Das Römische Pollio Aquädukt bei Selçuk

Das Römische Pollio Aquädukt

Zur Versorgung der Metropole Ephesus mit Frischwasser bauten die Römer in den Jahren 7 – 15 nach Christus an einem Wasserleitungssystem in die Berge, das auch ein noch heute gut erhaltenes Aquädukt über den Dervenddere Fluss enthielt.

Der in der Antike mit Marnas  bezeichnete Wasserlauf musste mit Hilfe eines Aquädukts überbrückt werden, der aus zwei Geschossen besteht, wobei im unteren Bereich drei große Bögen das Flusstal überspannen und in der zweiten Etage sechs weitere Bögen die eigentliche Wasserstraße tragen.

Wie oftmals im Römischen Reich üblich, waren es meist private Geldgeber, die zum Bau solcher gemeinnützigen Anlagen beitrugen. So auch am Aquädukt von Selçuk, wo an beiden Seiten des Baus in großen, noch gut erhaltenen Inschriften auf die Geldgeber für dieses Projekt hingewiesen wird: die Familie des Sextilius Pollio nebst Frau Offilia Bassa und Schwiegersohn C. Offilius Proculus. Entsprechend wird das Aquädukt am Marnas Fluss auch mit Pollio Aquädukt bezeichnet.  Interessanterweise ist die zweizeilige Inschrift in beiden Sprachen, Griechisch unten und Lateinisch oben, ausgeführt. Weiterhin besagt die Inschrift, das dieser Bau zur Ehre des Augustus, des Tiberius und der Menschen von Ephesus ausgeführt wurde.

Das Aquädukt von Pollio ist als Teil der Wasserleitung Aqua Throessitica

pollio aquaedukt selcukUnter Kaiser Augustus wurde in der geschichtsträchtigen Region zwischen Ephesus, Tralleis (dem modernen Aydin) und Magnesia parallel auf einer Vielzahl von Baustellen gearbeitet. Das Aquädukt von Pollio ist als Teil der Wasserleitung Aqua Throessitica aber von herausragender Bedeutung, da es zur Wasserversorgung der expandierenden Stadt Ephesus dringend gebraucht wurde.

Noch heute fliest der jetzt allerdings mit Dervenddere bezeichnete Fluss unter dem östliche gelegenen Bogen desAquädukt hindurch, die antike Straße nutzte den mittleren und den westlichen Bogen zur Durchfahrt, die etwas größer waren. Auch die Inschriften in den Bögen deuten darauf hin.

Die Fundamentsteine und die Bögen sind aus grob behauenen Steinen gefertigt, während die Pfosten und Bogengesimse sehr fein ausgeführte Oberflächen aufweisen. Auch auf den Architraven der Bögen sind noch unzählige Inschriften erkennbar. An den Abschlussplatten oberhalb des Wasserlaufs gibt es gar Verzierungen wie an einer Attika. Teile der Wände sind in ordentlichen Reihen mit Backstein und Mörtel vermauert.

Architekt und Geschichtsschreiber Vitruvius

pollio aqueduct selcuk 2Der Architekt und Geschichtsschreiber Vitruvius beschreibt bereits im ersten Jahrhundert vor Christus den Bau eines Aquädukts fast vergleichbar einer modernen Bauanordnung sehr  detailliert, beginnend mit den Baugrunduntersuchungen, den Vermessungen, der sorgfältigen Auswahl des Baumaterials sowie der Bauausführung zur Vermeidung von Problemen und praktikabler Wartung. Da die Bauausführenden in der Regel diesen Anweisungen strikt gefolgt ist, erstaunt es nicht so sehr, das wir heute noch einige dieser imposanten Nutzbauten vorfinden und bestaunen können. Ob wir dies in Selcuk am Pollio Aquädukt, am Pont du Gard in Südfrankreich oder am Aquädukt in Segovia in Spanien tun, bleibt uns überlassen. Man kann technische Planung und Ausführung nur Bewundern, die über Jahrtausende Bestand haben.

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