Turgutreis – Namensgebung folgt einer Legende
- Geschrieben von Portal Editor
Turgutreis, eine kleine Stadt an der Westküste der Halbinsel von Bodrum, ist wahrscheinlich nur aufgrund seines bekanntesten Bewohners, dem Piraten und späteren Admiral der Osmanischen Flotte, Turgut Reis, bekannt geworden. Die Namensgebung zumindest basiert auf seiner Person.
Traditionell war der Mandarinen- und Gemüseanbau vorherrschender Wirtschaftszweig in Turgutreis. In der Umgebung sind große Felder als landwirtschaftliche Gebiete zum Anbau von Feigen und Weintrauben zu finden, die bis an die Stadtgrenzen herangehen. Hier setzen sich die Grünbereiche mit Oleander, Lorbeer und Johannesbrotbaum fort. Jeden Samstag werden auf dem Wochenmarkt frisches Gemüse und Obst der umliegenden Felder und natürlich auch die in Heimarbeit erstellten kleinen Kunstwerke der Bauernbevölkerung der umliegenden Dörfer angeboten.
Seit einigen Jahren ist Turgutreis vom Tourismus entdeckt worden. Im Zusammenhang mit der Frage der Bevölkerungsdichte gehört Turgutreis zu dem volkreichsten Plätzen in der Türkei. Bekannt aber sind aber vor allem die spektakulären Sonnenuntergänge und die sehr guten Windverhältnisse, die exzellent zum Windsurfen entlang der kleinen Insel vor Turgutreis geeignet sind.
Die Inselgruppe der Sporaden verläuft fast parallel zur Stadt und die griechischen Inseln Kos und Kalymnos sind fast zum Greifen nah. Der Strand selbst ist etwa 2,5 Kilometer lang und ist Uferseitig mit vielen Bars und Restaurants bestückt, die nach den neuesten Verordnungen der Stadtverwaltung sehr viel organisierter wirken als zuvor. Mittlerweile ist auch ein Yachtclub mit eigener Marina ansässig geworden.
Vom Piraten zum Admiral – Turgut Reis
Bereits in jungen Jahren diente Turgut Reis als Kanoniersgehilfe auf türkischen Galeeren und wurde sehr bald ein ausgezeichneter Seefahrer und Kanonier. Reis kaufte dann einen Anteil an einer Seeräuber-Brigantine, die so erfolgreich operierte, dass er nach kurzer Zeit zum Eigner einer Galeasse aufsteigen konnte und sich im östlichen Mittelmeer einen Namen als wagemutiger Korsar erwarb.
Von 1538 an, als Turgut Reis sich der Freibeuterflotte unter Khair ad-Din Barbarossa (keine Verwandtschaft mir Kaiser Barbarossa nachgewiesen) anschloss, verbreitete er im Mittelmeer Angst und Schrecken. Schon in der Seeschlacht von Preveza im September 1538, in der eine von Kaiser Karl V. entsandte europäische Flotte mit 300 Schiffen, unter der Führung von Turguts lebenslangem Gegner, dem genuesischen Admiral Andrea Doria, von einer osmanischen Flotte mit 120 Schiffen unter Khair ad-Din geschlagen wurde, spielte Turgut Reis eine erhebliche Rolle.
Am Ende dieses Jahrzehnts war Turgut im westlichen Mittelmeer so berüchtigt und gefürchtet, dass der genuesische Admiral Andrea Doria 1540 von Kaiser Karl V. den Auftrag erhielt, ihn auszuschalten. Doria unterstellte seinem Großneffen Giovanni Andrea Doria eine Flotte, und dieser gelang es, Turguts Geschwader von 13 Galeeren auf Korsika aufzuspüren, wo die Korsaren recht sorglos unter den Mauern einer Festung ankerten. Die Festung begann, seine Schiffe zu beschießen, am Strand sammelten sich Hunderte von kämpferischen Korsen, und auf See versperrte Doria den Fluchtweg. Turgut entschloss sich zur Kapitulation und verbrachte die nächsten vier Jahre als genuesischer Galeerensklave, ehe er 1544 von Barbarossa gegen 3000 Dukaten Lösegeld (und vermutlich die Drohung einer Brandschatzung von Genua) wieder freigekauft wurde.
Nach dem Tod Barbarossas (1546) befahl Sultan Süleyman allen osmanischen Seestreitkräften, Turgut Reis als ihren Admiral anzuerkennen. Turgut bedrohte Neapel, plünderte die Küste von Kalabrien, und griff dann im Winter 1548 die spanischen Besitzungen Susa, Sfax und Monastir an der tunesischen Küste an. 1549 eroberte er die Stadt Mahdia (al-Mahdiya), damals die am stärksten befestigte Stadt an der nordafrikanischen Küste, im heutigen Tunesien. Nach langen und für beide Seiten verlustreichen Kämpfen gelang es Andrea Doria und dem Bailli und späteren Großmeister des Malteserordens Claude de la Sengle, Turguts Leute im September 1550 wieder aus Mahdia zu vertreiben und die Stadt einzunehmen. Da die Malteserritter das Angebot Karls V. ablehnten, Mahdia als Lehen zu verwalten, wurde die Festung nach einjähriger spanischer Besatzung, vor dem Abzug 1551, vollständig zerstört.
Turgut entkam mit 20 Schiffen auf die Insel Djerba, die seit 1524 sein Hauptstützpunkt war. Dort schloss ihn Andrea Dorias Flotte in einer Bucht ein. Daraufhin ließ Turgut seine Leute die Schiffe über Land auf einem geschmierten Bohlenweg auf die andere Seite der Insel ziehen und entkam nach Konstantinopel. Dort ernannte ihn Süleyman zum Sandschak Bei der Insel Santa Maura und machte ihn damit zu einem osmanischen Amtsträger.
Bis zu seinem Lebensende war Turgut Reis an führender Stelle an den Kämpfen zwischen den islamisch-türkischen und den christlichen Mächten im Mittelmeerraum beteiligt. Seine Erfolge und Niederlagen, seine Kaperfahrten und Belagerungen erstreckten sich über weite Teile des Mittelmeeres, von Dalmatien bis Tripolis, von der Levante bis zur Straße von Gibraltar und sogar hinaus bis zu den Kanarischen Inseln.
Heute ein Bade- und Wassersportparadies
Turgutreis ist dank seines vorherrschenden Nordwestwinds (Poyraz) für Windsurfer und Segler sehr gut geeignet. Der vorgelagerte Archipel aus kleinen, schroff aus dem Meer aufragenden Inseln und Inselchen wie Çatalada gehört zu den schönsten Panoramen der Ägäis. Nahe liegt auch die griechische Insel Kos – in einer Stunde mit einem kleinen Transferschiff, jedoch von Bodrum aus in einer halben Stunde mit einem Tragflächenboot zu erreichen. Am Abendhorizont sind Pserimos, Kalymnos und Leros (Dodekanes) zu sehen.
Gulet-Tagestouren kreuzen im Archipel und westlich bis Gümüşlük, dem antiken Myndos, das dem Brutus Asyl bot, östlich bis Akyarlar. Turgutreis besitzt einen Yachthafen und ist ca. 45 km vom internationalen Flughafen Bodrum-Milas entfernt. Vom Autobusbahnhof der Stadt gibt es gute Verbindungen zu zahlreichen Großstädten der Türkei. Seit 2005 findet unter freiem Himmel ein Klassik-Musik-Festival mit türkischen und internationalen Orchestern und Solisten statt.
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