Laodikeia: Erwähnungen im Neuen Testament
Eine Vielzahl der von uns besuchten antiken Orte in der Türkei stehen in engem Zusammenhang mit der christlichen Entwicklungsgeschichte und werden diesbezüglich explizit in der Bibel erwähnt, dies gilt auch für Laodikeia auch Laodicea geschrieben.
Besonders in den Apostelgeschichten werden Ortsnamen wie Tarsus genannt, die längst noch nicht vergessen sind. Als ein weiteres Beispiel möchten wir an dieser Stelle gern den Ort Laodikeia erwähnen, der vielen, trotz der unmittelbaren Nähe zu Hierapolis mit seinen schon in der antike bekannten Thermen und den weltberühmten Kalksinterterrassen von Pamukkale, ein fast unbekannter Ortsname ist. Dabei waren gerade die Thermalquellen von Hierapolis mitverantwortlich für das wirtschaftliche Emporkommen Laodikeias.
Laodikeia - heißes Thermalwasser und das Färben von Stoffen
Die Stadt lebte regelrecht von Kurgästen und Pilgern, die das mineralstoffhaltige, warme Quellwasser, was ohne Zweifel noch heute heilend wirkt, als heilig ansahen. So wurden Anwendungen angeboten, die vergleichbar zu heute, eine Vielzahl Hilfe suchender Menschen zwecks angebotener Kuren anlockten. Pilger kamen allein wegen des heiligen Wassers von weit her, vergleichbar dem heutigen Lourdes in Südfrankreich. Für Laodikeia waren die heißen Quellen mit der speziellen Zusammensetzung des Thermalwassers ein Segen, konnte man daraus doch eine sehr "speziell wirkende" Augensalbe herstellen. Das wirtschaftlich zweite Standbein, das wir schon im Artikel zu Laodikeia näher beschrieben haben, bestand im Färben von Stoffen. Aufgrund hier vorkommender roter Pflanzenwurzeln, die mit Wasser verdünnt wurden, war man in der Lage sogar schwarze Stoffe purpurn zu färben. Das Purpur war seiner Zeit die beliebteste Farbe bei hochgestellten Persönlichkeiten (und die, die es von sich selbst glaubten), die bis dahin nur mit Purpurschnecken aus Syrien hergestellt werden konnte, was unglaublich aufwendig und damit teuer war. So sollen auch die berühmten purpurnen Segel der Kleopatra in Laodikeia produziert worden sein. Beide der genannten Praktiken, Augencreme wie auch das Purpurfärben von Stoffen, wurde vom entstehenden Christen seiner Zeit grundsätzlich abgelehnt.
Laodikeia im Kolosserbrief als christliche Gemeinde erwähnt
Aus Aufzeichnungen läßt sich entnehmen, das Laodikeia Anfang des 4. Jahrhunderts die Metropolis der Provinz Phrygia Pakatiane war. 363–364 fand dort das Konzil von "Laodicea" statt. Erst aufgrund des großen Erdbebens im Jahr 494 hatte Loadikeia seine Bedeutung verloren. Im Neuen Testament wird Laodikeia im Kolosserbrief (2,1; 4,13.15.16) und auch in der Johannesapokalypse (1,11; 3,14) als Sitz einer "christlichen Gemeinde" erwähnt, wenn auch nicht nur positiv.
Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde Laodicea
Der Kolosserbrief (Kol 4,16) erwähnt einen uns nicht näher überlieferten Brief des Paulus an die Gemeinde in Laodicea. Dieser Nachricht verdankt wohl der so genannte Laodizener Brief seine Entstehung, der dem Bibel studierenden Lesern um die Mitte des 6. Jahrhunderts in einigen lateinischen Handschriften innerhalb der Paulusbriefe (Corpus Paulinum) begegnet.
Laodicea - geläuterte Figuren im Verkauf an Pilger
Das Sendschreiben an die christliche Gemeinde in Laodicea war ein besonderer, ja ungewöhnlicher Brief, das siebte und letzte Sendschreiben der Johannesapokalypse (3,14-22) an die sieben Gemeinden. Die Gemeinde Laodikeia ist die einzige, der das Sendschreiben kein Lob zukommen lässt. Ihre eigene Selbsteinschätzung, reich zu sein und keine Not zu haben, steht dabei in krassem Widerspruch zu dem Urteil Christi und dem darin enthaltenen Hinweis auf wesentliche Mängel: dürftig und elend zu sein, arm und blind und nackt (3,17). Sie bedarf somit des Rates (3,18), "geläutertes Gold" zu kaufen (eine Anspielung auf die florierenden Geschäfte der Stadt, goldene Figuren an Pilger zu verkaufen, die diese in Hierapolis opferten, um durch Wasser von Pamukkale zu genesen), "weiße Gewänder" (eine Anspielung auf die immense Produktion von purpurnen Textilien) und "Salbe" für die Augen (eine Anspielung darauf, dass die Bürger zwar Augensalbe verkaufen, aber dennoch nicht das Wichtigste erkannt haben).
Augensalbe als Überwindung der geistlichen Blindheit
Diese Zusammenstellung (vgl. Hes 16, 8-13) stellt möglicherweise einen aktuellen Bezug zur wirtschaftlichen Bedeutung der Stadt her. In der biblisch-symbolischen Sprache der damaligen Zeit ist geläutertes Gold als Hinweis auf bestandene Anfechtungen zu lesen, die weißen Gewänder (vgl. Offb 3,4; 7,14) als Sinnbild der Treue, Reinheit und Vergebung, aber auch für Taufe und die damit verbundene Umkehr, die Augensalbe als Überwindung der geistlichen Blindheit. Neben diesen Aufforderungen wird den Laodiceern vorgeworfen, sie seien weder heiß noch kalt sondern lau (d.h. im Glauben inkonsequent), ebenfalls eine Anspielung an die lauwarmen Thermen vonPamukkale, der die Stadt einen großen Teil ihres Reichtums verdankte.
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