Kızılca Dorf - Beispiel eines Auswandererdorfs
Wie viele andere Kleinstädte in der Türkei, so war auch Kızılca in der Vergangenheit stark von der Abwanderung besonders der jungen Bewohner betroffen. Keine Arbeit, keine Perspektive - so die überwiegenden Gründe.
Es lockten die aufstrebenden Wirtschaften Europas, feste Einkünfte, gute soziale Absicherung und Zukunftsperspektive im Allgemeinen. Fehlende Perspektiven und berufliche Chancenlosigkeit in der Türkei führten auch in Kizilca zum Verlust großer Teile der Bevölkerung und damit zu leerstehenden Wohnungen und sinkender Infrastruktur, da weitestgehend Einnahmequellen aus Steuern für die Gemeinden fehlen. Wir wollen am Beispiel des Städtchen Kızılca auch ein wenig über diese Seite der in Europa oftmals diskutierten „Gastarbeiterproblematik“ berichten und erhalten dazu weiterführende Informationen des Bürgermeisters Ömer Gebeşçe, den wir am 12. Juli 2008 in Kızılca während einer weiteren Rundfahrt von der Ägäisküste in Richtung Zentralanatolien zufällig getroffen hatten. Bürgermeister Ömer Gebeşçe war nach über 30 Jahren beruflicher Tätigkeit als Gastarbeiter in Deutschland in seinen Heimatort zurückgekehrt und dann zum zweiten Mal zum Bürgermeister gewählt worden.
Das Dorf Kızılca - einst blühende Stadt, heute ein Dorf mit kolabierender Infrastruktur
Aufgrund seiner freundlichen Einladungen trafen wir uns einige Jahre später wieder im Park der Stadt, wo uns auch gleich eine der örtlichen Spezialitäten angeboten wurde: Kirschfruchsaft mit Originaleis des vergangenen Winters, der in Höhlen eingelagert wird und somit fast bis zum nächsten Winter als Eisvorrat ausreicht. Eine tolle Idee und so lecker. Doch zunächst einige Informationen zur Stadt Kızılca selbst:
In der türkischen Provinz Denizli, vielen Besuchern durch die Kalksinterterrassen von Pamukkale bestens bekannt, liegt das Städtchen Kızılca im Landkreises Tavas. Kızılca liegt etwa 60 km südlich der Provinzhauptstadt Denizli und 16 km südostlich von Tavas entfernt. Kızılca hatte laut der letzten Volkszählung im Dezember 2007 noch genau 1.988 Einwohner. Aufgrund seiner Höhenlage von 1.165 Metern herrscht ein ausgeglichenes Klima mit jedoch manchmal schneereichen Wintern.
Kızılca wurde von zwei Wellen von Migranten betroffen
In Kızılca gab es zwei Auswanderungswellen, die erste Welle fand zwischen 1940 und 1950 statt, wobei es hier hauptsächlich um Arbeitsplatzsuche in den benachbarten Provinzen Izmir und Aydın ging. Die zweite Welle der echten Auswanderung fand zwischen 1960 und 1980 nach Westeuropa statt. Etwa 3500 Menschen aus Kızılca leben derzeit als Gastarbeiter im Ausland, die meisten in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich. Rund 1000 Menschen aus der Kleinstadt leben in der Provinzhauptstadt Denizli und in den benachbarten Provinzen Izmir und Aydın.
Mit den gehenden Menschen wachsen die Probleme der Menschen vor Ort
Wenn die ersten Bewohner eine Stadt verlassen, bemerkt niemand wirklich etwas davon. Aber sobald eine größere Anzahl von Menschen den Ort verlassen, gibt es sicher eine Veränderung vor Ort. Leerstehende Häuser können nicht einfach mit neuen Menschen bevölkert werden, sie können nicht einfach innerhalb der für die Migranten geeigneten Zeit verkauft werden, denn oft scheint der Gedanke realistisch, dass die meisten Leute nach einer Zeit der Arbeit im Ausland zurückkommen werden. Aber die Realität zeigt auch, dass dies meistens nicht passieren wird. Das bedeutet oftmals, dass die Häuser leer bleiben, was auch bedeutet, dass es keine Steuerzahlungen der lokalen Bewohner mehr gibt, die Probleme für die lokale Gemeinschaft werden zwangsläufig wachsen. Das bedeutet auch, dass nicht mehr genug Geld da ist, um weiter an der Infrastruktur der Stadt zu arbeiten. Am Ende fallen die Häuser zusammen, die Infrastruktur bricht zusammen, so dass noch mehr Menschen gehen müssen. Das genau ist die andere Seite des Migration Problems, niemand will im Westen, da wohin es die Menschen zieht, wirklich realisieren.
Wäre es nicht viel besser, die Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen statt umgekehrt? Ist es nur ein Traum, Arbeitsplätze und Menschen besser zu sozialisieren anstatt sich auf einige Zentren zu konzentrieren, nur um mehr Gewinn konzentriert zu schaffen? Am Ende führt das zu Ungerechtigkeiten, die zu Konflikten führen, zunächst nur in lokalen Gebieten und später in ganzen Regionen, wie wir es heute zwischen Europa und Afrika erleben.
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