohl im ersten bis ins dritte Jahrhundert nach Christus entstanden sind. Im Zentrum der Stadt findet man Ruinen eines Theaterbaus, das von der Größe her gesehen etwa 10.000 Zuschauern Platz geboten haben muss. Fast alle Bereiche weisen großen Zerfall auf, was eindeutig auf Erdbeben als Ursache hinweist. Nur etwa 200 Meter westlich des Theaters, allerdings außerhalb der Stadtmauern, befinden sich die Überreste eines römischen Bades. Leider sind die Bögen der Konstruktionen ebenfalls größtenteils eingefallen, allerdings sind einige Außenwände mit großen Nischen noch so gut erhalten, das man sich die Komplexität des Baus gut vorstellen kann. Ein weiteres öffentliches Gebäude lässt sich an der Grundstruktur weitere 150 Meter vom Bad entfernt erkennen, vielleicht einmal in der Funktion des Rathauses von Tripolis.
Erst in spätrömischer, vielleicht bereits byzantinischer Zeit ist die Stadt Tripolis zur Festung ausgebaut worden. Reste der Stadtmauern und der Burganlage weisen eindeutig darauf hin. Auch eine Vielzahl von Festungstürmen und Beobachtungstürmen lassen sich im Verlauf der Stadtmauer noch gut an den immensen Fundamenten erkennen. Wahrscheinlich ist, das bereits vor der Errichtung der Wehrtürme und Stadtmauern Teile der Stadt Tripolis zerstört waren und nicht wieder aufgebaut wurden. So ist das Theater Teil der Stadtbefestigung während das Bad außerhalb liegt.
Tripolis musste mehrere Erdbeben überstehen
Am Ost- und am Südrand der Stadtmauer befinden sich die Nekropolen von Tripolis, die neben Felsgräbern und Gräbern auf Podien auch Sarkophage zeigen. Hier gefundene Münzen zeigen den Namen der Göttin Leto, den Wettstreit von Letoia Phythia sowie Motive des Großen Mäanders.
Aus den Erzählungen des Historikers Plinius musste Tripolis mehrere Erdbeben und Kriege überstehen. Auch erwähnt er den Namen Apollonia, wie Tripolis zeitweise genannt wurde. In der Liste der Bischöfe von Lydien, die in Form einer Aufzählung den anwesenden Bischöfen während der Versammlung, heute würde man Konferenz sagen, im Jahr 325 nach Christus in Nikea übergeben wurde, wird Tripolis ausdrücklich als wichtige Stadt erwähnt.
Sicherlich ließen sich eine Vielzahl weiterer Fragmente finden so denn die Suche fortgesetzt werden würde. Uns stand noch eine besondere Begegnung bevor! Als wir zurück in Richtung Feldweg zurück zum Auto marschierten, standen uns plötzlich drei mächtige Kangal Hirtenhunde im Weg, die wahrscheinlich von unserem Erscheinen genauso überrascht waren, wie wir von ihnen. Etwas abseits sahen wir dann auch die Herde der Schafe und Ziegen, die sie zu bewachen hatten. Aber dazu später gesondert mehr.
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