Bei den Schwammtauchern von Bodrum
Im Mai setzen die Männer in den Dörfern der Bodrum-Halbinsel die Segel auf ihren kleinen Booten, um in den kommenden fünf Monaten an der Westküste nach Schwämmen für die Bäder dieser Welt zu suchen.
In den letzten Jahren hat sich die Türkei zum weltgrößten Produzenten von Badeschwämmen entwickelt - vor Ländern wie Kuba, Mexiko, den Antillen, den Vereinigten Staaten und Griechenland. Etwa 15 Tonnen Schwämme exportiert die Türkei jedes Jahr. Bis der Tourismus und 1986 eine Pilzepidemie viele Schwämme abtötete, war das Schwammtauchen der Haupterwerb der meisten Fischer und ihrer Familien in der Umgebung von Bodrum. Jetzt vermieten viele ihre Boote lieber an Touristen, anstatt junge Taucher wegen der Sünger, der Schwämme, ins Meer hinunterzuschicken. Dennoch beginnen noch immer viele Jungen wie ihre Väter bereits mit 14 Jahren mit dem Schwammtauchen. Lebensinhalt: Seit beinahe 3000 Jahren leben die Menschen auf der Halbinsel von der Schwammfischerei. Schon die alten Griechen benutzten Schwämme beim Baden, zum Reinigen von Tischen und Böden oder zum Auspolstern ihrer Rüstungen. Die Römer verwendeten sie als Malerbürsten, banden sie als Mops an lange Holzstangen und benutzten sie sogar als Trinkgefäße.
Die Türkei ist der weltgrößte Exportierer von Schwämmen
"Gold aus der Tiefe des Meeres", so heißen die wertvollen Schwämme. Es sind poröse Meerestiere von geometrischer Struktur, die 10 bis 70 Meter tief an Steinen wachsen. Man kennt mehr als 5000 verschiedene Schwämme, die meist im Meerwasser gedeihen. Nur wenige Arten leben im Süßwasser. Schwämme variieren stark in Größe und Form und können bis zu einen Meter Durchmesser erreichen.
"Die besten Schwämme haben große Löcher und nehmen, nachdem sie zusammengepresst wurden, ihre ursprüngliche Form wieder an", erklärt Selim Dincer, ein Bodrumer Meeresbiologe und Schwammspezialist.
Der lebenserhaltenden Schlauch: Ein Schwammfischer-Team besteht normalerweise aus fünf Tauchern, einem Bootsführer und einem Koch auf einem 10 Meter langen "tirandil", einem Holzrahmenboot, das in der Gegend von Bodrum gebaut wird. Ein Tauchgang dauert durchschnittlich zwei bis drei Stunden. Die Ausrüstung besteht aus Taucheranzug, Maske und einer Pumpe. Unter Wasser atmet der Taucher durch einen Schlauch. Damit können die Fischer bis zu 15 Meter tief tauchen. Aber je tiefer ein Schwammtaucher geht, desto größer ist die Gefahr der Taucherkrankheit, einem Leiden, das die Gesundheit dauerhaft schädigen und auch gesunde Männer zu Krüppeln machen oder sogar töten kann. Ein Taucher, der an dieser Rückfallkrankheit leidet, muss innerhalb von 24 Stunden in einer Dekompressionskammer behandelt werden.
Ein lebendiger Schwamm ähnelt eher einem schleimigen Stück Rohleder als dem Ding, das wir aus dem Badezimmer kennen", schreibt der amerikanische Biologe Ralph Buchsbaum in seinem zweibändigen Werk Tiere ohne Wirbelsäule. Frisch aus dem Meer sehen die Schwämme aus wie magenartige Säcke.
Oft finden die Schwammtaucher die Wracks alter Schiffe oder antike Amphoren. 1988 haben Schwammfischer im Golf von Gökova die Überreste von zwei britischen Flugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt, in denen noch Skelette der Besatzung saßen. Sie waren 1942 von den Deutschen abgeschossen worden. Ein lebendiger Schwamm ähnelt eher einem schleimigen Stück Rohleder als dem Ding, das wir aus dem Badezimmer kennen", schreibt der amerikanische Biologe Ralph Buchsbaum in seinem zweibändigen Werk Tiere ohne Wirbelsäule. Frisch aus dem Meer sehen die Schwämme aus wie magenartige Säcke.
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